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positiv verliebt (German Edition)

positiv verliebt (German Edition)

Titel: positiv verliebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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Aus der Ferne

    „Du starrst ihn schon wieder an!“
    „Ich weiß.“
    „Hör auf damit!“
    Seufzend wende ich den Blick von der Tanzfläche weg, nehme meine Flasche Bier und trinke einen großen Schluck. Es fällt mir schwer, ihn nicht anzusehen, denn er ist wunderschön. Gott, das klingt so kitschig!
    „Such dir endlich jemand anderes zum Ficken. Mit diesem Kerl wird das ohnehin nichts. Du weißt das, jeder weiß es. Also, was sollen die schmachtenden Blicke?“
    Daniel versteht mich nicht. Ich verstehe mich im Grunde selbst nicht, denn ich habe keine Ahnung, wie das passieren konnte. Ausgerechnet mir… und ausgerechnet er. Und trotzdem, ich habe mich Hals über Kopf verknallt. Ich weiß, dass meine Sehnsucht unerfüllt bleibt, aber leider gibt es niemanden, der mir erklären kann, wie das mit dem Entlieben funktioniert.
    Ohne dass ich etwas dagegen tut könnte, sehe ich erneut zu ihm hin.
    Er tanzt allein… inmitten der Massen. Etliche Körper um ihn herum. Das Licht wirft zuckende Blitze durch den Raum. Der Bass dröhnt laut, verursacht im Körper ein Gefühl, als würde man beständig beben. Von außen betrachtet ist es ein endloses Auf und Ab, ein Hin und Her, fast wie riesige Wellen, die sich am Strand brechen und wieder zurück ins Meer rollen. Der Rhythmus bleibt nahezu gleich, nur manchmal verändert sich die Melodie, der Text, die Stimme.
    Er tanzt allein und scheint ganz in sich versunken zu sein. Seine Bewegungen passen perfekt zur Musik, sind so erotisch und aufreizend, dass man sich zwangläufig fragt, wieso er von niemandem angetanzt wird, wieso ihn niemand über die Schulter wirft und in den Darkroom schleppt. Ich würde es tun. Sofort und ohne Hemmungen. In meiner Fantasie habe ich es bereits etliche Male gemacht. Ich habe ihn geschnappt, geküsst, als mein markiert. Aber Fantasie ist nicht Wirklichkeit und genau das ist das Problem. Ich habe Hemmungen und obendrein würde es sich Fabian nicht gefallen lassen. Er geht schon seit Ewigkeiten mit niemandem nach hinten. Denn jeder weiß es. Es war wie ein Lauffeuer, eine Billardkugel, die von Bande zu Bande gerollt ist, angezogen und abgestoßen, solange, bis auch der Letzte wusste, was passiert war. Natürlich sieht man es ihm nicht an, denn er ist wunderschön, aber das Stigma bleibt. Das wird er nicht mehr los.
    Und deshalb tanzt er allein, deshalb hat er mehr Platz auf der Tanzfläche, als die anderen, die dicht gedrängt, Körper an Körper reibend, darauf hoffen, nach dem Tanz mit jemandem verschwinden zu können.
    Mehr als einmal habe ich versucht, diesen Bannkreis zu durchbrechen. Mein Herz will ihn, während mein Verstand tausend dagegensprechende Argumente hat. Aber wenn die Hormone verrückt spielen, hat der Verstand nichts zu sagen, bleiben die Mahnungen ungehört. Leider reicht es jedoch nicht, um mehr zu probieren. Jeder Versuch blieb erfolglos, denn am Ende hat mich mein Mut doch immer wieder verlassen. Vielleicht ist mein Verstand stärker, vielleicht sind es auch Daniels mahnende Worte.
    „Du machst dich verrückt und das so vollkommen aussichtslos. Dieser Typ ist tabu… Er weiß es, ich weiß es, alle wissen es. Nur du machst einen auf Dramaqueen und willst es nicht begreifen.“
    Ich reagiere auf Daniels Worte nicht, denn ich habe sie schon so oft gehört. Er ist tabu! Aber nicht für mich. Ich will ihn, und wenn ich nur den Hauch einer Chance hätte, würde ich alle Zweifel und Ängste über Bord werfen. Wenn ich nur wüsste, wie ich diese unsichtbare Mauer überwinden könnte. Eine Mauer, die nicht nur er gezogen hat, sondern leider auch ich. Es ist etwas anderes, ihn von weitem anzuschmachten, als sich wirklich mit ihm auseinanderzusetzen. Ich fürchte mich vor der Realität, davor, dass mein Kopf stärker ist, nicht erkennen will, dass es funktionieren könnte. Ich kann nichts gegen die gruseligen Bilder machen, kann die Angst nicht komplett verdrängen.
    Fabian sieht müde aus. Dünner ist er auch geworden. Sind das bereits die ersten Anzeichen? Geht es wirklich so schnell? Ich dachte, die moderne Medizin wäre schon so gut. Ein panisches Gefühl macht sich in mir breit, umschließt mit monströsen Klauen meinen Brustkorb und nimmt mir die Luft zum Atmen.
    „Hörst du mir überhaupt zu, Jakob?“
    „Was?“ Es ist mein Name, auf den ich reagiert habe, ob Daniel allerdings noch mehr gesagt hat, weiß ich beim besten Willen nicht. Meine Gedanken fahren Achterbahn, sobald ich ihn erblicke. Es ist nicht mehr so häufig wie

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