0463 - Das Drehbuch, das der Satan schrieb
überschütten. »Das ist doch unmöglich!«
Man mußte seine Stimme weithin hören. Auch im Haus.
»Was ist unmöglich?« fragte Steve ebenso laut. Er hatte erkannt, das Cassels Lautstärke eine bestimmte Bedeutung hatte.
»Wenn das Ding richtig brennen soll, müssen wir den Sprit über den offenen Motor schütten. Mach doch mal die Haube auf!«
»Prima!« flüsterte Steve. Und laut setzte er hinzu: »Mach’ ich, Jeo…«
Er beugte sich in den Wagen, um nach dem Haubenverschluß zu suchen und dabei den schwierigsten Teil der Aufgabe zu erfüllen. Er bestand darin, Erdproben aus dem Fußraum des Wagens zu entnehmen — Proben, die später einmal wichtig sein konnten, um einem Verdächtigen nachzuweisen, daß er in diesem Wagen gesessen hatte.
Steve schob mit der linken Hand ein Häufchen Schmutz zusammen. Dann rückte er seine Asbestschürze so zurecht, daß er mit einem Griff an den unter der Schürze versteckten kleinen Gummibeutel gelangen konnte.
»So mach doch endlich!« brüllte Cassel, scheinbar ungeduldig.
Steve kam aus dem Wagen heraus und ging zur Kühlerhaube. Er rüttelte daran, um den Eindruck zu erwecken, sie funktionierte nicht. Einen Moment veranstalteten Steve Dillaggio und Joe Cassel ein kleines Palaver. Sie benahmen sich wie zwei Autofahrer, die sich vergeblich um die Behebung einer Panne bemühten.
Steve ging zurück, bereit, jetzt die bereitgelegten Erdproben in den Beutel zu verstauen.
Er kam fast bis an die offenstehende Tür.
In diesem Moment peitschte ein kurzer Feuerstoß aus einem der dunklen Fenster des Hauses.
***
»Na also…« Roland C. Sunday wischte sich den Schweiß von der Stirn. Unsichtbar für die Öffentlichkeit arbeitete der Spezialist beim FBI Washington. Doch in den letzten drei Stunden hatte er unzählige Spuren verfolgen müssen — Spuren, die ihm fernschriftlich vom FBI-Distrikt New York geliefert worden waren. Und solche Spuren, die sich daraus ergeben hatten.
Eine direkte Spur war das Nummernschild des dunkelblauen Buick gewesen.
CT - 45692 aus Ohio.
Um 7.11 Uhr abends stand endlich der Halter des Wagens fest.
»Josuah Palmer, 48 River Street, Creston (Ohio)«, hatte im Fernschreiben gestanden.
»Den haben wir, diesen Palmer — vorbestraft!« sagte der Computer-Mann.
»Weshalb?« fragte Roland C. Sunday gespannt.
»Das geht hieraus noch nicht hervor — das ist nur unsere Leitkarte, mit deren Hilfe wir aber sofort die große Registerkarte ziehen können. Kommen Sie mit…«
Die beiden FBI-Spezialisten eilten durch einen langen Gang und traten durch eine unscheinbare Tür in einen riesigen Raum voller stählerner Karteischränke. Hinter einem Schreibtisch erhob sich ein Gelehrtentyp mit einer schmalen, goldenen Brille. Er begrüßte die beiden Kollegen kurz und streckte die Hand nach der Leitkarte aus.
Ein Blick genügte ihm. Er ging zu einem der großen Schränke und zog ein kugelgelagertes Schubfach heraus. Mit sicherem Griff angelte er aus der Mitte eine großformatige Karte. Er schaute darauf und stieß einen Pfiff aus.
Langsam, dabei lesend, kam er zurück.
»Das war ein dicker Fisch…« sagte er in Gedanken.
»War?« wunderte sich Sunday.
Der Gelehrtentyp schien die Frage nicht gehört zu haben.
»Diebstahl von Armee-Eigentum — fünf Jahre und unehrenhafter Ausschluß aus der Armee; nach zwei Jahren auf Parole entlassen; Raubüberfall und Erpressung, zehn Jahre, davon sechs verbüßt, zuletzt neue Anklage wegen unbefugten Waffenbesitzes und dann…«
»Und dann?« fragte Sunday gespannt.
»Dieser Palmer ist vor sechs Wochen sinnlos betrunken über einen Highway getorkelt und dabei…«
»Tot?« fragte Sunday fassungslos.
»Laut Karteikarte ist er tot!« nickte der Gelehrtentyp und reichte Sunday die Karte.
***
Das Stakkato der Maschinenpistole zerriß die Ruhe, die nach dem Eintreffen der Feuerwehr wieder eingekehrt war. Das bellende Rattern verursachte bei mir einen fast körperlichen Schmerz. Ich mußte ja das Schlimmste befürchten — immerhin standen ja drei meiner Kollegen in dieser Minute ungedeckt vor dem Haus, in dem sich die Verbrecher eingenistet hatten.
Ein Gefühl der Verzweiflung kroch in mir hoch. Nach wie vor waren wir machtlos. Jede Handlung gegen die Verbrecher mußte unmittelbar die Familie Higgold treffen.
In diesen sekundenschnellen Gedanken schrillte das Telefon. Es war Higgold.
»Cotton«, stieß er hervor, »Mr. Noody hat geschossen. Er hat in die Luft geschossen. Es wäre die letzte Warnung gewesen,
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