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0475 - Der Drache der Zeit

0475 - Der Drache der Zeit

Titel: 0475 - Der Drache der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Rätsel.
    »Worauf warten wir dann noch?« fragte Nicole.
    »Darauf, daß wir Merlins Burg verlassen«, sagte Merlins Tochter. »Wir können die Reise nicht von hier aus antreten. Merlin würde es bemerken und uns daran hindern. Außerdem reichen meine Fähigkeiten allein nicht aus. Es bedarf noch einer anderen Komponente - eines ganz bestimmten Hilfsmittels. Und das gibt es hier in Caermardhin nicht.«
    »Und worum handelt es sich dabei?«
    »Um einen Machtkristall.«
    ***
    In einer einsamen Blockhütte in den Bergen Tibets saß der Träumer.
    Julian Peters, das geheimnisvolle magische Wesen, das in der Lage war, durch die Kraft der Vorstellung seine Träume zur Wirklichkeit werden zu lassen und ganze Welten zu erschaffen, die nur seinem Gesetz unterlagen.
    Doch er wollte nicht mehr träumen. Er hatte seine Macht zur Genüge erprobt. Er war Fürst der Finsternis gewesen, und auch diese Machtfülle reichte ihm. Er wollte beides nicht mehr; er wollte nun sein eigenes Ich finden.
    Und das war mit Abstand die schwerste Aufgabe, die er sich jemals gestellt hatte, denn er meinte sie sehr ernst. Angelique Cascal, das Mädchen, das ihm in die Abgeschiedenheit gefolgt war, konnte ihm da nur teilweise helfen, indem sie ihm seine Grenzen zeigte.
    Immer wieder zog es ihn in die Einsamkeit hinaus. Oft saß er draußen, meditierte nackt in der dünnen Luft und der klirrenden Kälte des Himalayas. Er versuchte den Ratschlag des Lama umzusetzen, den er gebeten hatte, ihm bei der Suche nach sich selbst zu helfen. Doch der Mönch hatte abgelehnt. Er solle zuerst Geduld lernen, hatte der Lama ihm angedeutet. Julian Peters lebe zu schnell, er müsse zuerst innere Ruhe finden, ehe er die Muße aufbringe, nach seiner Seele, nach seinem Ich zu forschen und es zu erkennen.
    Er versuchte Geduld zu lernen, die Zeit als etwas ruhig Fließendes zu sehen, nicht als einen vorübergehenden Zustand. Er sah aus wie ein Neunzehnjähriger und besaß eine Fülle an Wissen und Informationen, wie sie mancher Neunzigjährige nicht besaß. Aber in Wirklichkeit war er nur etwas über anderthalb Jahre alt, und entsprechend gering war der Schatz seiner Lebenserfahrungen. Immerhin hatte er erkannt, daß er zumindest auf diesem Gebiet noch sehr viel zu lernen hatte.
    Er bemühte sich auch um Erfahrungen anderer Art.
    Wieder einmal saß er dort, wo vor nicht einmal einer Stunde noch halbmeterhoher verharschter Schnee gelegen hatte. Jetzt wuchs dort Gras, und erste Wildblumen öffneten vorsichtig ihre Knospen. Julian saß zwischen ihnen, hielt den Metallstab in der Hand, und jedesmal, wenn er mit zwei Fingern oder auch nur dem Zeigefinger der rechten Hand sanft über das Metall strich, näherte es sich der endgültigen, beabsichtigten Form.
    Ein Schwert entstand in Julians Hände. Ein Schwert, wie es seinesgleichen suchen sollte. Er brauchte keine Schmiede keine heiße Glut, keinen Hammer, der glühenden Stahl formte. Er brauchte nur seine Innere Kraft. Mit ihr formte er das Schwert, in welchem Träume ihren Platz finden sollten.
    Seine Bewegungen verlangsamten sich. Er schloß die Augen.
    Er sah den Drachen.
    Schon einmal hat er ihn gesehen; es war noch nicht lange her. Doch jetzt war das Bild des Verschlingers deutlicher geworden. Feuer spie der Drache aus seinem aufgerissenen Maul. Doch es war mehr als Feuer. Es war Inferno, Chaos, Entropie. Auflösung und Zerfall. Der Drache brachte Veränderung, und die Welt würde nie mehr sein, wie sie einmal war, wenn niemand sich erhob und den Drachen erschlug.
    Julian öffnete die Augen wieder. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Es war ein Traum? Aber er steuerte ihn nicht. Er kam von außen. Nie zuvor hatte Julian derartiges erlebt. Es war fremd, anders, unbegreiflich. Er mußte sich erst hineinfinden, mußte verstehen lernen. Wofür stand der Drache? Was bedeutete er? Wer sollte ihn erschlagen?
    Julian sah auf den Metallstab, der einem Schwert immer ähnlicher wurde. Bald schon würde die Klinge fertig sein, und dann konnte er daran gehen, die Verzierungen herauszuarbeiten, die er daran sehen wollte und die Bedeutungen besaßen, die nur er kannte, die nur ihm etwas bedeuteten.
    War dies das Schwert, das den Drachen erschlug?
    Aber WAS war der Drache?
    Warum sah Julian ausgerechnet dieses Bild?
    ***
    »Machtkristall«, sagte Gryf; seine Augen waren schmal geworden als er Sara Moon taxierte. Er hatte ebensowenig wie die anderen vergessen, daß Sara Moon eine sehr lange Zeit auf der anderen Seite gestanden hatte. Merlins

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