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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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S chwere Schritte hallten am späten Nachmittag des schneereichen Herbsttages laut und in gleichmäßig raschen Abständen, sich abwechselnd mit einem unangenehm kratzenden Geräusch, durch die lang gezogenen Flure des Fürstenpalastes im nördlichen, hinter dem Riesengebirge gelegenen Eisbergen.
    Das jedes empfindliche Ohr provozierende Geräusch hörte sich an, als ob jemand mit langen Fingernägeln über eine geglättete Schiefertafel kratzte und dabei auch noch rhythmisch mit einem schweren Eisenhammer auf steinernen Boden schlüge.
    Die mit der Bodenpflege beschäftigten Diener des Hauses blickten dem stramm an ihnen vorbeischreitenden Stiefelträger erbost nach, wagten es jedoch nicht, ihm unmittelbar in die Augen zu sehen oder gar das Wort an ihn zu richten und sich über seinen zerstörerischen Gang auf ihrem spiegelglatten und penibel gereinigten Boden zu beschweren. Sie hielten sich lieber respektvoll geduckt, die Blicke demütig gesenkt.
    Seit Horas waren sie schon dabei, den Boden aus reinem Eis immer wieder mit kristallklarem Wasser zu übergießen, die dünnen Wasserschichten vorsichtig und gleichmäßig bis zum Anfrieren zu verteilen, kleinere Unebenheiten und Löcher mit einer verstärkten Kristalllupe dicht vor den Augen auszugleichen, Kratzer einzeln zu entfernen, von Hand wieder abzuziehen und mithilfe eines feinen Schleifsteines blank zu polieren. Die auf diese Weise aufwendig vorbereitete Eisfläche musste schließlich in gebückter Haltung und auf Knien rutschend mit Samthandschuhen auf Hochglanz gebracht werden, bis die Bediensteten sich selbst in ihrem Spiegelbild ohne jede Verzerrung erblicken konnten.
    Die fleißigen Diener kannten den Mann nur zu gut, der die ihnen so verhassten, bis knapp über die Knie reichenden Stiefel trug, an deren Sohlen spitze, mit schmalen Kerben versehene Eisendorne, Spaikis genannt, angebracht waren. Auf glatten Eisflächen sollten Spaikis ihrem Träger Halt geben. Doch die mühsame Arbeit eines kompletten Tages wurde mit einem einzigen Gang durch die Flure völlig zunichtegemacht. Ganz offensichtlich hielt sich der Stiefelträger wieder einmal nicht an die Hausordnung. Fürst Alchovi hätte die dornenbewehrten Stiefel längst und für alle Zeiten verbieten sollen, waren die Diener überzeugt, die den dreisten Hausordnungsrebellen am liebsten gleich auf der Stelle mit ihren Schleifsteinen erschlagen hätten, anschließend mit Wasser übergossen und in den frisch aufbereiteten Boden eingearbeitet. Was für eine Genugtuung wäre das für die Diener gewesen, wenn der Frevler aus starren, erfrorenen Augen und mit blau angelaufenen Lippen unter der dicken Eisschicht zu ihnen heraufgeblickt hätte. Dennoch wussten sie, dass ihre mörderische Fantasie, so sehr sie sie einen Augenblick lang im Stillen genossen, nur unerfülltes Wunschdenken bleiben würde. Stattdessen mussten sie der schrecklichen Wirklichkeit tatenlos ins Auge sehen und mit Entsetzen beobachten, wie jeder Schritt deutlich sichtbar und für ihre Ohren schier unerträglich schmerzend mehr und mehr tiefe Kratzer und Löcher in den Boden riss.
    Der Gipfel der Missachtung und Geringschätzung ihrer täglichen Arbeit durch den Stiefelträger war jedoch, dass er an der Seite eine wie eine schwere Peitsche aufgerollte Waffe trug, deren zur Schlinge gebundenes Ende innen wie außen mit messerscharfen Stahlklingen besetzt war. Schleifend berührte sie den Boden, und vom Palasteingang beginnend bis zu den Gemächern des Fürsten Alchovi hinterließ sie eine lange, tiefe Kratzspur. Es würde Tage dauern, bis sie die Spuren zur Zufriedenheit ihrer Hoheit, der edlen Dame des Hauses, Fürstin Alchovi, wieder entfernt und einigermaßen repariert haben würden. Ohnehin schien die Fürstin die Einzige in diesem Palast zu sein – außer den Bediensteten selbst, natürlich –, die ihre wichtige und schwere Arbeit zu schätzen wusste.
    Warrhard würdigte die Diener keines Blickes und hielt stattdessen seinen Kopf stolz aufgerichtet, geradeaus nach vorne blickend. Er war der Anführer der berüchtigten Eiskrieger, Fürst Alchovis auf Treue eingeschworener und bis zum Tod loyal ergebener Leibgarde. Niemand durfte von ihm verlangen, dass er bei Betreten der Fürstenresidenz seine warmen, mit weichem Fell ausgeschlagenen Stiefel durch jene wollenen, mit bunten Blümchenstickereien versehenen Hauspantoffeln ersetzte, nur um den glatt polierten Eisboden des Palastes nicht zu beschädigen.
    Die Pantoffeln hielt der Eiskrieger

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