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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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prächtig zum Kampieren eignete, so glaubten sie, die Utahs dort zu finden. Trotz der vorausgesetzten freundlichen Gesinnung wäre es ganz und gar gegen den Gebrauch des Westens gewesen, sich ihnen zu zeigen, ohne sie vorher beobachtet zu haben. Darum war Winnetou vorangeritten, um zu rekognoszieren. Eben als der Trupp die Stelle, an welcher die Ufer des Baches auseinander traten, um die Ebene zu bilden, erreicht hatte, kehrte der Apache zurück. Er kam im Galopp geritten und winkte schon von weitem, daß man anhalten solle. Das war kein gutes Zeichen, und darum fragte Old Firehand, als Winnetou vollends herangekommen war: „Mein Bruder will uns warnen. Hat er die Utahs gesehen?“
    „Ich sah sie und ihr Lager.“
    „Und Winnetou durfte sich ihnen nicht zeigen?“
    „Nein, denn sie haben das Beil des Krieges ausgegraben.“
    „Woran war das zu erkennen?“
    „Aus den Farben, mit denen sie sich bemalt hatten, und auch daraus, daß ihrer so viele beisammen sind. Die roten Krieger vereinigen sich zu so vielen nur im Krieg und zur Zeit der großen Jagden. Da wir uns nicht in der Jahreszeit der Büffelzüge befinden, kann es nur das Schlachtbeil sein, um welches sich so viele geschart haben.“
    „Wie groß ist ihre Zahl?“
    „Winnetou konnte das nicht genau sehen. Es standen wohl dreihundert am See, und in den Zelten werden sich wohl auch welche befunden haben.“
    „Am See? So viele? Was hat es da gegeben? Vielleicht ein großes Fischtreiben?“
    „Nein. Beim Treiben der Fische bewegen die Menschen sich vorwärts; diese aber standen still und blickten ruhig in das Wasser.“
    „Alle Teufel! Sollte das etwa eine Exekution bedeuten? Sollte man die Weißen in das Wasser geworfen haben, um sie zu ertränken?“ Diese Vermutung Old Firehands bewegte sich auf nicht ganz falscher Fährte, denn der Apache hatte die Utahs in dem Augenblick beobachtet, in welchem das Wettschwimmen begonnen hatte. Winnetou antwortete mit solcher Zuversicht, als ob er mit am See gestanden und alles beobachtet hätte: „Nein, man will sie nicht ertränken; aber es gilt ein Schwimmen um das Leben.“
    „Hast du Grund, das zu vermuten?“
    „Ja. Winnetou kennt die Gebräuche seiner roten Brüder, und Old Firehand ist mit denselben auch so gut bekannt, daß er mir beistimmen wird. Die Utahs tragen die Kriegsfarben und betrachten die bei ihnen befindlichen Weißen also als Feinde. Dieselben sollen getötet werden. Aber der rote Mann läßt seinen Feind nicht schnell sterben, sondern er martert ihn langsam zu Tode; er wirft ihn nicht in das Wasser, um ihn rasch zu ertränken, sondern er gibt ihm einen überlegenen Gegner, mit welchem er um das Leben schwimmen muß. Da der Gegner stets besser schwimmt als das Bleichgesicht, so ist der Weiße unbedingt verloren. Man läßt ihn schwimmen, nur um sein Sterben, seine Todesangst zu verlängern.“
    „Das ist richtig, und ich bin also ganz deiner Ansicht. Wir haben die Spuren von erst vier und dann zwei Weißen gezählt; das sind sechs. Man wird sie nicht alle schwimmen lassen, sondern jeden auf eine andre Art um sein Leben kämpfen lassen. Wir müssen uns beeilen, sie zu retten.“
    „Wenn mein weißer Bruder das tut, so wird er sich nur beeilen, selbst zu sterben.“
    „Nun, das muß gewagt werden. Ich baue darauf, daß ich mich gegen die Utahs niemals feindlich gezeigt habe.“
    „Darauf darfst du dich nicht verlassen. Haben sie das Kriegsbeil gegen die Weißen ausgegraben, so behandeln sie ihren besten Freund als Feind, wenn er ein Bleichgesicht ist; sie würden auch deiner nicht schonen.“
    „Aber die Häuptlinge würden mich schützen!“
    „Nein. Der Utah ist nicht treu und aufrichtig, und kein Häuptling dieses Volkes hat auf seine Krieger den Einfluß, welcher dich zu retten vermöchte. Wir dürfen uns nicht zeigen.“
    „Aber du darfst doch zu ihnen gehen!“
    „Nein, denn ich weiß nicht, ob sie das Beil nicht auch gegen andre rote Nationen geschliffen haben.“
    „Dann sind diese sechs Weißen aber doch rettungslos verloren!“
    „Mein Bruder mag das nicht glauben. Ich habe zwei Gründe, welche dagegen sprechen.“
    „Nun, erstens?“
    „Erstens habe ich bereits gesagt, daß die Gefangenen der roten Männer nur langsam sterben dürfen; es ist aber noch früh am Morgen, und wir haben also noch Zeit, das Lager zu beobachten. Vielleicht erfahren wir mehr, als wir jetzt wissen, und dann können wir leichter einen Entschluß fassen.“
    „Und zweitens?“
    Der Apache machte

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