0459 - Der Archivplanet
Der Eingang selbst war durch eine geschwungene, breite Straße erreicht worden und lag unter einem der künstlichen Parks der Stadt. Dicht über den Köpfen der Menschen befand sich eine durchgehende Decke von zehntausend Metern Durchmesser - eine einzige Fläche, die aussah, als leuchte die Sonne durch Milchglas. Man sah weder Verstrebungen noch stützende Elemente. Nur in der Mitte dieser Fläche ragte ein einzelner Pfeiler, von hier aus wirkte er wie ein hauchdünner Stahlstab, vom Boden des Archivs auf. Ein gewaltiger Innenhof - zehntausend Meter durchmaß er hier oben, sechstausend Meter auf dem Boden, und die Höhe betrug zweitausend Meter.
„Phantastisch!" sagte Perry Rhodan in ehrlicher Bewunderung.
Er sprach zu Ybsanow.
„Ziemlich unbezahlbar!" sagte Cascal. „Eine Schiffsbesatzung in der Stärke derer der MARCO POLO hätte hier etwa dreiundzwanzig Jahre ausgesprochen viel zu tun. Das gibt wieder Überstunden!"
Abel Waringer meinte kopfschüttelnd: „Unbezahlte!"
Links, in der Seiten wand, erkannten die Fremden eine Menge Eingänge und Türen größeren Formats. Nach rechts führte die Spirale. Sie umrundete diesen gigantischen Innenhof fünfzigmal und ging dann in den Park über - winzig klein erkannten sie unten die Mauern, Träger und die Landschaft. Es war, als ob sie von einem hohen Berg nach unten ins Tal sahen.
Rhodan fragte: „Wie ist das Archiv aufgebaut?"
Ybsanow erklärte: „Grundsätzlich von oben nach unten und chronologisch entlang der Spirale."
Die Spirale war ein Korridor von zwanzig Metern Breite und drei oder vier Metern Höhe. Rechts zweigten Türen ab, es schienen Schotte zu sein. Jede Tür hatte eine andere Farbe und ein anderes Oberflächenmuster, und in einem Feld in ihrer Mitte befand sich eine Zahl oder ein Symbol. Also schien doch eine gewisse Ordnung vorzuherrschen.
„Die ältesten Daten befinden sich eigentlich hier in unserer Nähe. Wir haben versucht, in den letzten Jahrzehnten einen Plan zu entwickeln, welches Thema aus welcher Zeit wo zu finden ist.
Aber wir sind nicht weit damit gekommen."
Ovaron fragte aufgeregt: „Warum nicht?"
Ybsanow erklärte kühl: „Weil unzählige Generationen an diesem Archiv gearbeitet haben. Sie bauten an, wo immer es ihnen gerade paßte. Die Räume gehen nach rechts in den Fels unter der Stadt hinein.
Nach dem ersten Raum, der wohl in der ursprünglichen Ordnung vorgesehen war, kommen inzwischen neue, auf anderen Ebenen, mit moderneren Speicheranlagen - eine flüchtige thematische Ordnung besteht zwar, aber sie ist voller Überraschungen."
Icho Tolot stand hinter der Gruppe wie ein Fels, registrierte genau und betrachtete alles aus seinen drei glühenden Augen.
Plötzlich öffnete sich eine der Türen links von der Balustrade, und ein Cappin näherte sich.
Kalabasch sagte kurz: „Das ist der Takerer Misyen, der Chef des Kontrollkommandos."
Cascal lehnte sich an die Brüstung, hinter ihm war der Abgrund von zweitausend Metern. Der ehemalige Prospektor und Patriarch eines Handelsschiffes sah den Cappin an und fühlte augenblicklich ein gewisses Mißtrauen, gepaart mit deutlicher Ablehnung.
Ein junger, hagerer Mann mit einem schmalen Gesicht, das Klugheit ausstrahlte. Aber in diesem Gesicht war noch etwas anderes zu lesen: hemmungslose Machtgier und der Hang zur Rücksichtslosigkeit.
Der Takerer schien über alles orientiert zu sein. Er ging durch die Gruppen der Wartenden und stieß bis zu Ovaron vor.
„Sie sind bewaffnet?" fragte er.
Ovaron erwiderte verstimmt: „Sie sind mir nicht vorgestellt worden. Außerdem - vermutlich ist es Ihnen fremd - wende ich zumeist Waffen des Geistes an."
Kalabasch und Ybsanow überbrückten die peinliche Situation und stellten den Cappin vor. Sie erwähnten mit keiner Silbe, daß Ovaron vermutlich der Ganjo wäre.
Wieder merkte der Mausbiber, daß die Moritatoren leichtfertig daran glaubten, die Takerer würden wirklich nur Waffenkontrollen durchführen.
Schließlich sagte Misyen: „Ich habe nichts dagegen, wenn diese Fremden hier die Archive besuchen. Aber ich werde augenblicklich eingreifen, wenn hier bewaffnete Zwischenfälle provoziert werden."
Perry Rhodan sah den Cappin eisig an und antwortete: „Wenn es solche Zwischenfälle gibt, dann sind sie sicherlich nicht von uns provoziert worden. Außerdem wären wir Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns jetzt allein lassen würden. Es gilt als unfein, sich in die Unterhaltungen von Freunden zu mischen."
Der Cappin zog sich wieder
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