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0500 - Die Quelle des Lebens

0500 - Die Quelle des Lebens

Titel: 0500 - Die Quelle des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Mit einem Schrei fuhr Zamorra auf. Seine Hände flogen an seine Brust, suchten nach der Schußwunde. »Torre, nein«, stieß er hervor.
    Aber er war nicht verletzt.
    Er stand nicht vor dem Mann mit der Pistole. Er befand sich im Gästezimmer des schottischen Llewellyn-Castle, lag im Bett und war aus einem Alptraum aufgeschreckt. Neben ihm drehte sich Nicole Duval auf die Seite und richtete sich halb auf.
    »Was ist, cheri?« erkundigte sie sich leise. Ihre Hand berührte sein Gesicht. »Ein Traum?«
    Er nickte. Es fiel ihm schwer, in die Wirklichkeit zurückzufinden, so realistisch waren die Bilder gewesen. Immer wieder tastete er prüfend nach seiner Brust.
    Durch die Ritzen der Holzklappläden vor den beiden kleinen Fenstern drang helles Licht. Es mußte schon Tag sein. Zamorra nickte langsam. »Er wollte mich umbringen«, flüsterte er. »Einfach eiskalt abschießen, wie ein krankes Tier!«
    »Wer?« fragte Nicole.
    Zamorra sah an ihr vorbei. »Ich - ich weiß es nicht«, murmelte er.
    Sie erhob sich, ging zu den Fenstern und öffnete sie, um die Läden nach außen schwingen zu lassen. Frische Luft kam herein und hellstes Sonnenlicht, das Nicoles nackten Körper geradezu aufleuchten ließ. Draußen über dem schottischen Hochland strahlte die Sommersonne. Von Kälte und Nebel gab es in diesen Wochen keine Spur.
    »Du hast einen Namen genannt«, sagte Nicole. »Torre. Wer ist das?«
    »Torre Gerret«, sagte er. »Ich weiß es nicht.«
    Sie kam zum Bett zurück, setzte sich neben Zamorra und lehnte sich an ihn. Er nahm ihren Duft wahr. »Wenn du seinen Namen kennst und sogar von ihm träumst, mußt du doch wissen, wer er ist«, behauptete sie.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich -weiß es nicht«, sagte er leise. »Ich müßte ihn kennen. Er kam mir in dem Traumbild so vertraut vor. Aber ich kann mit dem Namen nichts anfangen; noch weniger mit seinem Gesicht, obwohl ich es deutlich vor mir gesehen habe.«
    »Kannst du es zeichnen?«
    »Ich denke schon.«
    Er hob sich und ging zu Stuhl und Tisch hinüber. Nach Papier und Bleistift brauchte er nicht lange zu suchen; auf Llewellyn Castle brauchten Gäste nur auf wenig zu verzichten, vor allem, wenn es sich um solch enge Freunde des Gastgebers handelte. Nicole schenkte ihm aus einer Karaffe ein Glas Wasser ein. Zamorra nickte ihr dankbar zu, löschte seinen Durst, den er jetzt erst spürte, und versuchte dann Torre Gerret zu zeichnen, der in der Alptraum-Sequenz an ihm zum Mörder hatte werden wollen.
    Der Stift flog über das Papier. Ohne einmal zu zögern, schuf Zamorra eine Porträtzeichnung dieses Torre Gerret! Verwundert betrachtete Nicole das Gesicht eines Mannes, der Mitte der 60 sein mußte und dabei einen recht attraktiven Eindruck machte. »Das Gesicht eines Mörders«, spöttelte sie, »ist das sicher nicht. Aber, Chef, den Mann mußt du kennen. Traumbilder zeichnet man sonst nicht so exakt. Die bleiben verschwommen, vor allem in den Details.«
    »Ich weiß«, erwiderte Zamorra. »Trotzdem kann ich dir nicht sagen, woher ich diesen Mann und seinen Namen kenne!«
    »Vielleicht liegt deine Begegnung mit ihm schon so lange zurück, daß du dich nicht mehr daran erinnerst. Aber dann haben wir ihn vielleicht im Archiv - wenn es sich nicht gerade um einen deiner Professoren von anno Filzpantoffel handelt, die dich durchs Examen rasseln lassen wollten!« Sie griff nach der Zeichnung und eilte zur Zimmertür.
    »Was hast du vor?« fragte Zamorra.
    »Butler William soll das Bild nach Château Montagne faxen. Wenn wir diesen Mann im Archiv haben, kann Raffael mittels Computervergleich herausfinden, wer es sein könnte!« Schon war sie halb draußen, als Zamorras Zuruf sie stoppte.
    »Wir sind in Llewellyn-Castle, Nici!«
    »Und? Meinst du, daß es bei den Schotten aus Sparsamkeitsgründen noch keine moderne Telekommunikationstechnik gibt?«
    Zamorra grinste. »Nun, die Schotten sind gewiß nicht so sparsam, daß sie auch noch auf ihre Kleidung verzichten!«
    Nicole stutzte, sah dann verblüfft an sich herunter - lachte kopfschüttelnd und schloß die Tür wieder von innen. Daß sie immer noch keinen Faden am Leib trug, hatte sie ganz vergessen. Im heimischen Château Montagne verzichtete sie oft auf Kleidung, und hier in Llewellyn-Castle fühlten sich Nicole und Zamorra wie zu Hause.
    »Na gut, dann hat es ja auch noch Zeit bis nach dem Duschen und Ankleiden.« Sie legte das Papier beiseite und kam zu Zamorra zurück. »Und Zeit bis nach…«, fuhr sie fort und

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