0495 - Die Schlucht der Echsen
Fall dauert’s eine halbe Stunde, vielleicht aber auch nur fünfzehn Minuten. Dann kommt das Wasser.«
Er keuchte vor Atemnot, während er die Worte hervorsprudelte. Plötzlich schoß seine Hand vor, umfaßte den Unterarm des Geheimdienst-Obristen. »Das Wasser, Colonello! Ich habe die Ausdehnung des Blocks nicht gesehen! Reicht die Menge, die Felsbrocken bis nach Rom hinein zu schwemmen?«
»Natürlich nicht, aber der Absperrkreis ist hochgradig gefährdet.«
»Dann geben Sie endlich den Befehl, Colonello, und lassen Sie uns von hier verschwinden, ehe Ihr schöner Maserati zum U-Boot wird!«
Sebastian sah ihn prüfend an. »Es ist überhaupt nichts zu erkennen. Sind Sie sicher, daß Sie mich nicht nur auf den Arm nehmen wollen, Ewigk?«
»Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, und bis der Hitzekern auch außerhalb des Blockes wirksam wird, dauert’s noch ein paar Minuten. Er schmilzt nicht von außen, sondern von innen her auf. Und jetzt möchte ich erst einmal nach Hause, um mich mit Grog oder Glühwein ebenfalls von innen aufzuwärmen. Schaffen Sie’s, mich bei meiner Villa abzusetzen, oder sprechen dienstliche Gründe dagegen?«
»Keine, Ewigk. Höchstens der Alien, der zu Ihnen unterwegs ist.«
Ted lehnte sich zurück und schloß die Augen, sehnte sich nach einem heißen Bad. »Was glauben Sie, wie gern ich mich mit dem jetzt unterhalten möchte, Colonello? Warum zeigen Sie mir nicht endlich einmal, wie schnell Ihr Wagen ist?«
***
»Vielleicht ist er gar nicht mehr drinnen«, gab Pacoso zu bedenken. »Überlegen Sie mal, wie schnell er eingedrungen sein muß. Vielleicht hat er festgestellt, daß das Haus leer ist, und ist längst wieder auf und davon -querbeet durchs Gelände!«
»Oder er lauert drinnen, um Ewigk nach seiner Rückkehr zu kidnappen, wie?« brummte Re. »Ich glaube, soweit sollten wir es nicht kommen lassen. Ich gehe jetzt rein und sehe mich drinnen um. Vermutlich rechnet er inzwischen gar nicht mehr damit, und ich werde spielend mit ihm fertig.«
»Raffael, Sie werden ihn nicht verhaften können! Lassen Sie mich einfach mit ihm reden, ja? Wenn es schon unbedingt so sein muß. Wir können ja auch Ewigk vor seiner Rückkehr abfangen und erst einmal mit ihm sprechen, ehe er hineingeht.«
»Das führt doch zu nichts«, murmelte Re. Er fühlte sich müde, war lange genug im Dienst gewesen. Erst seine normalen zehn Stunden, und jetzt diese nächtliche Aktion… Er wollte die Sache endlich zu Ende bringen.
Er löste sich von seiner Position an der Wand und pirschte sich nach vorne zur Haustür. »Was haben Sie vor?« fragte Gabriella und folgte ihm. »Doch wohl nicht etwa auf die Klingel drücken.«
Re schüttelte den Kopf. Er zog ein Besteck hervor und öffnete das Türschloß. »Gefahr im Verzug rechtfertigt ungewöhnliches Vorgehen«, murmelte er. »Wenn dieser Krokodilkopf da drinnen eine Entführung vorbereitet und vielleicht eine Falle für Ewigk aufbaut…«
Er schob die Tür auf und trat ein. Lautlos bewegte er sich durch den breiten, dunklen Korridor und lauschte. Pacoso folgte ihm leise. Der weiche Teppich dämpfte ihre Schritte völlig ab.
Wo mag er stecken ? fragte Gabriella sich. Sie schloß dicht zu Re auf. »Raffael, er kann überall sein. Er hat die besseren Chancen. Wir kennen uns in diesem Haus nicht einmal aus…«
»Still!« flüsterte Re energisch und ging auf eine Tür zu, die nur leicht angelehnt war. Dicht dahinter blieb er stehen. Dann atmete er tief durch, stieß sie schwungvoll auf und tastete zugleich nach rechts zum Lichtschalter.
Das grelle Licht blendete ihn für Sekunden.
An Re vorbei sah Gabriella, daß es sich um ein Wohnzimmer handelte, und sie sah auch den Echsenmann ruhig in einem Sessel sitzen. Ihre Augen gewöhnten sich schneller an das Licht, weil sie halb im Schatten stand. Der Echsenmann mußte von der Lichtflut überrascht worden sein.
Aber er blinzelte nicht einmal.
»Rühren Sie sich nicht von der Stelle«, befahl Re, und Gabriella dachte: Es ist einfach unlogisch. So schnell und unheimlich wie er ist, wäre er längst nicht mehr im Sessel, wenn er zu fliehen oder Widerstand zu leisten beabsichtigte.
»Sie sind festgenommen«, sagte Re. »Sie sind widerrechtlich in dieses Haus eingedrungen und stehen unter dem Verdacht, den Eigentümer entführen zu wollen.«
Heilige Madonna, er will ihn wirklich verhaften! dachte Gabriella. »Raffael, Sie…«
Im gleichen Moment spürte sie eine seltsame Benommenheit, und die Umgebung um sie herum
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