0494 - Hexen-Polterabend
rede?« fragte er plötzlich.
»Dann müßte ich meinen Plan ändern.«
»Inwiefern?«
Suko glaubte daran, daß er schon so gut wie gewonnen hatte. »Wir werden sehen«, sagte er. »Es kommt darauf an, was Sie mir zu bieten haben, Mr. Stern.«
»Vielleicht etwas Großes.«
»Lassen Sie hören, ich bin gespannt.« Suko ging davon aus, daß dieser Anwalt unbedingt dabei sein wollte, wenn Abandur Jane Collins zur Braut nahm. Das konnte er nicht, wenn sich die Zellentür hinter ihm geschlossen hatte. Also suchte er jetzt nach einem Kompromiß, wo er sein Gesicht nicht verlieren würde.
»Sie haben sowieso versagt«, erklärte Suko. »Denn ich lebe noch. Das wird man Ihnen ankreiden.«
»Abandur?« fragte Stern und lachte kratzig.
»Zum Beispiel.« Suko setzte sich bequem hin. »Wissen Sie, ich kenne die Gestalten der anderen Seite. Ich weiß genau, wie sie reagieren und daß sie das Versagen der Menschen immer nur mit dem Tod bestrafen. Das ist nun mal so und wird auch so bleiben.« Suko grinste den Anwalt breit an. »Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, Stern.«
»Sie versuchen, mir Angst einzujagen.«
»Ich spreche nur die Tatsachen aus. Sie können sich daran halten oder auch nicht, aber ich sehe es nun mal als die volle Wahrheit an. Zudem besitze ich meine einschlägigen Erfahren, darauf können Sie sich verlassen. Wenn wir Sie in die Zelle stecken, sind Sie natürlich für eine Weile in Sicherheit. Ich sage aber bewußt nur für eine Weile, denn es kann auch anders kommen. Dämonen vergessen nichts, der Teufel schreibt sich alles auf. Er wird irgendwann zu Ihnen kommen und Ihnen seine Rechnung präsentieren. In Ihrem Fall wird es möglicherweise Abandur sein. Den halten auch keine Gitter ab, das sollten Sie eigentlich wissen, Mr. Stern.«
Der Anwalt hatte zugehört. Er war auch nervös dabei geworden. Suko glaubte daran, daß er ihn gleich soweit hatte. Er fügte nur noch etwas hinzu.
»Sie sollten auch wissen, daß Sie mir eigentlich dankbar sein können, weil ich es geschafft habe, mein Leben. Meine Freunde und ich sind es gewohnt, gegen Dämonen und auch gegen den Teufel und dessen Diener zu kämpfen. Überlegen Sie, Mr. Stern. Wir haben die Möglichkeiten, Ihren Meister zu vernichten. Sollte das geschehen, sind Sie aus dem Schneider, Mr. Stern.«
»Für den Knast?«
Suko hob die Schultern. »Darüber könnten wir uns zu gegebener Zeit unterhalten. Es gibt ja Polizisten, die etwas vergeßlich sind.« Der Inspektor lächelte leicht. »Manchmal überkommt mich diese Eigenschaft ebenfalls.«
»Wie meinen Sie das denn?«
»Nun, ich könnte mir vorstellen, daß mich mein Gedächtnis im Stich läßt, wenn es darum geht, mich an Ihr Mordvorhaben zu erinnern, Mr. Stern.«
»Raffiniert, Mann.«
»Ich denke nur realistisch.«
»Aber umsonst ist der Tod!«
»Auch ein Irrtum, der kostet nämlich das Leben. Im Prinzip haben Sie recht, Mr. Stern. Ich will etwas Bestimmtes von Ihnen. Sie sind derjenige, der Bescheid weiß, und ich möchte an Ihrem Wissen teilhaben. Das ist alles.«
Stern überlegte. Er strich dabei über sein lädiertes Kinn und sagte schließlich: »An meinem Wissen wollen Sie teilhaben. Wie soll das denn aussehen?«
»Es kommt auf Sie an.«
»Soll ich Sie irgendwohin bringen?«
»Das wäre nicht schlecht. Ich habe da auch schon eine Idee. Sie haben mir viel von diesem Hexen-Polterabend erzählt. Ich bin zwar nicht unbedingt ein Freund der Polterabende, doch so originelle wie diesen möchte ich mir eigentlich nicht entgehen lassen. Ich werde dort sein, gewissermaßen als ein Ehrengast, den zunächst niemand sieht. Was halten Sie von meinem Vorschlag?«
»Er kommt nicht überraschend.«
»Stimmt, weil er realistisch ist.«
»Ich muß ihn mir durch den Kopf gehen lassen.«
»Nein, Mr. Stern, das ist vorbei. Ich will jetzt und hier eine Antwort von Ihnen.«
»Kann ich eine Tablette haben?« fragte er und strich über seinen Kopf. »Ich… ich habe Schmerzen.«
»Ich werde nachschauen, ob ich welche dahabe.«
»Ja, bitte.«
Suko erhob sich und ging in die Küche. Er ließ die Tür offen, denn er traute dem Anwalt nicht. Und er hatte recht behalten. Als Suko einen Schritt zurückging, um in den Wohnraum schauen zu können, sah er, daß sich Stern erhob und auf leisen Sohlen zur Tür schlich. Der Anwalt hatte Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht, er mußte sich noch an der Wand festhalten.
Suko verließ die Küche und schüttelte den Kopf. »Aber, Mr. Stern, Sie sollten sich
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