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05 - Der Schatz im Silbersee

05 - Der Schatz im Silbersee

Titel: 05 - Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Und die Roten sind fort! Wohin?“
    „Indianer, Indianer!“ rief es in diesem Augenblick von der Seite her, an welcher sich die Pferde befunden hatten.
    „Zu den Waffen, zu den Pferden!“ brüllte der rote Cornel. „Wir sind überfallen. Man will uns die Pferde stehlen!“
    Es gab eine Szene ganz unbeschreiblicher Verwirrung. Alles rannte durcheinander, aber es war kein Feind zu sehen, und erst als man sich nach längerer Zeit einigermaßen beruhigt hatte, stellte es sich heraus, daß nur die erbeuteten Indianerpferde fehlten. Nun erst, nachdem das Unglück geschehen war, wurden Posten ausgestellt und man durchsuchte die Umgebung des Lagers, doch ohne allen Erfolg. Man kam zu der Meinung, daß noch andre als nur die gefangenen Osagen im Wald gewesen seien und sich herbeigeschlichen hatten, um ihre Kameraden zu befreien. Sie hatten dabei die Wächter von hinten erstochen und skalpiert und sich dann der Indianerpferde bemächtigt. Unbegreiflich war es den Tramps, daß die Ermordung der Wächter so vollständig lautlos hatte vor sich gehen können. Wie hätten sie sich aber gewundert, wenn sie gewußt hätten, daß es nur ein einziger gewesen war, der dieses indianische Meisterstück fertiggebracht hatte.
    Als dann die Anführer wieder an ihrem Feuer beisammensaßen, sagte der Cornel: „Dieses Ereignis ist zwar kein großes Unglück für uns, aber es zwingt uns zur Änderung unsres Planes für morgen. Wir müssen schon sehr frühzeitig von hier aufbrechen.“
    „Warum?“ wurde er gefragt.
    „Weil die Osagen alles gehört haben, was wir gesprochen haben. Ein wahres Glück ist es, daß sie von unsrer Absicht auf den Eagle-tail nichts wissen, denn davon sprachen wir nicht hier, sondern vorher drüben beim andern Feuer. Aber was wir mit Butlers Farm vorhaben, das wissen sie.“
    „Und du meinst, daß sie es verraten?“
    „Natürlich!“
    „Sollten diese wilden Halunken mit Butler befreundet sein?“
    „Befreundet oder nicht; sie werden es ihm melden, um sich an uns zu rächen und uns einen warmen Empfang zu bereiten.“
    „Das ist freilich leicht zu denken, und da ist es allerdings geraten, uns soviel wie möglich zu sputen. Möchte nur wissen, wo die fünf Kerls bleiben, welche dem flüchtigen Häuptling nach sind!“
    „Mir auch unbegreiflich. Hätte er seine Zuflucht in dem Wald gesucht, so wäre er schwer oder unmöglich zu finden gewesen; seine Spur führte aber weit in die offene Prärie hinaus und er hatte kein Pferd. Da müssen sie ihn doch erwischt haben!“
    „Jedenfalls. Aber sie sind wohl auf dem Rückweg von der Nacht überrascht worden und haben sich verirrt. Oder haben sich gelagert, um sich nicht zu verirren, und stoßen morgen früh zu uns. Jedenfalls werden wir ihre Fährte treffen, denn sie nahmen genau die Richtung, welche wir einhalten müssen.“
    Da allerdings befand sich der Sprecher in einem Irrtum. Der Himmel oder vielmehr die Wolken sorgten dafür, daß die betreffende Spur verwischt wurde, denn es stellte sich später ein, wenn auch leichter, aber mehrere Stunden anhaltender Regen ein, welcher alle Huf- und Fußeindrücke verwischte.

SECHSTES KAPITEL
    Ein Parforceritt im Finstern
    Sobald sich, wie im vorigen Kapitel geschildert, vorhin bei den Pferden das Geschrei erhoben hatte, war es für Bill, den Uncle und den Engländer an der Zeit gewesen, sich in Sicherheit zu bringen. Sie waren, so schnell es die Finsternis gestattete, durch den Wald und zu ihren Pferden geeilt. Daß die letzteren nicht verfehlt wurden, war nur dem Scharfsinn der beiden Jäger zu verdanken. Der Lord hätte sich wohl nicht so leicht zurechtgefunden, da ein Wellenberg und Wellental bei Nacht noch viel mehr als am Tag dem andern glich. Sie machten die Pferde los, stiegen auf und nahmen die ledigen an der Koppel fest.
    Kaum war das geschehen, so hörten sie die Indianer kommen. Der Häuptling hatte sich in der Finsternis ebenso leicht wie am hellen Tag an Ort und Stelle gefunden.
    „Diese Tramps waren blind und taub“, sagte er. „Wir konnten weiter keinen von ihnen töten, denn wenn wir unsre Pferde haben wollten, durften wir uns nicht bei den Menschen verweilen; aber es werden ihrer viele in die ewigen Jagdgründe wandern, um die Geister der Osagen zu bedienen.“
    „Du willst dich rächen?“ fragte Bill.
    „Warum spricht mein weißer Bruder solche Worte aus? Sind nicht heute acht Osagen gefallen, deren Tod gerächt werden muß? Sollten nicht die vier übrigen gemartert und gemordet werden? Wir

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