05 - Der Kardinal im Kreml
keine Einwände erheben können, um seine eigene Position nicht zu gefährden. D. T. Jasow, der neue Verteidigungsminister, war ein Mann des Generalsekretärs, ein Niemand, der sich den Posten nicht verdient hatte und daher von seinem Gönner abhängig war. Damit war Narmonows verwundbarste Flanke gedeckt. Eine zusätzliche Komplikation war nur, daß Jasow sich einarbeiten und auf alte Kämpen wie Filitow verlassen mußte.
Und dieser Watutin glaubt, es ginge hier nur um einen Spionagefall, dachte Gerasimow und grunzte.
Die Sicherheitsmaßnahmen um KARDINAL-Material waren so streng, daß Foley keine Informationen auf normalem Weg senden konnte. So warnte lediglich ein kleiner Hinweis auf dem Deckblatt des letzten Berichts die Delta-Fraternität, daß die ins Haus stehenden Daten etwas anders als erwartet ausfielen.
Bei dieser Erkenntnis sprang Ritter vom Stuhl auf, fertigte Fotokopien an und vernichtete die Originale, ehe er in Judge Moores Büro ging. Greer und Ryan warteten bereits dort. «Ihm ist der Film ausgegangen», sagte er, sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.
«Wie bitte?» fragte Moore.
«Es ist gerade etwas Neues eingegangen. Offenbar hat das KGB einen Agenten in Tea Clipper eingeschleust, der ihm gerade den Großteil der Entwicklungsdaten für den neuen Spiegel zuspielte, und das hielt KARDINAL für wichtiger. Da er für alles Material nicht genug Film hatte, gab er den Aktivitäten des KGB Vorrang. Über das russische Lasersystem haben wir nur die Hälfte der Daten.»
«Die Hälfte könnte reichen», bemerkte Ryan.
«Er läßt sich über die Auswirkungen der Konstruktionsänderung aus, nicht aber über die Änderung selbst.»
«Können wir die undichte Stelle auf unserer Seite identifizieren?» fragte Admiral Greer.
«Vielleicht. Es muß jemand sein, der eine Menge von Spiegeln versteht. Ryan, Sie waren bei unserem Test dabei. Was meinen Sie?»
«Bei dem Test bestätigten sich die Leistungsdaten des Spiegels und der Computer-Software, die ihn steuert. Wenn die Russen diese Anlage nachbauen können - nun, wir wissen ja, daß sie die Lasertechnik beherrschen.» Er hielt kurz inne. «Gentlemen, das ist gespenstisch. Kommen die Russen als erste ans Ziel, sind alle Kriterien der Rüstungskontrolle im Eimer, und wir müssen uns auf eine im Lauf der Jahre ungünstiger werdende strategische Situation gefaßt machen.»
«Nun, wenn unser Mann nur eine verdammte Filmkassette bekommt», warf Ritter ein, «können wir uns ja selbst an die Arbeit machen. Positiv ist, daß dieser Bondarenko, der sich im Ministerium um die Laserentwicklung kümmert, unserem Mann regelmäßig Bericht erstatten will. Negativ ist -»
«Das können wir uns für den Augenblick sparen», meinte Judge Moore. Das braucht Ryan nicht zu wissen, gab er Ritter mit einem Blick zu verstehen. «Jack, haben Sie noch etwas?»
«Die Ernennung eines neuen Politbüromitglieds steht bevor - llja Arkadejewitsch Wanejew, 63, Witwer. Eine Tochter, Swetlana, die bei GOSPLAN arbeitet; geschieden, ein Kind..Wanejew, ein Aufsteiger aus dem ZK, scheint ein relativ anständiger Mann zu sein; von schmutziger Wäsche ist uns nichts bekannt. Er wird allgemein Narmonows Fraktion zugerechnet -»Er hielt inne, als er die gequälten Mienen der drei Männer sah. «Was ist, stimmt etwas nicht?»
«Seine Tochter arbeitet für Sir Basil», sagte Richter Moore.
«Sofort stillegen», riet Ryan. «Sie wäre eine hübsche Quelle, aber ein Skandal würde Narmonow gefährden. Legen Sie sie auf Eis, reaktivieren Sie sie meinetwegen in ein paar Jahren, aber für den Augenblick muß sie abgedreht werden.»
«Wird nicht so einfach sein», merkte Ritter an und ließ es dabei bewenden. «Was macht Ihre Evaluation?»
«Wurde gestern fertig.»
«Sie ist nur für den Präsidenten und wenige andere bestimmt.»
«Gut, ich lasse sie heute nachmittag drucken. Wäre das alles -?»
Keine weiteren Fragen. Ryan verließ den Raum. Moore sprach erst, als er gegangen war.
«Ich habe noch niemandem etwas gesagt, aber der Präsident sorgt sich wieder um Narmonows politische Position. Ernie Allen findet, die letzte Änderung der sowjetischen Verhandlungsposition könne auf eine Schwächung Narmonows hindeuten, und er hat den Chef davon überzeugt, daß es nun nicht der Zeitpunkt ist, Druck zu machen. Kurz - wenn wir KARDINAL herausholen, kann das unerwünschte politische Nebenwirkungen haben.»
«Wird Mischa erwischt, stehen wir auch nicht besser da», gab Ritter zu bedenken. «Die
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