05 - komplett
Morgen waren immer sehr viele Spaziergänger unterwegs. Es könnte ihren Ruf ruinieren, wenn man sie ohne Anstandsdame in Begleitung von Lord Pelham sah. Abrupt blieb sie stehen.
„Gibt es ein Problem?“, fragte er.
„Nein“, sagte sie errötend. „Ich ziehe es jedoch vor, diesen Teil des Parks zu meiden.
Ich hoffe nur, Edward ist nicht in Schwierigkeiten.“
Plötzlich entdeckte sie ihn. Ihre Erleichterung darüber schwand indes sofort und machte leiser Panik Platz, denn der Setter stand vor einer Parkbank, den Kopf in den Schoß einer Dame gelegt. Bei dieser Dame handelte es sich ausgerechnet um Lady Markham, eine der besten Freundinnen ihrer Tante. Sie war eine berüchtigte Klatschbase und so launisch wie eine Klapperschlange. Mit ihren Knopfaugen beäugte sie Edward missbilligend, dann sah sie sich suchend um.
„Na also“, sagte Charles. „Da drüben ist er ja.“
„Ja“, sagte Beatrice matt.
„Sie klingen nicht gerade erfreut.“
Sie schüttelte den Kopf. „Sehen Sie denn nicht, wer bei Edward sitzt?“
Er schaute genauer hin und stöhnte auf.
In diesem Augenblick wurden sie von Lady Markham entdeckt. Über den Rasen hinweg rief sie ihnen zu: „Guten Tag, Beatrice, ist das nicht der Hund deiner Tante?“
Beatrice schluckte schwer. „Ja, Lady Markham. Er ist mir von der Leine entwischt. Ich hoffe, er hat Sie nicht belästigt.“
„Komm näher, Mädchen. Ich kann dich kaum verstehen. Wer begleitet dich übrigens?“
„Verflixt!“, fluchte Beatrice leise und trat zögernd einen Schritt auf die Bank zu.
Über ihren harmlosen Fluch amüsiert, hob Charles schmunzelnd eine Augenbraue.
„Ich weiß nicht, was Sie daran so lustig finden“, meinte Beatrice brüsk.
„Selbstverständlich kommen Sie jetzt mit mir.“
„Muss ich wirklich?“
Sie schaute ihn ungläubig an. „Sie haben doch gehört, was Lady Markham gesagt hat. Damit bleibt Ihnen keine andere Wahl. Es würde sie wahrscheinlich umbringen, wenn sie nicht herausfindet, wer mein Begleiter ist. Vermutlich will sie dies ohnehin nur wissen, damit sie über den Vorfall tratschen kann. Außerdem waren Sie derjenige, der den Ball geworfen hat.“
Gegen diese Logik kam Charles nicht an, also ging er mit ihr zu Lady Markham hinüber.
Die ältliche Dame hob ihr Lorgnon. „Ach, Sie sind das, Pelham.“
„Guten Tag, Lady Markham“, sagte er mit galanter Verbeugung.
Sie schenkte ihm keine Beachtung. „Beatrice, was treibst du dich mit diesem Tunichtgut herum?“
Vor Unbehagen wurde Beatrice ganz flau. „Lord Pelham hat mir lediglich bei der Suche nach Edward geholfen.“
Lady Markham musterte Charles zweifelnd. „Stimmt das, Pelham?“
Ohne mit der Wimper zu zucken, antwortete Charles höflich: „Ja, Lady Markham.
Aber anschließend habe ich vor, sie nach Hause zu begleiten, um sie unterwegs in die Büsche zu ziehen und sie das Liebesspiel zu lehren.“
Beatrice trat ihm fest vors Schienbein.
„Wie war das? Ich habe nicht recht verstanden, Pelham.“
„Er sagte“, antwortete Beatrice, bevor er die Sache noch schlimmer machen konnte,
„er habe vor, mich ein Stück nach Hause zu begleiten und sich unterwegs am Parkausgang zu verabschieden.“
Lady Markham sah sie zweifelnd an. „Hm. Also, ich habe etwas ganz anderes verstanden.“
Beatrice bewahrte eisernes Schweigen und schwor sich, Lord Pelham bei nächstbester Gelegenheit zu erwürgen.
„Nun gut“, sagte Lady Markham. „Nimm deinen Hund fort, Beatrice, und richte deiner Tante aus, ich werde sie demnächst besuchen.“
„Ja, Lady Markham. Auf Wiedersehen.“ Beatrice hoffte, dass sie unbekümmerter klang, als sie sich fühlte, und nahm Edward an die Leine.
Sie wusste, der einzige Grund für Lady Markhams Besuch bestand darin, ihrer Tante zu stecken, dass sie sie in Begleitung von Lord Pelham im Park gesehen hatte.
Beatrice würde von Glück sagen können, wenn sie das Haus danach jemals wieder allein verlassen durfte.
„Geht es Ihnen gut?“, fragte Charles nach wenigen Schritten.
Ohne ihn anzublicken, meinte sie: „Oh, ja. Aber ich denke, ich gehe jetzt besser nach Hause. Lady Markham ist eine ausgesprochene Klatschzunge, zudem sollte ich wirklich nicht ohne Anstandsdame in Ihrer Gesellschaft weilen.“
Charles wollte nicht, dass sie ging. „Es ist nichts Unziemliches daran, wenn eine Dame mit einem Gentleman im Park spazieren geht.“
„Das mag sein, aber nicht, wenn es sich dabei um einen Gentleman von Ihrem Ruf handelt.“
„Da könnten
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