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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Aufmerksamkeit erregt, so meinen die Tramps, daß wohl viele der Arbeiter ihr Lager verlassen werden, um sich den Train anzusehen. Das könnte unerwarteten Widerstand ergeben; die Kerle wünschen zwar das Geld, wollen aber nicht ihr Blut dafür hergeben. Darum soll der Schreiber den Zug ruhig aus Sheridan gehen lassen und aber dann kurz nachher den Maschinisten und den Heizer zwingen, auf offener Strecke zu halten.“
    „Wurde ein Ort bestimmt?“
    „Nein; aber die Tramps wollen am Geleise ein Feuer anbrennen, neben welchem die Lokomotive zu halten hat. Wollen der Maschinist und der Heizer nicht gehorchen, so sollen sie erschossen werden. Vielleicht ist Euch diese Veränderung unlieb, Sir?“
    „Nein, gar nicht, denn wir entgehen dadurch der immerhin in Berechnung zu ziehenden Gefahr, daß es zwischen den hiesigen Arbeitern und den Tramps zum Kampf kommt. Ferner brauchen wir nicht mit den beiden Kundschaftern nach Carlyle zu gehen. Wir haben nun überhaupt nicht nötig, sie noch länger zu täuschen. Hat Winnetou Euch gesagt, wo Ihr Euch aufzustellen habt?“
    „Ja, vor dem Tunnel, welches sich jenseits der Brücke öffnet.“
    „Richtig! Aber Ihr habt Euch verborgen zu halten, bis der Zug in dasselbe eingefahren ist. Das übrige ergibt sich ganz von selbst.“
    Jetzt wußte man, woran man war, und konnte mit den Vorbereitungen beginnen. Der Telegraph spielte nach Carlyle und auch nach Fort Wallace; nach dem ersteren Ort, um den betreffenden Zug zusammenstellen zu lassen, und nach dem letzteren, um Soldaten zu requirieren. Inzwischen erhielt der Humply-Bill Speise und Trank und entfernte sich dann ebenso unauffällig, wie er gekommen war.
    Um Mittag trafen von den beiden genannten Stationen die Nachrichten ein, daß man den Anordnungen Folge leisten werde. Ungefähr zwei Stunden später sah man Faller kommen. Old Firehand saß mit dem Ingenieur in seiner Stube. Beide beobachteten unbemerkt den Tramp, welcher sich für einen kurzen Augenblick an dem Regenfaß zu schaffen machte.
    „Empfangt ihn im Büro“, sagte Old Firehand, „und sprecht dort so lange mit ihm, bis ich nachkomme. Ich werde den Zettel lesen.“
    Der Ingenieur begab sich in sein Arbeitszimmer, und als Faller dort eingelassen worden war, ging Old Firehand hinaus an die Haustür. Als er einen Blick hinter das Faß warf, sah er dort einen Stein liegen. Er hob denselben auf und fand das erwartete Papier; er faltete es auseinander und las die von dem Cornel geschriebenen Zeilen. Der Inhalt derselben stimmte genau mit dem Bericht des Humply-Bill überein. Er legte das Papier wieder unter den Stein und trat dann in das Bureau, in welchem Faller in ehrerbietiger Haltung vor dem Ingenieur stand. Der Tramp erkannte den Jäger, welcher den Leinenanzug trug, nicht und erschrak darum nicht wenig, als dieser ihm die Hand auf die Achsel legte und ihn in drohendem Ton fragte: „Wißt Ihr, wer ich bin, Master Faller?“
    „Nein“, lautete die Antwort.
    „So habt Ihr bei Butlers Farm die Augen nicht offen gehabt. Ich bin Old Firehand. Habt Ihr Waffen bei Euch?“ Er zog dem Tramp das Messer aus dem Gürtel und einen Revolver aus der Hosentasche, ohne daß der entsetzte Mann eine Bewegung machte, dies zu verhindern. Dann sagte er zu dem Ingenieur: „Bitte, Sir, geht hinauf zu dem Schreiber, und sagt ihm, daß Faller hier gewesen ist, aber weiter nichts. Dann kehrt Ihr hierher zurück.“
    Der Beamte entfernte sich. Old Firehand drückte den Tramp auf einen Stuhl nieder und band ihn mit einer auf dem Schreibtisch liegenden starken Schnur an die Lehne desselben fest.
    „Sir“, meinte der erst nun von seinem Schreck sich erholende Mensch, „warum diese Behandlung? Warum bindet Ihr mich? Ich kenne Euch nicht!“
    „Schweigt jetzt!“ gebot der Jäger, den Revolver ergreifend. „Wenn du einen Laut eher, als ich es dir erlaube, hören lassest, jage ich dir eine Kugel in den Kopf!“
    Der Bedrohte wurde leichenblaß und wagte nun nicht mehr, die Lippen zu bewegen. Jetzt trat der Ingenieur wieder ein. Old Firehand winkte ihm, an der Tür stehen zu bleiben; er selbst stellte sich an das Fenster, doch so, daß er von draußen nicht gesehen werden konnte. Er war überzeugt, daß die Neugierde dem Schreiber nicht lange Ruhe lassen werde. Es währte auch kaum zwei Minuten, so sah er einen Vorderarm erscheinen, welcher hinter das Faß langte; der Besitzer dieses Armes war nicht zu sehen, da er dicht an dem Türpfosten stand. Firehand nickte dem Ingenieur zu, und

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