0486 - Wer andern einen Mörder schickt
Auf mich, verstehst du? Sie werden mein Haus auf den Kopf stellen, werden mein Vorleben durchleuchten und dann… und dann…«
»Werden Sie herausfinden, daß du ein Verbrecher bist«, ergänzte Arturo. »Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Piper dich erschossen hätte! Ich gebe zu, einen Augenblick habe ich mit dem Gedanken gespielt!«
»Arturo!« stammelte Boro schreckensbleich.
»Warum regst du dich auf?« fragte Arturo mit zynischer Ruhe. »Du bist auf jeden Fall erledigt. Aber im Augenblick brauche ich dich noch. Später kannst du Selbstmord begehen, das heißt, es wird jedenfalls so aussehen.« Boro stürzte vor, aber da bewegte sich der Fenstervorhang.
»Piper!« stammelte Boro. »Nein, nein, das… das darfst du nicht! Ich tue ja alles, was jäu willst! Ich gebe dir mein ganzes Vermögen!«
Arturo hob die Hand. »Ich will dich, Mr. Bill Lansing! Ich brauche dich als angesehenen Geschäftsmann, sozusagen als Aushängeschild! Leider erfüllst du deinen Zweck nur als Leiche.«
***
Ich hatte Mike Morelli ausgequetscht wie eine Zitrone. Einiges erfuhr ich, was ich mir bisher nur undeutlich zusammenreimen konnte. Aber das Entscheidende, die Hintermänner — in diesem Fall mußte auch Morelli passen.
Er war zahm wie' ein Lamm, als wir ihn in eine Zelle der City Police brachten.
Noch morgens um fünf saßen Phil und ich mit Leutnant Pender in seinem Büro zusammen.
»Sie sind nicht zufrieden, Jerry«, stellte Pender fest.
»Nein.«
»Und warum nicht? Wir haben alles hinter Schloß und Riegel, was direkt oder mittelbar mit der Tempura-Affäre zu tun hatte. Die Morde sind aufgeklärt, auch der an ihrem Kollegen Fred Vincent. Morelli hat eine Generalbeichte abgelegt.«
»Und was ist mit der Siedlungsgesellschaft? Was ist mit den eigentlichen Drahtziehern? Mit den sogenannten .Großen' der Cosa Nostra? Sollen sie straffrei ausgehen und weiter morden, weiter ihre Netze um unschuldige Menschen spinnen? Nein, ich kann mich mit dem bisherigen Ergebnis nicht zufriedengeben, obwohl mir klar ist, daß der Kampf gegen die Cosa Nostra noch Jahre dauern kann. Aber wir müssen dieser vielköpfigen Hydra wenigstens hier den Kopf abschlagen. Und deshalb lautet meine Frage: wer ist der Kopf in Charleston?«
»Vielleicht June Rickerby?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, sie behauptete eine gehobene Stellung innerhalb des Syndikats. Sie ist aber niemals der Boß. — Übrigens, wie geht es ihr?«
»Sie wurde operiert. Bald wird sie wieder hergestellt sein. Dann kann man ihr den Prozeß machen.«
»Bleibt noch einer übrig«, murmelte ich leise vor mich hin. »Nur werde ich es ihm auch beweisen müssen.«
Phil hob den Kopf. »Wen meinst du?«
»Du kennst den Gentleman nicht, aber Leutnant Pender.«
»Ich?«
»Ja, Sie hatten ihn schon mal im Gewahrsam. Damals mußten wir ihn vorläufig laufenlassen, weil er…«
»Sie meinen Bill Lansing? Den Makler? Er gehört zu den angesehensten Bürgern der Stadt. Das ist ausgeschlossen.«
»Langsam, Pender«, sagte ich. »Mein Verdacht ist nicht neu. Ich machte mir sofort meine Gedanken. Wieso rückte er Mrs. Schuler auf den Pelz? Er sagte uns, daß er im Auftrag der Siedlungsgesellschaft gehandelt habe. Vielleicht stimmt das? Vielleicht war er selbst als der heimliche Boß sein eigener Auftraggeber?«
»Das ist zu phantastisch.«
»Vielleicht, jedenfalls werden wir ihm einen Besuch abstatten.. Einen Höflichkeitsbesuch, wenn Sie wollen. Ich möchte Sie nämlich dabeihaben. Sozusagen als Vertreter der örtlichen Polizeibehörde.«
»Wann?«
Ich blickte auf die Uhr. »Wir werden uns etwas frischmachen und ein ausgiebiges Frühstück zu uns nehmen. Wir haben es alle verdient. — Vielleicht um acht Uhr?«
***
Wir waren so pünktlich wie der Präsident. In einem schwarzen Packard fuhren wir vor.
Ein Butler mit unbewegtem Gesicht fragte nach unseren Wünschen.
»Wir möchten Mr. Bill Lansing sprechen«, erklärte Leutnant Pender.
Der Butler verbeugte sich. Er gehörte zur alten Schule. »Ich werde sehen, ob Mr. Lansing schon aufgestanden ist. Gestern wurde es spät. Wir hatten eine große Gesellschaft.«
Wir warteten in der Halle.
»Ganz schön pompös«, meinte Phil. »Der Mann gehört nicht gerade zu den Ärmsten.«
Es dauerte ziemlich lange, ehe der Butler zurückkam. In seinen Augen glaubte ich ein ängstliches Flackern zu erkennen, das vorhin nicht dagewesen war.
»Mr. Lansing fühlt sich nicht wohl, er läßt sich entschuldigen. Wenn Sie vielleicht mit
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