0500 - Der Dunkle Gral
nicht der Pfarrer der Templer-Kirche, sondern der einer normalen. Daß diese Kirche nicht normal war, hatten die beiden bemerkt, als sie von einem schweren, schwarzmagisch beeinflußten Eisenkreuz angegriffen wurden. Fast hätte sie das Kreuz erschlagen. Sie konnten sich im letzten Augenblick in Sicherheit bringen.
Mit der Dämonenpeitsche hatte Suko dem Kreuz die Magie genommen, aber nicht gewußt, welch ein Fluch über dem Pfarrhaus lastete. In dem Augenblick, als er das Kreuz befreite, war der Pfarrer Horace Calf von einer Eisenuhr erschlagen worden.
Seine Frau Betty war fast durchgedreht. Sie hielt Bill und Suko für die Mörder ihres Mannes, was sie auch indirekt waren, denn der Besucher des Pfarrehepaars hatte erklärt, daß die Magie, die er hinterlassen hatte, unbedingt bleiben mußte. Wenn sie zerstört wurde, starben auch die Mitglieder der Familie.
Sogar das Kind hatte er in sein teuflisches Spiel mit einbezogen. Der Dolch war Beweis genug gewesen.
Suko schaute noch einmal auf die Tür.
»Woran denkst du?« fragte Bill.
»Könnte man den Dolch nicht möglicherweise zerstören?«
»Und dann?«
»Schwebt Ann nicht in Gefahr.«
Bill schüttelte den Kopf. »Das Risiko gehe ich nicht ein. Außerdem wäre ihre Mutter noch nicht gerettet.«
»Stimmt auch wieder.«
»Uns sind jedenfalls die Hände gebunden«, erklärte der Reporter. »Die andere Seite kann machen, was sie will. Sie hat die Kontrolle über Garway bekommen und sämtliche christlichen Symbole, die sie als störend empfand, entfernt.«
»Jedenfalls müssen wir uns die Templer-Kirche ansehen!« erklärte Suko. »Ich wüßte sonst nicht, wo ich van Akkeren und vielleicht auch Baphometh treffen sollte.«
»Und John!«
»Klar, ihn auch. Hoffentlich lebend.«
Bill winkte ab. »Daran will ich jetzt nicht denken. Gehen wir nach unten?«
»Sicher.«
Sie dämpften ihre Schritte, als sie die schmale Treppe hinabstiegen. »Wir müssen auch etwas für Mrs. Calf tun«, sagte der Reporter.
»Du kannst sie nicht zwingen, sich in die Hände eines Arztes zu begeben.«
»Und die Polizei?«
»Weißt du, wer hier noch nicht von Baphometh beeinflußt ist?«
Bill runzelte die Stirn. »Wir.«
»Für jemand anderen möchte ich auch nicht die Hand ins Feuer legen«, erwiderte Suko. »Jetzt nicht mehr.«
Sie fanden Betty Calf noch immer im Wohnraum. Wie gemalt hockte sie in einem Sessel. Sie rührte sich nicht, starrte ins Leere und nahm ihre Besucher nicht zur Kenntnis.
Bill sprach die blonde Witwe an. Er wollte ihr Trost zureden. »Wir haben Ihre Tochter besucht«, sagte er. »Es geht ihr gut, sie spielt mit ihren Puppen.«
»Ja.«
»Können wir noch etwas für Sie tun, Mrs. Calf? Wir holen Ihnen gern einen Arzt…«
»Nein, Sie sollen gehen.«
»Und was werden Sie tun?«
Betty Calf hob den Blick. »Ich?« Plötzlich begann sie rauh zu lachen. »Ich bleibe hier sitzen.«
»Wir kommen wieder!« versprach Suko.
Ihr Blick wurde düster und böse. »Nein, bleiben Sie weg! Sie brauchen nicht in mein Haus zu kommen. Ich will Sie nicht sehen, haben Sie verstanden? Ich will keine Mörder unter meinem Dach beherbergen. Sie tragen die Schuld am Tod meines Mannes, nur Sie allein«, wiederholte sie. »Haben Sie mich verstanden?«
»Sicher, Mrs. Calf«, sagte der Reporter.
»Dann richten Sie sich auch danach!«
Bill nickte. »Bevor wir gehen, möchten wir Sie trotzdem um einen Gefallen bitten.«
»Ich soll Ihnen…?«
»Es ist nur eine kleine Auskunft, Mrs. Calf. Nichts Schlimmes oder etwas, das Ihnen schaden könnte. Wir sind ja nicht ohne Grund nach Garway gefahren.«
»Ja, um zu morden!« zischte sie. Dabei schlug sie sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel.
Bill überhöre die Bemerkung einfach. »Wir möchten nur von Ihnen wissen, wie wir zu der alten Templer-Kirche gelangen - mehr nicht.«
Betty Calf rührte sich nicht. Sie hielt die Lippen fest verschlossen, nur unter der dünnen Haut am Hals zuckte noch eine Ader. Dann schüttelte sie den Kopf.
»Weshalb wollen Sie uns nichts sagen?« fragte Bill.
»Gehen Sie.«
»Finden wir dort Ihre Besucher?«
Betty Calf sprang auf. »Gehen Sie endlich!« brüllte sie. »Verlassen Sie mein Haus!«
»Okay, entschuldigen Sie.« Bill und Suko drehten sich um. Sie hörten die Frau noch weinen, als sie durch den Flur schritten. Vor dem Haus stand die Luft auch weiterhin. Die Sonne war tiefer gesunken und hinter Wolken verschwunden. Es ging auf den Abend zu, die Dämmerung würde sich bald über das
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