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05 - Der Kardinal im Kreml

05 - Der Kardinal im Kreml

Titel: 05 - Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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starken Trinker benötigte er ein paar Glas zum Einschlafen, und die Erregung über den neuen Fall in Verbindung mit dem Fehlen des Sedativums hatte ihm eine unruhige Nacht beschert. Das sah man ihm so deutlich an, daß sein Team tunlichst den Mund hielt.
«Kamera», sagte er knapp. Ein Mann kam herüber und begann die
    Seiten des Tagebuchs, die Watutin umschlug, zu fotografieren.
«Jemand hat versucht, das Schloß zu öffnen», meldete ein Major.
«Kratzer am Schlüsselloch. Wenn wir das Schloß zerlegen, werden wir
wohl auch welche am Mechanismus finden. Vermutlich ist jemand hier
eingedrungen.»
«Was wir suchen, habe ich schon», versetzte Watutin mürrisch. Überall in der Wohnung verdrehte man die Hälse. Der Mann, der den Kühlschrank überprüfte, löste das Blech vorne unter der Tür, schaute unter
das Gerät und brachte dann das Blech nach der Unterbrechung wieder
an. «Dieser Mann führt doch tatsächlich ein Tagebuch! Kümmert sich
denn kein Mensch mehr um Sicherheitsvorschriften?»
Inzwischen sah er klar. Oberst Filitow fertigte in seinem Tagebuch die
Rohfassung dienstlicher Berichte an. Jemand hatte das erfahren und war
in die Wohnung eingebrochen, um Kopien zu machen...
Doch wie wahrscheinlich ist das? fragte sich Watutin. Warum schreibt
er den Inhalt offizieller Dokumente aus dem Gedächtnis in sein Tagebuch, anstatt sich im Ministerium Fotokopien zu machen?
Die Durchsuchung dauerte zwei Stunden, und das Team verließ das
Haus in Zweiergruppen, nachdem man alles wieder so plaziert hatte, wie
es vorgefunden worden war.
In seinem Büro las Watutin das fotografierte Tagebuch von vorne bis
hinten durch; in Filitows Wohnung hatte er es lediglich überflogen. Das
Fragment von dem erbeuteten Film stimmte genau mit der ersten Seite
von Filitows Journal überein. Er verbrachte eine Stunde mit der Durchsicht der Fotografien. Die Informationen allein waren eindrucksvoll
genug: Oberst Filitow beschrieb Projekt Heller Stern in allen Einzelheiten, gewürzt mit Oberst Bondarenkos Bemerkungen zum Thema Sicherheit der Anlage und ein paar Beschwerden über Prioritäten im Ministerium. Fest stand, daß beide Oberste sehr begeistert von Heller Stern
waren, und schon stimmte Watutin mit ihnen überein. Minister Jasow
jedoch, las er, war sich noch nicht so sicher und beklagte sich über
Schwierigkeiten bei der Beschaffung der Mittel - na, das war doch wohl
ein alter Hut.
Filitow hatte mit der Aufbewahrung von Abschriften hochgeheimer
Dokumente eindeutig die Sicherheitsvorschriften verletzt. Dies war an
sich schon ernst genug, um einen kleinen oder mittleren Bürokraten die
Stellung zu kosten, aber Filitow war ein hochgestellter Mann, und diese,
das wußte Watutin nur zu gut, setzten sich oft im Interesse des Staates
über die Vorschriften hinweg. Einer Sache war er sich indes sicher: Ehe er
oder jemand im KGB Filitow beschuldigen konnte, mußten schwerwiegendere Beweise als dieses Tagebuch aufgetrieben werden.
Kann ein Held wie Filitow wirklich ein Spion sein? fragte sich Watutin.
Das Türschloß kann doch jeder zerkratzt haben. Er gelangte zu der
Annahme, der verschwundene Badewärter habe es verursacht. Was,
wenn das Ganze nur ein Zufall ist?
Was aber, wenn Mischa nur gerissen vorging? Was, wenn er uns
glauben machen will, ein Dritter stähle Material aus seinem Tagebuch?
Watutin konnte mit dem, was ihm vorlag, sofort ins Ministerium gehen,
Filitow aber lediglich eine Verletzung der Haussicherheitsvorschriften
vorwerfen. Und wenn der Oberst behauptete, zu Hause gearbeitet zu
haben, und den Verstoß zugab, würde der Minister ihn dann stützen? Ganz gewiß. Filitow genoß Jasows Vertrauen und war ein verdienter
Soldat. Wie immer war mit einem Schulterschluß der Armee gegen das
KGB zu rechnen. Die Kerle hassen uns mehr als den Westen. Die
sowjetische Armee hatte Stalins Säuberungen, die sie fast jeden hohen
Offizier und beinahe den Verlust Moskaus an die Deutschen gekostet
hatten, nicht vergessen.
Was für Irregularitäten werden sich in diesem Fall wohl noch ergeben?
fragte sich Oberst Watutin.
    Foley stellte sich in seinem Kabäuschen eine ähnliche Frage. Er hatte den Film entwickelt und las ihn nun durch. Verärgert stellte er fest, daß KARDINAL nicht das ganze Dokument abgelichtet hatte, weil ihm der Film ausgegangen war. Was ihm jedoch vorlag, zeigte, daß das KGB einen Agenten in einem amerikanischen Projekt namens Tea Clipper plaziert hatte. Filitow hielt das offensichtlich für wichtiger als die Pläne seiner

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