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0486 - Wer andern einen Mörder schickt

0486 - Wer andern einen Mörder schickt

Titel: 0486 - Wer andern einen Mörder schickt Kostenlos Bücher Online Lesen
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flötete gerade eine mit Brillanten übersäte Rotblonde. »Sie müssen ein glücklicher Mensch sein!«
    Boro dankte zerstreut. Verstohlen blickte er auf die Uhr. Es fehlten noch zwanzig Minuten bis drei Uhr.
    Warum kam Arturo nicht? Hatte er ihn doch reingelegt?
    Da entstand bei den großen Flügeltüren ein merkwürdiges Gedränge. Jemand schien den Saal betreten zu wollen, aber ein paar albern kichernde Frauen wollten den späten Gast nicht hereinlassen.
    »Er muß Strafe zahlen!« schrien sie. »Er muß eine Flasche Whisky austrinken! Zwei Flaschen Champagner! — Einen Solotanz! Einen Solotanz für den späten Gast!« — »Seht nur!« rief eine andere, »er hat einen Geigenkasten mitgebracht! Er will uns was Vorspielen!«
    Der Mann am Eingang trug einen schwarzen Frackmantel. Sein zerfurchtes Gesicht war unbewegt, als er langsam den sogenannten Geigenkasten auf den Boden stellte.
    Jetzt konnte ihn auch Boro erkennen. »Jim!« entfuhr es ihm halblaut.
    Der Geigenkasten war noch immer verschlossen. Boro folgte Jims Blick, der seine Augen verächtlich über die lachenden Menschen schweifen ließ. Als er sah, daß bei den gegenüberliegenden Türen ebenfalls zwei Männer in Frackmänteln aufgetaucht waren, wußte Boro, daß Arturo sein Versprechen wahrgemacht hatte.
    Jim öffnete den Geigenkasten.
    »Ein Gewehr!«
    »Eine Maschinenpistole, nein, so ein Spaßvogel!« schrie eine Frau, die ganz in Jims Nähe stand.
    Es war tatsächlich eine Maschinenpistole, die Jim jetzt lässig unter den Arm klemmte, seelenruhig einen Schalldämpfer aufschraubte und den Sicherungsbügel zurückschob.
    Alle glaubten an einen Scherz, an eine Überraschung des Gastgebers. Erst als Jim den Hahn durchzog und eine Geschoßgarbe über die Köpfe der Damen und Herren zwitschern ließ, merkten auch die Betrunkensten, daß es ernst wurde.
    Von der gegenüberliegenden Seite des Saales knallte eine kalte Stimme in die Menge.
    Die Musik brach mit einem Schlag ab.
    »Alles auf den Boden legen!« befahl Fatty, der das Kommando für die Aktion übernommen hatte. »Sollte jemand der anwesenden Gentlemen zufällig eine Waffe bei sich führen, so würde ich ihm raten, das Ding abzuliefern. Wir sind kitzlig, wenn es um Schußwaffen geht. Es kann zu leicht etwas passieren.«
    Jemand lachte, aber Fättys Humor hatte Grenzen. »Sollte jemand der Anwesenden den Ernst der Lage unterschätzen, so bin ich gern bereit, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.«
    Über dem Saal lag absolute Stille.
    Während Jim und Fatty mit den Maschinenpistolen den Saal überwachten, gingen zwei jüngere Burschen, denen man ihre italienische Herkunft deutlich ansah, durch die Menschenreihen. Sie überzeugten sich gründlich, daß niemand eine Waffe im Besitz behielt. Als sie zu Fatty zurückkamen, lieferten sie zwei Derringer und eine 6,35er Damenpistole ab.
    »Die Ladys auf die linke Seite des Saales, die Gentlemen auf die rechte.«
    Es klappte reibungslos, so als ob der Auftritt mehrfach geprobt worden wäre.
    Und wieder machten die beiden Italiener ihren Gang. Zwei Diener mußten ihnen einen Korb vorantragen, in den sie den Schmuck der Damen einsammelten.
    Aber auch die männliche Seite wurde nicht verschont. Goldene Uhren, Zigarettenetuis, Ringe, Manschettenknöpfe, alles verschwand im Korb.
    Nach dieser Prozedur atmeten die Gäste auf. Ein paar lächelten still vor sich hin. Wahrscheinlich waren sie besonders hoch versichert.
    Aber das war nur der Anfang. Arturo machte keine halben Sachen.
    »Ladies and Gentlemen, wir danken für ihre freundliche Unterstützung«, ließ sich Fatty wieder vernehmen. »Ihre Bereitwilligkeit hat uns die unangenehme Aufgabe sehr erleichtert. Ich hoffe auch weiterhin auf Ihr volles Verständnis. Die Schmuckaktion war nur eine kleine Einlage, sozusagen eine Kostprobe. Ihre nächste, freiwillige Stiftung geht an Ihre Brieftaschen und — ihre Bankkonten. Wir haben uns die Sache so gedacht: Jeder der anwesenden Herren darf sich selbst einschätzen. Verfügt er über ein Vermögen von fünf Millionen, so besitzt er bestimmt ein Bankkonto von fünfhunderttausend, in festen oder beweglichen Werten. Zumindest kann er auf Grund seines Vermögens über diesen Betrag verfügen. Über die Hälfte dieses angenommenen Betrages, also zweihundertfünfzigtausend Dollar, sollte er uns einen Scheck ausschreiben. Möglichst auf eine auswärtige Bank. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Ein paar Herren wurden blaß. Ihnen war klar, daß die Gangster durchaus nicht

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