Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
scheinbar in das Zelt, schiebst es aber, wenn niemand dich beobachtet, unter der hintern Seite desselben ins Freie hinaus. Du kehrst nicht zurück. Man wird nur Aufmerksamkeit für den Kampf haben und gar nicht auf dich achten. Du kriechst hinten aus dem Zelt und machst unsre Tiere, welche sich dort befinden, reisefer –“
    „Was hast du mit diesem Mann zu sprechen?“ fuhr ihn der Häuptling an. „Warum redest du mit ihm in einer Sprache, welche wir nicht verstehen?“
    „Weil das die einzige Sprache ist, in welcher er bewandert ist.“
    „Was hast du ihm gesagt?“
    „Daß er diese Gegenstände in unser Zelt tragen und dort bewachen soll.“
    „Warum bewachen? Meinst du, daß wir euch bestehlen werden?“
    „Nein; aber ich kann mein Zaubergewehr nicht allein lassen, da sonst sehr leicht ein Unglück geschehen könnte. Du weißt ja, daß es losgeht und die roten Männer trifft, sobald ein andrer es berührt.“
    „Ja, das habe ich gesehen. Laß es also jetzt noch bewachen. Wenn ich dich getötet habe, werde ich es tief vergraben oder in den See werfen lassen, um es unschädlich zu machen.“
    Auf das Geheiß des Häuptlings legten alle Indianer ihre Waffen ab und übergaben sie den Frauen, welche sie in die Zelte bringen sollten. Auch der Hobble-Frank entfernte sich. Der Häuptling legte seine Oberkleider ab, um nicht durch dieselben gehindert zu sein. Old Shatterhand folgte diesem Beispiel nicht. Falls er siegte, hätte das Ankleiden eine Zeitversäumnis zur Folge gehabt, welche sehr leicht verhängnisvoll werden konnte. Die Frauen kehrten sehr eilig zurück, um sich ja nichts entgehen zu lassen. Aller Augen waren nach dem Innern des Kreises gerichtet, und niemand dachte an den kleinen Sachsen.
    „Jetzt hast du deinen Willen gehabt“, sagte der ‚Große Wolf‘. „Soll es beginnen?“
    „Vorher noch eine Frage. Was wird mit meinen Gefährten werden, wenn du mich tötest?“
    „Sie werden unsere Gefangenen sein.“
    „Aber sie haben sich doch frei gekämpft und können also gehen, wohin es ihnen beliebt.“
    „Das werden sie. Vorher aber sollen sie als Geiseln bei uns bleiben.“
    „Das ist gegen die Verabredung; aber ich halte es für unnötig, ein Wort darüber zu verlieren. Und was geschieht ferner in dem Fall, daß ich dich töte?“
    „Dieser Fall tritt nicht ein!“ rief der Rote stolz.
    „Wir müssen ihn aber doch als eine Möglichkeit setzen.“
    „Nun gut! Besiegst du mich, so seid ihr frei.“
    „Und niemand wird uns zurückhalten?“
    „Kein Mensch!“
    „So bin ich befriedigt, und wir können anfangen.“
    „Ja, beginnen wir. Lassen wir uns anbinden. Hier hast du deinen Tomahawk.“
    Es waren zwei Kriegsbeile zurückbehalten worden. Der Häuptling, welcher natürlich auch mit seinem Messer versehen war, nahm eins dieser Beile und überreichte es Old Shatterhand. Dieser nahm und betrachtete es und schleuderte es dann in einem hohen, weiten Bogen über den Kreis hinaus.
    „Was tust du?“ fragte der Häuptling erstaunt.
    „Ich werfe den Tomahawk weg, weil er nichts taugt. Der deinige ist, wie ich sehe, von vorzüglicher Arbeit; der andre aber wäre mir gleich beim ersten Hieb in der Hand zersprungen.“
    „Meinst du, daß ich ihn dir aus Hinterlist gegeben habe?“
    „Ich meine, daß er mir mehr geschadet als genützt hätte, weiter nichts!“
    Er wußte freilich recht gut, daß man ihm in voller Absicht eine so schlechte Waffe gegeben hatte. Man sah trotz der dicken Farbe, welche das Gesicht des Häuptlings bedeckte, daß er dasselbe in höhnische Falten zog, als er nun bemerkte: „Es war dir erlaubt, das Beil wegzuwerfen; aber du wirst kein andres dafür erhalten.“
    „Ist auch nicht nötig. Ich werde nur mit meinem Messer kämpfen, von welchem ich weiß, daß ich mich auf dasselbe verlassen kann.“
    „Uff! Bist du bei Sinnen? Der erste Hieb meines Tomahawk wird dich töten. Ich habe ihn und mein Messer, und du bist nicht so stark wie ich.“
    „So hast du vorhin meinen Scherz für Ernst genommen. Ich wollte dich nicht einschüchtern. Nun aber magst du beurteilen, wer von uns beiden der stärkere ist.“
    Er bückte sich zu einem Stein nieder, welcher weit schwerer war als derjenige, den der ‚Große Wolf‘ gehoben hatte, zog ihn erst bis zur Höhe des Gürtels auf, schwang ihn dann über den Kopf empor, hielt ihn dort eine Weile still und schleuderte ihn nachher von sich, so daß er in einer Entfernung von neun oder zehn Schritten liegenblieb.
    „Mach es nach!“

Weitere Kostenlose Bücher