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0495 - Die Schlucht der Echsen

0495 - Die Schlucht der Echsen

Titel: 0495 - Die Schlucht der Echsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bemerkte Zamorra sarkastisch, der Veranstaltungen dieser Art gar nicht so gern mochte, aber seinem Freund Ted keine Absage erteilen wollte, nachdem der eigens seine Beziehungen hatte spielen lassen, um Einladungen zu dieser halbprivaten Veranstaltung abzuzweigen. Daß er Zamorra damit keinen Gefallen getan hatte, ahnte er nicht einmal. »Oder ich géhe als Lokomotivführer. Oder Schornsteinfeger. Oder Feuerwehrmann.«
    »All diese typischen Kindheitsträume kleiner Jungs«, sagte Nicole. »Sag mal, Carlotta, hast du den Hauch einer Ahnung, wo ich auf die Schnelle noch eine Schlange herbekomme?«
    »Wozu brauchst du eine Schlange?«
    Nicole erklärte es ihr. Die schwarzhaarige Römerin schürzte die Lippen. »Die Idee ist prächtig«, erklärte sie. »Den Part der Schlange übernehme ich.«
    »Und wie willst du das anfangen?« erkundigte Zamorra sich. »Die Sache dürfte an zwei Dingen scheitern: Erstens kannst du dich nicht so schön um Nicole ringeln, wie die es sich vorstellt, und zweitens fehlt dir das typische Aussehen. Du müßtest dir schon Arme und Beine amputieren lassen, und dein Kopf hat auch nicht gerade Ähnlichkeit mit einer Schlange…«
    Carlotta lachte auf. »Zamorra, Arme und Beine sind doch das geringste Problem, und wenn du dir alte Illustrationen anschaust, wird die Schlange, die Eva die Eßbarkeit der Äpfel anpries, oft mit menschlichen Gliedmaßen und halbwegs menschlichem Aussehen dargestellt. Zum Kriechen auf dem Boden ist sie doch erst nachher verflucht worden. Alles andere kriegen wir schon hin, sei unbesorgt…«
    Zamorra sorgte sich eher, daß die beiden Hübschen es tatsächlich hinkriegen würden.
    »Wenn Eva und die Schlange auftreten, brauchen wir aber auch noch einen Adam«, bemerkte Carlotta anzüglich und sah Zamorra an.
    »Der Feigling will nicht. Wie sieht’s mit Ted aus?« fragte Nicole.
    »Garantiert auch nicht. Typisch, diese Männer. Wenn wir Frauen uns ausziehen, starren sie uns begeistert an. Aber wenn sie selbst gefordert sind, kneifen sie prüde.«
    »Vermutlich werde ich bei eurem Entkostümierungsfestival eher die Rolle des Erzengels übernehmen, der euch mit gezücktem Flammenschwert aus dem vermeintlichen Paradies verscheucht«, brummte Zamorra.
    »Au ja«, meinte Carlotta. »Das wäre doch die Show!«
    Nicole beugte sich zu ihm, knabberte an seinem Ohrläppchen und flüsterte: »Da hast du dein klassisches Eigentor, cheri. Wetten wir, daß sie dich damit künftig bei jeder Gelegenheit aufziehen wird?«
    »Macht nur so weiter, und ihr fahrt allein zu diesem Faschingsball. Aber wenn ihr dabei in Schwierigkeiten geratet, braucht ihr erst gar nicht zu hoffen, daß ich irgend etwas unternehme. Jeder ist seines Unglücks Schmied!«
    Draußen knirschte Kies. Ein großer Wagen fuhr vor. Wenig später trat Ted Ewigk ein. »Ihr seid schon da? Herrlich, nur habe ich nicht damit gerechnet und deshalb nichts vorbereitet.«
    Carlotta lachte. »Kein Problem, Ted. Wir Frauen haben sowieso noch das Kostüm-Problem in Angriff zu nehmen. Ihr Männer könnt euch ja derweil mit weltpolitisch relevanten Dingen wie den jüngsten Fußballergebnissen oder der Außenpolitik beschäftigen.«
    Sie zog Nicole mit sich.
    »Kostümierung«, ächzte Ted. »Zamorra, weißt du, als was Carlotta gehen will? Als Eva vor dem Sündenfall. Jetzt sucht sie dringend nach einer Schlange, und von mir erwartet sie, daß ich sie als Adam begleite. Den Teufel werd’ ich tun!«
    Zamorra lachte auf. »Na, dann haben sich ja die beiden richtigen gefunden. Meinst du nicht, daß es Ärger geben könnte?«
    »Nicht in dem elitären Kreis der Eingeladenen. Laß dich mal überraschen, was bei diesen Fêten alles herauskommt. Immerhin ist sogar der Innenminister dabei, und den werde ich gleich mal so ganz nebenbei ein wenig ausquetschen.«
    »Ist wieder was im Busch?« wollte Zamorra wissen. Ted Ewigk, der blonde Hüne aus Frankfurt, der aussah wie ein Wikinger auf Raubzug, war als Reporter ein absolutes As. Die Medien rissen sich um seine Reportagen und zahlten jeden Preis. Er hatte es längst nicht mehr nötig, für Geld zu arbeiten, und stieg nur ein, wenn die Sache ihn persönlich interessierte. Deshalb horchte Zamorra jetzt auf, als Ted andeutete, einen Minister ein wenig ausquetschen zu wollen.
    »Okay, Zamorra, du kannst wohl noch nicht wissen, was gestern passiert ist, es sei denn, du hast Quellen beim Geheimdienst oder im Innenministerium. Mittlerweile hat die Armee das Gebiet völlig abgeschirmt.«
    »Was zum

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