05 - komplett
Nacht.“
„Nein, es gibt nichts zu sagen.“
Er stellte sich ihr in den Weg, als sie den Türgriff packen wollte. „Ganz im Gegenteil!
Lassen Sie mich wenigstens beteuern, dass ich weiß, wie falsch ich Sie eingeschätzt habe.“
Abrupt unterbrach sie ihn. „Sie hielten mich für eine Kokotte. Da ich mir alle Mühe gegeben hatte, diesen Eindruck zu vermitteln, kann ich Ihnen keinen Vorwurf machen. Wir verbrachten eine Nacht zusammen, mehr nicht. Und jetzt wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie mich einfach vergessen könnten.“ Ihre Stimme zitterte leicht.
Jack sehnte sich danach, sie in die Arme zu nehmen und ihre eisige Entschlossenheit mit einem wilden Kuss zu brechen. Doch der Gedanke daran, wie unglücklich er sie mit seinem unbeholfenen Benehmen gemacht haben musste, ließ ihm keine Ruhe.
Fast schlimmer war, dass ihn seine eigenen Gefühle noch immer in große Verwirrung stürzten. Eloise vertraute ihm nicht, nichts war offensichtlicher. Und jetzt hatte es sogar den Anschein, als würde sie ihn auch nicht mehr begehren. Warum tat er also nicht ganz einfach, was sie von ihm verlangte, und überließ sie ihrem Schicksal?
„Mylady. Eloise ...“
Sie schloss die Augen und hob eine Hand, als wollte sie einen Schlag abwehren.
„Bitte, lassen Sie mich gehen!“
Ihr verzweifeltes Flehen war für ihn wie eine Ohrfeige. Eloise ertrug seine Nähe ganz offensichtlich nicht. Zutiefst betroffen trat er zurück, um ihr Platz zu machen.
„Wie Sie wünschen, Ma’am.“
12. KAPITEL
Den ganzen Nachmittag verbrachte Eloise im Bett. Sie war erschöpft, und es fehlte ihr sogar die Energie, sich zum Tee nach unten zu begeben. Also bat sie Alice, allen mitzuteilen, dass sie Kopfweh habe. Trotzdem ging es nicht an, auch das Dinner zu verpassen. Ihre Gastgeber und die Gäste würden sich Gedanken um sie machen. Und so ließ sie sich von Alice in ein weißes Kleid mit silberfarbener Stickerei helfen und legte das Diamantcollier an, das Tony ihr zur Hochzeit geschenkt hatte. Als sie bald darauf den Salon betrat, kam es ihr so vor, als würde Stille eintreten und alle Blicke seien auf sie gerichtet. Trotzdem lächelte sie ruhig und ging scheinbar gelassen auf ihre Gastgeberin zu. Keiner sollte ihre innere Beklommenheit erraten.
„Meine liebe Lady Allyngham“, begrüßte Mrs Renwick sie. „Ich bin so froh, dass Sie sich zu uns gesellen konnten. Allerdings sehen Sie doch noch recht blass aus, meine Liebe. Sind Sie auch gewiss wieder ganz gesund?“
„Ja, Ma’am, vielen Dank. Machen Sie sich um mich keine Sorgen, besonders da es jemanden gibt, dem es sehr viel schlechter geht als mir. Gibt es etwas Neues von Mr Mortimer?“
„Major Clifton kann uns darauf antworten.“ Mrs Renwick winkte Jack herbei. „Er hat sich rührend um Mr Mortimer gekümmert und wird uns sagen, ob es eine Veränderung gegeben hat, nicht wahr, Major?“
Eloise schimpfte sich insgeheim einen Dummkopf. Sie hätte doch wissen müssen, dass jede Frage nach Alex an Jack weitergeleitet werden würde. Verlegen hielt sie den Blick zu Boden gerichtet, während er näher kam.
Er richtete seine Antwort jedoch an seine Gastgeberin. „Ich habe auf meinem Weg nach unten nach ihm geschaut, Ma’am, und freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass er schon viel besser aussieht. Ich denke, in nur wenigen Tagen wird er wieder aufstehen können.“
„Großartig“, sagte Edward Graham. „Armer Bursche. Er wird sich ärgern, wenn er erfährt, was für eine prächtige Jagd er verpasst hat. Sie übrigens auch, Clifton. Ein Jammer, dass Sie nicht mitgekommen sind. Aber ich nehme an, morgen gesellen Sie sich zu uns.“
„Gern.“
Das Gespräch drehte sich nun um sportliche Themen. Mrs Renwick wandte sich ab, um Margaret Cromer zu begrüßen, die gerade hereinkam. Eloise wusste nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte über Jacks gleichgültigen Empfang. Was konnte sie allerdings auch anderes erwarten nach der Art, wie sie ihn am Morgen zurückgewiesen hatte?
Wie magisch angezogen, schweifte ihr Blick zu der kleinen Gruppe von Männern, in der Jack Cliftons hochgewachsene Gestalt sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zog.
Einige mochten behaupten, dass er einen finsteren Eindruck machte mit seinem rabenschwarzen Haar und den markanten, ernsten Gesichtszügen. Doch Eloise hatte Güte in seinen dunklen Augen gesehen, und er hatte sie so voller Wärme angelächelt. Im Vergleich zu ihm kamen ihr alle Männer plötzlich langweilig und geistlos
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