05 - komplett
„Wahrscheinlich werden Sie mir sagen, Sie haben mich gewarnt.“
Seine Miene wurde sanfter. „Nein, ich werde nichts so Unhöfliches tun.“
„Wie es scheint, stehe ich wieder in Ihrer Schuld, Major. Haben Sie meinen Schrei gehört?“
„Nein, ich war auf der Suche nach Ihnen. Sie erklärten zwar, weswegen Sie Lord Berrow treffen wollten, aber ich hatte Grund, an seiner Anständigkeit zu zweifeln.“
Sie legte die Hände auf das vor Scham glühende Gesicht. „Ich dachte, er würde dem Verkauf von Ainsley Wood endlich zustimmen. Aber er wollte ...“
„Das überrascht mich nicht“, sagte er brüsk. „Wenn eine schöne Frau einem Mann Komplimente macht und ihm schmeichelt, wundert es Sie da, dass er sich einbildet, er könne auch andere Gefälligkeiten von ihr erbitten? Sie haben sich die größte Mühe gegeben, den Eindruck einer lockeren Person zu erwecken. Kein Wunder also, dass Berrow glaubte, er könne Sie haben.“
„Nun, das kann er aber nicht. So wie es auch kein anderer Mann kann!“ Sie schluckte mühsam, bevor sie niedergeschlagen hinzufügte: „Jetzt wird er mir sein Land sicher nicht verkaufen.“
„War es Ihnen so wichtig?“ Er legte ihr den Arm um die Schultern.
Eloise seufzte. „Ja, sehr. Hat Alex Ihnen von meinen Plänen für ein Haus für Findelkinder erzählt?“
„Ein wenig.“
„Ich möchte eins errichten lassen. Im Andenken an meinen Mann.“ Seine Schulter sah so einladend aus, dass Eloise sich an ihn lehnte. „Da ich selbst Waise war, weiß ich, was es heißt, ganz allein in der Welt dazustehen. Ich hatte Glück und wurde von liebevollen Menschen aufgenommen. Aber die meisten Kinder werden am Portal einer Kirche ausgesetzt oder, viel schlimmer, irgendwo am Wegesrand. Unser Arzt in Allyngham ist ein sehr guter Mensch und möchte den Armen helfen. Wir haben bereits die Mittel für eine kleine Schule zusammengebracht, aber ich möchte mehr tun. Mit Hilfe des Arztes und der Kirche werden wir ein Heim schaffen können. Der Ort, wo es gebaut werden soll, steht auch schon fest. Allerdings ist der Weg ins Dorf sehr weit, wenn wir nicht durch Ainsley Wood abkürzen dürfen.“ Sie seufzte tief auf.
„Nun, es nützt nichts. Wir werden eben den Weg, der vorhanden ist, nehmen müssen.“
„Machen Sie sich jetzt deswegen keine Gedanken, Eloise.“
„Nein. Ich war so ein Dummkopf.“
„Eine süße kleine Idiotin“, pflichtete er ihr bei und legte die Wange an ihr Haar.
„Ich sollte jetzt besser heimkehren, aber ich möchte nicht an all diesen Leuten vorbei, die mich nur misstrauisch anstarren werden.“
„Wir brauchen ja noch nicht zu gehen.“ Jack lehnte sich in die Kissen zurück und zog Eloise sanft mit sich.
„Sie bleiben bei mir?“
„So lange Sie mich brauchen.“
Sie seufzte wieder. „Sie sind wirklich ein sehr guter Freund, Major Clifton.“
Zufrieden schloss sie die Augen. Es war so gemütlich, mit ihm hier zu sitzen. In seiner Nähe fühlte sie sich sicher. Nur ein wenig schwindlig war ihr. Vielleicht hätte sie vorhin nicht so viel Wein trinken sollen.
„Es gehört sich nicht, so mit Ihnen hier zu sitzen“, meinte sie leise und kuschelte sich noch dichter an ihn.
„Sie sollten mit niemandem so sitzen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, aber am allerwenigsten mit Ihnen. Sie sind gefährlich.“
„Nicht für Sie, meine Liebe.“
Als sie spürte, wie er ihr sanft eine Locke aus dem Gesicht strich, lächelte sie. „Oh doch.“
„Ich möchte Sie nur beschützen.“
„Wie angenehm das klingt.“
„Lassen Sie mich tun, was ich kann, um Sie vor Deforge zu schützen.“
„Wie könnten Sie das tun?“
„Ich verwickle ihn einfach in einen Streit. Bisher geht er mir aus dem Weg, aber ...“
Abrupt setzte sie sich auf. In ihrem Schrecken vergaß sie jedes Schwindelgefühl.
„Nein! Nein, wenn Sie das tun, wird sein Anwalt das Tagebuch veröffentlichen lassen!“ Sie packte ihn am Arm. „Versprechen Sie es mir“, drängte sie ihn.
„Versprechen Sie mir, dass Sie ihn nicht fordern werden.“ Vor ihren Augen drehte sich alles, doch sie musste ihn überzeugen! „Er hat Vorkehrungen getroffen, sollte ihm etwas zustoßen. Nein, bitte, Jack. Versprechen Sie mir, dass Sie ihn nicht fordern werden!“
„Gut. Da es Ihr Wunsch ist.“
„Nein, Sie müssen es schwören.“
„Ich schwöre, ich werde ihn nicht fordern“, gab er widerstrebend nach.
Sie sah ihm fest in die Augen, wobei sie ein wenig die Stirn kraus zog, weil sie ihn nicht
Weitere Kostenlose Bücher