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0501 - Der Biß der Kobra

0501 - Der Biß der Kobra

Titel: 0501 - Der Biß der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er wohl in Unkenntnis der Fakten für den Lord hielt. Dann polterte er los: »Wollen Sie etwa diesen alten Herrn umbringen, indem Sie ihm solche Alkoholmengen einflößen?«
    Noch lauter polterte der Lord los. »Zamorra, mein Sohn, tu mir den Gefallen und schmeiß den Doc raus, ehe der noch rabiater wird! Der soll sich um Mrs. McShield kümmern, statt mich in meinem eigenen Haus daran hindern zu wollen, mir den Knorpel zu ölen!«
    »Den - was, bitte?« ächzte der Arzt.
    Zamorra drückte Saris das Glas in die Hand. »Sie hörten es doch, Doktor. Seine Lordschaft besteht darauf, sich den Knorpel zu ölen. Sie sind erstaunlich schnell hier, wofür ich Ihnen im Namen aller Anwesenden danken darf. Wie geht es Mrs. McShield?«
    Der Arzt starrte ihn fragend an. Dann zuckte er mit den Schultern. »Habe ’ne Abkürzung genommen. Querfeldein mit dem Geländewagen. Ich nehme Mrs. McShield mit nach Inverness, damit ihr Bein richtiggestellt und in Gips gelegt wird. Der Butler sagte, daß Lord Saris einen Herzanfall erlitten habe, und außerdem: Was ist mit der Geburt?«
    »Alles im Griff«, verkündete Lord Saris vergnügt, der seinen Knorpel frisch geölt hatte. »Packen Sie Mistreß McShield ein und dampfen Sie ab. Sie stören die Ruhe meiner Totenfeier.«
    »Bitte, was ?« stieß der Arzt entgeistert hervor. »Sir, Sie sollten einem so alten Mann wirklich nicht dermaßen viel Alkohol geben.«
    »Alt? Ich bin zweihundertfünfundsechzig Jahre alt, mein Junge!« krähte der Lord. »Und jetzt spielen Sie endlich Parfüm und verduften Sie, bevor Ihnen der Efeu bis an die Ohrläppchen rankt!«
    »Mit dem Mann stimmt was nicht!« behauptete der Arzt, an Zamorra gewandt.
    Der wußte jetzt, daß der Sauerstoffmangel beim Lord wohl tatsächlich eine Schädigung hervorgerufen hatte. Denn dieses geradezu unverschämte Auftreten paßte absolut nicht zu Sir Bryont.
    Aber wie sollte er das alles dem Arzt erklären?
    »Die Geburt findet nebenan statt«, sagte er. »Wir warten noch auf die andere Hebamme, die Mistreß McShield ersetzen soll. Aber das dauert vermutlich zu lange. Können Sie helfen, Doktor? Und, bitte, fühlen Sie sich von Seiner Lordschaft nicht beleidigt. Er meint’s nicht so…«
    »Das - der ist der Lord?« staunte der Arzt. »Das ist doch unmöglich!«
    Im gleichen Moment öffnete Nicole die Tür.
    »Jetzt«, rief sie. »Schnell!«
    Ein Glas und eine Whiskyflasche polterten auf den Teppichboden, ohne zu zerbrechen. Wie ein sportlich trainierter Jüngling schnellte Sir Bryont, der uralte Greis, aus dem Sessel hoch und stürmte ins andere Zimmer. Zamorra folgte ihm. Wie angewurzelt stand der Arzt da; er brauchte einige Sekunden, um mit der Situation fertig zu werden.
    Und dann konnte er nur noch staunen…
    ***
    Mansur Panshurab sah durch die Augen der Schlange.
    Er war selbst Schlange. In Gestalt einer riesigen Kobra lenkte er den Ssacah-Ableger seinem Ziel entgegen. Der Inder war schon immer der Erste Diener der Kobra-Kultes gewesen, schon lange bevor jener Professor Zamorra, den der Schlund der Hölle verschlingen und nie wieder freigeben sollte, den Dämon Ssacah erschlagen hatte. Aber Ssacah lebte in seinen Ablegern weiter, in den kleinen, unterarmlangen Messing-Kobras. Ihre Zahl zu mehren war Mansur Panshurabs erklärtes Ziel. Erst wenn genug dieser Ableger existierten, waren sie in ihrer Gesamtheit mächtig genug, Ssacah, den Kobra-Dämon, neu auferstehen zu lassen.
    Zahlreiche Versuche hatte es seit jenem unglückseligen Tag gegeben, an dem der verfluchte Zamorra den großen Ssacah ermeuchelt hatte. Bisweilen jedoch agierten selbst die Mächtigen der Hölle wider Ssacah. Magnus Friedensreich Eysenbeiß hatte als oberster- Höllenfürst den ohnehin durch die Machenschaften Zamorras und seiner widerwärtigen Spießgesellen arg angeschlagenen Ssacah-Kult ganz vom Antlitz der Erde verbannt. Auf Ash’Cant, der Welt der DYNASTIE DER EWIGEN, und in der entropischen Echsenwelt hatte Panshurab versucht, dem Ssacah-Kult eine neue Heimat zu geben, aber in Ash’Cant waren die Probleme größer gewesen, als er in seinen schlimmsten Frostträumen befürchtet hatte, und in der Echsenwelt war der Versuch zum totalen Fiasko geworden, das kein Ssacah-Ableger überlebt hatte - bis auf einen, der von dem Silbermond-Druiden Gryf ohne dessen Wissen aus der Echsenwelt nach Caermardhin gebracht worden war, in Merlins unsichtbare Burg.
    Diesen Ableger lenkte Mansur Panshurab jetzt.
    Er wußte, daß er sich damit in einem Grenzbereich

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