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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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ging früher als gewöhnlich aus dem Haus. Seine Frau fuhr ihn heute zur Arbeit; die Kinder saßen hinten. In der Akte, die die Sowjets über Foley führten, würde amüsiert angemerkt, daß sie an den meisten Tagen den Wagen behielt, um die Kinder herumzukarren oder sich mit den Frauen anderer westlicher Diplomaten zu treffen. Komisch; ein sowjetischer Ehemann hätte das Auto für sich behalten. Nun, heute zwang sie ihn wenigstens nicht dazu, die Metro zu nehmen, stellte man fest; anständig von ihr.
    Erst wurden die Kinder an der Schule abgesetzt. Mary Pat Foley fuhr ganz normal, schaute aber alle drei bis vier Sekunden in den Rückspiegel. Gleich nachdem sie um eine Ecke gefahren war, hielt sie am Randstein, und ihr Mann sprang heraus. Der Wagen war schon wieder in Bewegung, als Ed die Tür zuschlug und sich nicht zu hastig auf den Seiteneingang eines Wohnblocks zubewegte. Sein Herz schlug ausnahmsweise einmal schneller. Bisher hatte er so etwas nur einmal getan; es gefiel ihm überhaupt nicht. Im Haus nahm er nicht den Aufzug, sondern sprang die acht Treppen hoch, schaute dabei auf die Armbanduhr. Noch zwei Minuten, dann mußte er im achten Stock sein. Foley schaffte das knapp. Er öffnete die Feuertür und suchte mit ängstlichem Blick den Korridor ab. Ein schöner, langer, gerader Korridor, an jedem Ende eine Feuertür, in der Mitte die Aufzüge, und nirgendwo ein Platz, an dem sich Leute mit Kameras verstecken konnten. Er schritt rasch an den Aufzügen vorbei, hielt aufs andere Ende zu. Zwanzig Meter vor ihm öffnete sich eine Tür, und ein Mann in Uniform kaum heraus. Er drehte sich um, schloß die Wohnungstür ab, nahm dann seine Aktentasche und kam Foley entgegen. Ein Zuschauer, wäre ein solcher zugegen gewesen, hätte sonderbar gefunden, daß die beiden Männer keine Anstalten machten, einander auszuweichen.
    Es war im Nu vorbei. Foleys Hand streifte die von KARDINAL, nahm die Filmkassette und händigte ihm eine winzige Rolle Papier aus. Er glaubte, einen gereizten Ausdruck in den Augen des Agenten entdeckt zu haben, aber nicht mehr als das. Ohne sich zu entschuldigen, ging der Offizier weiter zu den Aufzügen. Foley wandte sich sofort zur Feuerleiter und nahm sich auf dem Weg nach unten Zeit.
Zur verabredeten Zeit kam Oberst Filitow aus dem Haus. Der Feldwebel, der ihm den Wagenschlag aufhielt, merkte, daß er auf etwas kaute, steckte ihm ein Brotkrumen zwischen den Zähnen?
«Guten Morgen, Genosse Oberst.»
«Wo ist Schdanow?» fragte Filitow beim Einsteigen.
«Krank. Blinddarmentzündung, glaube ich.» Das wurde mit einem Grunzen bedacht.
    «Na, dann fahren Sie mal los. Ich will heute ins Dampfbad.»
Eine Minute später trat Foley aus dem Hintereingang des Gebäudes und ging an zwei Wohnblocks vorbei zur nächsten Querstraße. Als er den Randstein erreicht hatte, fuhr seine Frau an und ließ ihn fast ohne anzuhalten einsteigen. Beide holten tief Luft, als sie zurück zur Botschaft fuhren.
    «Was hast du heute vor?» fragte sie und behielt weiter den Rückspiegel im Auge.
«Das übliche», kam die resignierte Antwort.
    Mischa fiel im Dampfraum das Fehlen des Wärters und die Anwesenheit einiger Fremder auf. Damit war die Sonderübergabe am Vormittag erklärt. Er ließ sich nichts anmerken und wechselte ein paar freundliche Worte mit den Stammgästen. Ein Jammer, daß ihm der Film ausgegangen war. Und dann die Warnung von Foley - na ja, alle paar Jahre bekam irgendein Sicherheitsoffizier einen Fimmel und überprüfte alle Bediensteten des Ministeriums. Die CIA hatte das wohl bemerkt und die Kurierkette unterbrochen.
    Vor dem Dampfraum durchsuchte ein Mann des Zweiten Direktorats Filitows Kleidung. Im Wagen wurde seine Aktentasche durchwühlt. Die Durchsuchung von Filitows Wohnung leitete Watutin persönlich. Das war eine Aufgabe für Experten, die Gummihandschuhe trugen und ganz besonders auf «Markierungen» achteten: Papierfetzen, ein Krümel, sogar ein Haar an einer bestimmten Stelle; ihr Fehlen würde dem Wohnungsinhaber verraten, daß jemand eingedrungen war. Zahlreiche Fotos wurden gemacht und eiligst zur Entwicklung gegeben, und dann gingen die Sucher ans Werk. Das Tagebuch wurde fast sofort entdeckt. Watutin beugte sich erst über das offen in der Schublade liegende schlichte Buch, um sich davon zu überzeugen, daß seine Position nicht heimlich markiert war. Nach ein, zwei Minuten nahm er es und begann zu lesen.
    Oberst Watutin war reizbar, denn er hatte schlecht geschlafen. Wie die meisten

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