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oft nähren."
„Ich bin wie du", sagte Betsy zu Antonia. „Du bist auch einzigartig unter den Kuscheltieren."
Antonia stieß einen Seufzer aus. „Bitte nenn uns nicht so."
Während sie sich unterhalten hatten, hatte Jessica die ganze Zeit erst Garrett, dann Antonia, dann wieder Garrett angesehen.
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Antonia konnte riechen, dass die Frau angespannt war und darauf wartete, dass sie etwas sagte.
Endlich sagte sie: „Garrett, kannst du dich erinnern, wie du ein Vampir geworden bist?"
•Ja."
Alle schwiegen und sahen ihn mit großen Augen an. Betsy, die es offensichtlich nicht erwarten konnte, fragte: „Würdest du uns davon erzählen?"
Garrett zuckte mit den Schultern.
„Er will nicht darüber sprechen", sagte Antonia scharf.
„Ich glaube, er will weder das eine noch das andere", meinte Eric und ließ seinen Blick kritisch über Garrett schweifen.
„Lass es, Garr. Du musst gar nichts sagen."
Eric zog eine Augenbraue hoch. „Da hat aber jemand einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, nicht wahr?"
„Sollen wir das draußen weiter besprechen, König der toten Typen? Dann los."
„Kein Streit", fuhr Betsy sie an. „Lasst uns das Thema einfach ver-"
„Ich war Schauspieler. Für einen Tarzan-Film."
Die darauf folgende gespannte Stille wurde unterbrochen von Jessicas atemlosen „Uuuuund?"
Garrett strich sich das lange Haar zurück. „Habs wachsen lassen. Für Tarzan.
Dreharbeiten wurden abgebrochen. War traurig."
„Also wurdest du gefeuert. Und dann?"
„Der Produzent versuchte mich aufzumuntern. Sollte mir die Haare schneiden lassen .. konnte nicht so rumlaufen."
„Mit langem Haar?", fragte Antonia verständnislos.
„Hat mich mit zu einem Friseur genommen. Spät am Abend. Der Produzent war Nostro. Hat dem Friseur befohlen, mir die Kehle durchzuschneiden.
Dann hat er getrunken."
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„Du lieber Himmel!", schrie Betsy.
Antonia stand auf beiden Beinen. Sie konnte sich nicht erinnern, von ihrem Hocker aufgestanden zu sein, aber wen interessierte das? „Wo ist der Friseur?
Hier irgendwo in der Nähe? Ich reiße ihm die Lunge raus und esse sie, während er dabei zusieht."
„Wer hat den Film gemacht?", fragte Eric scharf. Garrett deutete auf die DVD
von Vom Winde verweht. „Du meinst. . Warner Brothers?"
Antonia kam ein schrecklicher Gedanke, so schrecklich, dass sie ihn kaum über die Lippen brachte. Er steckte in ihrer Kehle fest wie ein dicker Stein.
„Das ist. . das ist ein alter Film."
„1939", sagte Betsy ruhig.
„Tarzan wurde das Budget gestrichen", bestätigte Garrett. „Hat stattdessen diesen Film gemacht."
Betsy kreischte noch einmal und trat gegen ihren Hocker. Das Ding flog quer durch die Küche und zerbrach an der Wand. Putz rieselte auf den ehemals makellosen Boden. „Du bist seit fast siebzig Jahren ein Vampir?!"
Garrett zuckte mit den Schultern.
„Wie schade, dass wir Nostro bereits getötet haben", sagte Eric. Aber jetzt betrachtete er Garrett mit neuen Augen - fasziniert und fast ein bisschen beunruhigt. Antonia fragte sich, wie alt Eric wohl war.
„Das kannst du laut sagen, Süßer! Gott, was würde ich darum geben, ihn jetzt hier in dieser Küche zu haben. Er hat den armen George und die anderen über ein halbes Jahrhundert lang gefoltert, das Stück Scheiße! Der Scheißkerl!"
„Garrett", stellte Garrett richtig.
„Richtig, sorry."
Garrett schien von allen am wenigsten wütend zu sein, stellte Antonia fest. Sie fragte ihn, warum.
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„Lange her."
„So kann man es auch sehen", sagte sie zweifelnd. „Dinge sind jetzt anders."
Ja, dachte sie bitter. Die Liebe hat dich erlöst. Allerdings liebst du jemand anders. Scheiße.
„Ich bin froh, dass du dir nicht die Haare abgeschnitten hast", sagte Antonia später, nachdem sie miteinander geschlafen hatten. Sie strich über die langen, seidigen Strähnen. „Ich mag sie so lang."
„Jetzt, ja. Damals, nein."
„Klar. Daraus lernst du, dass du dich nie der Gesellschaft anpassen sollst", neckte sie ihn.
Garrett machte ein Geräusch, als würden Kieselsteine einen Hang hinunterrollen. Erst nach einem Weilchen erkannte sie, dass er lachte.
Sie fand, sie sollte es ihm sagen. Er würde sich morgen Abend vielleicht fragen, wo sie war. „Nur um dich vorzuwarnen, morgen werden ich euch verlassen."
„Warum?"
„Weil ich nicht herausgefunden habe, wie ich der Königin helfen kann. Und ich kann nicht hierbleiben, wenn du . . kurz und gut, ich kann nicht bleiben."
„Aber wenn du nicht hilfst,
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