0497 - Die Armee der Kriegsdiener
Energieschirm mußte ebenfalls durch einen Treffer zusammengebrochen sein. Aus seinem Aggregattornister drang ein dünner Rauchfaden.
Der Takerer öffnete den Mund zu einem Schrei, den Alea nicht hören konnte, ballte die Fäuste und wollte sich auf sie stürzen.
Mit einemmal veränderte sich sein Gesichtsausdruck, drückte ungläubiges Staunen aus.
Sekundenlang stand er mit vorgeneigtem Oberkörper über Alea, dann blitzte es am Höhleneingang auf, und geschmolzenes Gestein fiel lautlos zu Boden.
Im nächsten Moment bückte sich der Takerer, hob Alea auf seine Arme und eilte mit ihr tiefer in die Höhle hinein. Etwa dreißig Meter weiter drinnen setzte er sie mit dem Rücken gegen die Wand, danach deutete er zuerst auf die Einstellungsräder seines Helmfunkgerätes, dann auf die von Aleas Gerät.
Captain Onandere war vor Entsetzen noch immer wie gelähmt, dennoch begriff sie, daß der Takerer ihren Helmtelekom auf seine Frequenz einstellen wollte. Sie wehrte sich nicht, sondern ließ es geschehen.
Plötzlich war eine dunkle Stimme in ihrem Empfänger, fremd und doch in gewisser Weise vertraut, denn sie sprach Interkosmo.
„Ich bin Kriegsdiener Zweiter Klasse Aronte", sagte die Stimme mit schwachem Akzent. „Sie sind eine Frau und wehrlos, deshalb habe ich Sie nicht getötet."
Die Lähmung fiel von Alea ab. Sie musterte das Gesicht des Takerers. Es wirkte hart und dennoch auf eine eigentümliche Weise sympathisch mit seiner hellbraunen Haut, den es umrahmendem blauschwarzen Haar und den funkelnden schwarzen Augen. Aber Aronte war ein Takerer und damit ein Todfeind.
„Dunja war auch eine Frau", sagte sie bitter. „Sie kämpfte draußen neben mir, und ihr habt sie getötet."
Ein Schatten glitt über Arontes Gesicht.
„Sie ist im Kampf gefallen, und hätten wir sie nicht getötet...", seine Augen brannten plötzlich vor Haß, „... dann wäre sie wahrscheinlich von Ihren Leuten in dem Raumschiff umgebracht worden."
Captain Onandere preßte die Lippen aufeinander. Sie konnte es immer noch nicht fassen, daß die eigenen Leute auf sie geschossen hatten. Es mußte sich um ein Mißverständnis handeln, wie es immer einmal vorkam, wenn das Kampfgetümmel zu unübersichtlich wurde.
„Ich bin Captain Onandere", sagte sie widerstrebend. „Eine Terranerin, und Sie sind ein Takerer..."
Jäh wurde ihr bewußt, daß Aronte so gut wie tot war. Tifflors Raumlandedivisionen hatten die Schlacht bei den Akalos-Bergen so gut wie gewonnen. Sie würden die Umgebung systematisch durchkämmen, um die letzten Takerer in ihren Verstecken aufzustöbern. Anschließend würde Aronte - wie es bisher stets gewesen war - aus seinem Körper fliehen und irgendeinen Menschen übernehmen, der keine Dakkarschleife trug. Die mit HollbeynResonatoren ausgerüsteten Kommandos würden ihn aufspüren und zur Rückkehr in seinen Körper zwingen, bei dem ein Kampfroboter nur darauf wartete, um den Pedotransferer endgültig töten zu können.
Aronte setzte sich ihr gegenüber. Er lächelte flüchtig.
„Ich weiß, daß ich sterben muß, Captain Onandere. Inzwischen habe ich Zeit gehabt, über den Großen Plan nachzudenken.
Etwas damit stimmt nicht, ich weiß nur noch nicht was, aber ich denke, daß wir Takerer nicht versuchen durften, Ihnen das Glück der einzigen Wahrheit zu bringen, bevor wir uns davon überzeugt hatten. ob Sie es überhaupt brauchen."
Er seufzte.
„Wir hielten Sie für Halbwilde. Die meisten von uns tun das wohl jetzt noch. Auch ich glaubte, daß alle mit Vernunft begabten Lebewesen für das Leben in einer Gemeinschaft bestimmt wären, die identisch mit unserer Gemeinschaft ist. Inzwischen habe ich so vieles erlebt, daß ich daran zu zweifeln begann."
Alea Onandere runzelte die Stirn.
„Wie konnten Sie uns für Halbwilde halten? Sie mußten doch bereits Bekanntschaft mit unserer Technik gemacht haben."
„Technik und Zivilisation sind zwar verschiedene Dinge. Wer eine hochstehende Technik besitzt, sie aber nicht zivilisiert gebraucht, ist ein Halbwilder."
„Aha! Und Sie waren der Meinung, Ihr kriegerischer Überfall wäre eine Form zivilisierter Anwendung von Technik gewesen?"
„Sie sehen die Dinge falsch, Captain Onandere. Was wir taten, war ein operativer Eingriff in einen kranken Organismus, zumindest war ich fest davon überzeugt, bis mir Vascalos Handlungsweise die Augen öffnete."
„Vascalo?" fragte Alea interessiert. „So heißt Ihr Anführer, nicht wahr? Was ist mit ihm?"
„Er hält sich irgendwo
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