0475 - Der Drache der Zeit

Titel: 0475 - Der Drache der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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Verfolger war mehr hinter ihm her. Niemand hatte sein Eindringen bemerkt. Die fünf Meeghs, die die Zentrale-Besatzung darstellten, kümmerten sich überhaupt nicht um den ungebetenen Besucher, sie schienen ihn nicht einmal wahrzunehmen. Sie waren nur mit ihren Instrumenten und der Steuerung beschäftigt.
    Zamorra hielt die Waffe schußbereit. Aber er zögerte noch, sie einzusetzen. Er brachte es einfach nicht fertig, auf jemanden zu schießen, der keine unmittelbare Bedrohung für ihn darstellte. Überhaupt stand er mit Schußwaffen ein wenig auf dem Kriegsfuß. Hinzu kam aber auch, daß er die Situation noch nicht richtig einschätzen konnte. Warum nahmen die Meeghs von ihm keine Notiz? Was war ihnen wichtiger als der Feind in ihrem Rücken?
    Ein hallender Schlag ließ die Druckzeile des Dimensionenraumschiffes schwingen. Zamorra zuckte unter dem Lärm zusammen. Weitere Schläge erfolgten in rascher, gleichmäßiger Folge-Nein, nicht ganz gleichmäßig… die Abstände verringerten sich rasch, und der Klang wurde heller. So, als käme etwas näher heran.
    Plötzlich begriff er.
    Was er hier vernahm, waren Tastimpulse, die den schnell fliegenden Spider trafen. Eine Art Echotaster. Die Suchstrahlen wurde an ihren Ausgangspunkt zurückgeworfen und verrieten dem unbekannten Beobachter, wie schnell der Spider sich näherte.
    Die Meeghs wurden seltsam hektisch. Zamorra konnte die Unruhe, die die fünf auf der Kommandobrücke erfaßte, fast körperlich spüren. Seltsame geistige Schwingungen strichen über ihn hinweg, und er fühlte sich an die Nische erinnert, aus der er vorhin hatte stürzen müssen, weil in ihr irgend etwas gewesen war, das in ihm unbeherrschbare Angst erzeugte, so daß er eine direkte Konfrontation mit dem Meegh als harmloser empfunden hatte.
    Da war das Kribbeln wieder.
    Und plötzlich zuckten fahle Blitze durch die Koordinatenlinien. Da jagte etwas aus Weltraumtiefen heran. Zunächst nur ein winziger Punkt, wurde es immer deutlicher sichtbar. Zamorra sah, wie schwarzleuchtende Strahlenfinger nach dem Etwas griffen, aber wirkungslos daran abglitten oder zersprühten. Es war ein blauviolett schimmernder riesiger Ring, der wie ein Rad um eine imaginäre Achse rotierte. Er jagte blitzartig an dem Spider vorbei.
    Zamorra sah und spürte, wie die Meeghs den Spider aus dem Kurs rissen. Aber es war zu spät. Das ringförmige Objekt, das an ihnen vorbeijagte, wurde jäh zu einem Stern, dessen Zacken und Strahlen in grellstem Rot aufflammten und nach dem Spider tasteten.
    Nur Sekundenbruchteile später bestand Zamorras Umgebung aus einem flammenden Inferno aus Schwarz und Rot, das alles zerfraß und zu Atomen zerpulverte, was sich in seinem Weg befand.
    Der rasende Ring hatte den Spider mit einem einzigen Feuerschlag abgeschossen…
    ***
    »Jetzt«, sagte Ted Ewigk.
    Er hatte sich auf den entscheidenden Moment konzentriert. Es war nicht einfach, einem Dhyarra-Kristall abstrakte Befehle zu erteilen, aber er hatte es geschafft. In dieser Hinsicht unterschied sich der Machtkristall 13. Ordnung nicht von einem »Spielzeug für Zauberlehrlinge«, wie Sara es einmal genannt hatte, einem Dhyarra 1. Ordnung. Die Befehle mußten als bildhafte, deutliche Vorstellung gedanklich formuliert werden. Wer über diese Vorstellungskraft nicht verfügte, dem nützte auch ein Dhyarra-Kristall nichts.
    Jedenfalls war es Ted Ewigk gelungen, den Kristall so zu programmieren, daß er im Augenblick des zeitlosen Sprunges schlagartig aktiv wurde, die beiden Druidinnen abschirmte und sich dann sofort wieder abschaltete, sobald der Sprung abgeschlossen war. Das konnte insgesamt nur zwei bis drei Sekunden sein. Wenn sich in den letzten Minuten nicht entscheidend geändert hatte, konnte das für den Dhyarra nicht viel bedeuten, da hatte Nicole durchaus recht.
    »Jetzt.«
    Der Sprung erfolgte. Nicole zeigte den beiden Druidinnen ein Bild ihres Zieles, und das immer noch aktive Amulett bestimmte Richtung und Distanz. Sie alle hielten sich bei den Händen, schufen damit den nötigen Kontakt. Die entscheidende Vorwärtsbewegung kam, die den zeitlosen Sprung auslöste, und im nächsten Augenblick befanden sie sich nicht mehr auf der Oberfläche des Silbermondes, sondern in dem Spider, der Zamorra und Gryf entführt hatte.
    Genauer gesagt: sie befanden sich dort, wo dieser Spider vor ein paar Sekunden noch existiert hatte.
    Und wo sich jetzt ein Feuerball ausdehnte.
    Sie sprangen genau in das Inferno der Volltreffer-Explosion