0497 - Die Armee der Kriegsdiener
Außenmikrophone übertrugen das Heulen des Orkans und einige dumpfe Explosionen. Im Südwesten flackerte blutroter Schein durch den Schnee.
Alea schaltete das Filtersystem ihres Helms auf Infrarotsicht um. Sofort traten die Konturen der umliegenden Gebäude scharf hervor; die wirbelnden Schneemassen konnten die Sicht nur noch unwesentlich trüben.
Von allen Seiten eilten die Mitglieder des Hilfstrupps heran, versammelten sich um Captain Onandere: Ortungstechniker, Funker, Kontrollingenieure, Datenverarbeiter und Anwärter auf diese Berufe; rund sechzig Prozent waren weiblichen Geschlechts, und mehr als die Hälfte hatten nur eine kurze Kampfausbildung absolviert. Alea Onandere wurde sich darüber klar, daß sie ihre Leute nicht einfach in einen Kampf gegen erfahrene takerische Raumsoldaten schicken durfte. Sie bat um Freiwilligenmeldungen und stellte verblüfft fest, daß sich alle meldeten.
„Gut", entschied sie. „Wir werden versuchen, die Takerer aufzuhalten oder zu vertreiben. Wer keine ausreichende Kampfausbildung besitzt, hält sich im Hintergrund. Wir bilden zwei Gruppen. Die eine, unter meiner Führung, stößt frontal gegen die angreifenden Takerer vor und verwickelt sie in ein Gefecht, zieht sich dabei aber allmählich zurück. Die zweite Gruppe, unter Leutnant Khibes Führung, umgeht die Angreifer und fällt ihnen in den Rücken.
Wie es weitergeht, darüber entscheiden Shibe und ich dann je nach Lage. Von jetzt an herrscht Funksprechverbot. Die Schutzschirme werden erst bei Feindberührung aktiviert, ebenso die Flugaggregate. Wer verwundet wird, versucht sich abzusetzen und sucht Unterschlupf in einem der Häuser. Ende!"
Sie winkte die Hälfte ihrer Leute nach links heraus, stapfte durch den brüllenden Orkan zu ihnen und ging ihnen voran.
Hooldrich Shibe setzte sich an die Spitze der zweiten Gruppe.
Nach einer halben Stunde konnte Alea Onandere die Aktionen der Takerer direkt beobachten. Sie erkannte, daß jeweils einige Invasoren mit ihren Energiewaffen die Wände eines Hauses zerschossen, Brandsätze durch die Löcher warfen und sich dann dem nächsten Gebäude zuwandten. Da die Brandsätze selbst nicht vom Schnee gelöscht werden konnten, fanden die Hausbewohner wahrscheinlich zum größten Teil einen schrecklichen Tod.
Sie schaltete ihr Funkgerät auf geringe Reichweite und befahl ihren Leuten, sich zu verteilen, Deckung zu suchen und auf die Takerer zu warten. Sie selbst ging noch ein Stück weiter vor, kniete hinter dem stählernen Sockel eines Denkmals nieder und legte ihren Impulsstrahler auf den Rand.
Ein Blick auf ihr Analysatorgerät zeigte an, daß der Luftdruck inzwischen um rund zwanzig Prozent gefallen war. Die Temperatur in Bodennähe betrug noch minus dreißig Grad Celsius, mußte aber mit zunehmender Höhe immer niedriger sein. Über dem zusammengefallenen Schnee der ersten Abkühlungsphase bildete sich bereits aus herabregnendem flüssigen Kohlendioxyd eine Eisschicht. Das Trockeneis verdunstete wegen der höheren Temperatur sofort wieder, erhielt aber ständig Nachschub von oben.
Captain Onandere entsicherte ihre Waffe, als drei Takerer in unförmigen Kampfanzügen auf sie zuschwebten. Sie zielte auf den ersten Mann, feuerte - und schaltete erst dann ihren Energieschirm ein. Der Takerer verglühte; seine beiden Gefährten aktivierten ihre Schutzschirme und zogen sich zurück.
Nun feuerten auch die anderen Männer und Frauen von Aleas Gruppe. Zahlreiche Energiebahnen fingerten über die Straße und die Wände der Häuser. Etwa zwanzig Takerer fielen, bevor sie ihre Schutzschirme aktivieren konnten. Der Rest zog sich zurück und erwiderte das Feuer.
Sehr bald erkannte Alea, daß die Angreifer ihnen zwar nicht zahlenmäßig, aber kämpferisch überlegen waren. Sie wechselten nach jedem Feuerstoß ihre Stellungen, während von Aleas Leuten viele an einem Fleck blieben, bis sie im konzentrischen Feuer mehrerer Takerer starben.
Alea Onandere preßte sich in die Tornische eines Hauses. Der Orkan hatte nachgelassen; Ströme verflüssigten Kohlendioxyds regneten herab. Mehrere brennende Häuser stürzten zusammen, als eine heftige Erschütterungswelle durch den Boden lief. Ein Meter breiter Spalt klaffte plötzlich in der Straßendecke; mit hohlem Brausen strömte Gas heraus.
Ein Energiestrahl zuckte über den Spalt und entlud sich an einer Hauswand. Im nächsten Moment züngelten blaßblaue Flammen aus dem Spalt, erstarben aber schnell im Kohlendioxydregen.
Alea feuerte auf
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