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0495 - Die Schlucht der Echsen

0495 - Die Schlucht der Echsen

Titel: 0495 - Die Schlucht der Echsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ewigk, daß die Kälte sich unwahrscheinlich schnell durchs Erdreich ausbreitet, indem sie Wasseradern als Straßen benutzt? Dabei friert uns die gesamte Trink- und Brauchwasserversorgung für den Ostteil der Stadt und die Ortsteile ein! Wir haben schon mit dem Gedanken gespielt, Napalmbomben abzuwerfen, um mit dem Feuer wenigstens einen Teil des Kälteblocks abzuschmelzen. Mit Brennern kommen wir nicht nahe genug heran. Brennbare Flüssigkeiten abzuregnen und abzufackeln, funktioniert auch nicht, weil das Zeug noch in der Luft gefriert und sich nicht mehr zünden läßt. Also, zeigen Sie, was Sie können, Sie Wunderknabe. Wenn wir uns die Napalm- und Phosphorbomben sparen könnten, wäre das nicht nur mir lieb, sondern auch den Wissenschaftlern, die diese fremde Masse gerne untersuchen möchten. Daß nach einem Bombenabwurf davon nicht mehr viel übrig bleiben würde, dürfte ja wohl klar sein.«
    Ted nickte.
    »Was ich brauche, habe ich bei mir«, sagte er.
    »Nur mit diesem kleinen Steinchen wollen Sie das machen? Na, da bin ich aber mal gespannt!« brummte Sebastian.
    Und ich erst! dachte Ted Ewigk, der allmählich befürchtete, den Mund doch ein bißchen zu voll genommen zu haben. Aber er mußte es trotzdem wenigstens versuchen.
    Sie hatten Rom längst verlassen. Vor ihnen tauchten die ersten Absperrungen auf. Sebastian mußte den Maserati abbremsen.
    »Wie nahe müssen Sie eigentlich an diesen dritten Kältepol der Erde ran?«
    ***
    Charr Takkar, der Kältepriester, der von den Sauroiden im Schweber als »Hoher« angesprochen wurde, hatte den ovalen Peilsender längst wieder in der Tasche verschwinden lassen, mit dem er den Schweber herbeigelotst hatte. Jetzt jagte das Fluggerät mit annähernd Schallgeschwindigkeit über eine zerklüftete Landschaft. An einer Stelle klaffte eine undurchdringliche Schwärze mitten im Gelände. Es kam zu Auflösungseffekten in der Landschaft. Große Tiere, allesamt mit den auf der Erde vor sechzig Millionen Jahren ausgestorbenen Sauriern vergleichbar, flüchteten vor dem sich ausbreitenden Nichts.
    »Bis vor kurzem glaubten wir noch, ein paar hunderttausend Jahre Zeit zu haben, bis auch der letzte Kubikzentimeter Planetenmasse sich im Chaos aufgelöst hat«, sagte Charr Takkar. »Wir konnten mit der Katastrophe leben. Aber vor einigen Wochen begann der Vorgang der Auflösung sich drastisch zu beschleunigen. Die Entropiekurve steigt exponential. Das bedeutet, daß wir nur noch Monate haben, vielleicht weniger. Es ist unsere Generation, es sind wir, die unmittelbar betroffen sind, nicht die Urenkel unserer Ur-Ur-Urenkel. Unsere Welt stirbt endgültig, und sie tut dies mit rasender Geschwindigkeit.«
    Nicole sah durch das Fenster nach draußen. Obgleich das Innere des Schwebers gut geheizt war, fröstelte sie. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper.
    »Die Zeit verläuft nicht mehr kontinuierlich«, fuhr Takkar leise fort. »In einigen Bereichen unserer Welt hat sich der Zeitablauf verlangsamt, in anderen beschleunigt er sich. Und diese Zonen wandern, tauschen sich gegeneinander aus. Auch da schlägt das Chaos bereits zu. Die Zeit ist kein Maßstab der Ordnung mehr.«
    Sie überflogen einen breiten Fluß, in dem ein Riesenreptil einem Wasserfall entgegenschwamm, der sich in eine schmale, zerklüftete Schlucht stürzte. Die Luft flimmerte seltsam. Der Pilot des Schwebers wandte sich zu Takkar um. »Hoher, ich halte es für sicherer, wenn wir dieser Zone ausweichen. Es sieht nach beschleunigter Entropie aus. Vor uns braut sich etwas zusammen.«
    »Kurs noch halten«, sagte Takkar. »So lange es eben vertretbar ist. Ich möchte so wenig Zeit wie möglich durch Umwege verlieren.«
    »Wohin fliegen wir?« fragte Zamorra.
    »Zur Hauptstadt. Noch existiert sie.« Er zeigte das sauroide Äquivalent dünnlippigen menschlichen Lächelns. »Wissen Sie, was das Schlimmste ist, Zamorra? Wir, die Priesterschaft der Kälte, haben das Volk nicht mehr im Griff. Wir können es nicht mehr beruhigen. Wir mußten einen starken Autoritätsverlust hinnehmen - woran Sie und Ihresgleichen auch nicht ganz unschuldig sind. Immerhin waren Sie es damals, die Reek Norr in seinen Bestrebungen unterstützten, der Priesterschaft die Macht zu nehmen. Hinzu kommt der Tod Orrac Gatnors, der unserem Einfluß sehr geschadet hat. Orrac Gatnor war der Motor, der hinter der Priesterschaft stand.«
    »Orrac Gatnor war ein Verbrecher«, sagte Zamorra.
    »Selbst innerhalb der Priesterschaft wird schon längst nicht mehr

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