Fluch des Piraten
Auf der Flucht
»Nun mach schon!«, drängelte Peter. »Sonst fällt Tante Mathilda noch irgendein lästiger Job für uns ein!«
Justus grinste, stemmte seinen linken Fuß gegen das schwere Tor, das vom Gebrauchtwarencenter hinaus auf die Straße führte, und schob sein Fahrrad durch die Öffnung. Dann hielt er kurz inne. Der Nebel hatte sich verzogen, die Sonne knallte vom Himmel, und die Luft schmeckte nach Meer. Was konnte es Schöneres im Leben geben als solch einen satten kalifornischen Traumwettertag? Herumhängen und nichts als herumhängen stand auf dem Programm: Die drei ??? hatten sich mit ein paar Freundinnen und Freunden am Strand verabredet, jeder würde etwas zu essen oder zu trinken mitbringen, Peter hatte seinen Ghettoblaster auf den Gepäckträger geschnallt, und all das war das einzig Richtige, um den Beginn der Ferien gebührend zu würdigen: tschüss, nervige Schule, bye-bye, ihr klugen Lehrer, ade, viel zu frühes Aufstehen! Ach, das Leben konnte so wunderbar sein ...
Wenn da nur nicht Tante Mathilda wäre. »Boob!«
Gemeint war der dritte der drei Detektive, der hinter Peter noch auf dem Hof stand und eilig seine Tasche auf den Gepäckträger klemmte.
»Ja, Frau Jonas?«
»Bevor ihr fahrt, könntet ihr bitte noch schnell den Müll auf die Straße bringen!«
Den Müll. Justus beeilte sich, endgültig nach draußen zu kommen. Der Müll bestand aus mindestens fünfzehn schweren Plastiksäcken, die neben der Holzhütte in der Sonne vor sich hinstanken. Auf einen Tag mehr oder weniger kam es da bestimmt nicht an.
»Justus ist aber schon weg«, rief Bob abwehrend, während sich Peter fluchtartig herausdrängte und dabei mit dem Vorderrad seines Fahrrads gegen Justus’ Wade stieß.
»Pass doch auf!« Justus wandte sich um und blickte kritisch an sich herunter. Auf seiner weißen Jeans befand sich ein deutlicher schwarzer Streifen. »Super, Peter! Ganz super! Da stehe ich bei den Mädchen wieder als der Volltrottel da!«
»So what! Das kann man leicht wieder rauswaschen«, sagte Peter unbeteiligt und sprang plötzlich wie von der Tarantel gestochen zur Seite: »Hey! Bob!!«
Bob war mit dem Vorderreifen seines Fahrrads direkt über seine brandneuen hellen Chucks gerollt. »Mensch, Bob! Die haben über siebzig Dollar gekostet!«
»Selbst schuld mit deinen Angeberschuhen«, sagte Bob, »und nun mach mal Platz da! Oder sollen wir uns in ›die drei Müllmänner‹ umbenennen?«
Justus verzog den Mund und wollte sich gerade auf sein Fahrrad schwingen, als er Schritte hörte. Ein Mädchen rannte die Straße entlang direkt auf sie zu, es war kaum älter als die drei ???. Während des Laufens drehte sie sich immer wieder um. Justus bemerkte, dass sie offenbar von einem Mann verfolgt wurde. Der Abstand betrug vielleicht dreißig Meter, und das Mädchen gab ihr Bestes. Was beim Anblick des Verfolgers nicht verwunderlich war. Er war zwar nicht sonderlich groß, doch er war flink. In der linken Hand hielt er eine Pistole. Vor Schreck war Justus einen Moment lang wie gelähmt. Peter und Bob drängelten ihn von hinten, sie hatten noch nichts mitbekommen. »Das Mädchen!«, rief Justus, »Wir müssen ihr helfen!« Sie rannte und rannte, und plötzlich durchfuhr es Justus wie ein Blitz. Er kannte das Mädchen! Es war Althena, eine Detektivin aus San Francisco, die sie bei einem ihrer früheren Fälle kennengelernt und danach nie wieder gesehen hatten.
Nun ging alles so schnell, dass Justus es kaum mitbekam. Althena war herangestürmt und befand sich jetzt auf Justus’ Höhe. Da kam das Mädchen aus dem Rhythmus und prallte mit aller Wucht gegen ihn. Justus verlor das Gleichgewicht, kippte über sein Fahrrad und knallte schmerzlich auf die Lenkstange. Für den Bruchteil eines Moments stützte sich Althena an seinem Arm ab, und Justus schien es, als wollte sie ihm etwas sagen. Doch bevor sie ein Wort hervorbringen konnte, hörten sie den Mann schreien: »Du Biest! Jetzt hab ich dich!« Justus warf den Kopf herum und sah, dass der Mann mit der Pistole drohte. Schnell drehte sich Justus schützend zu Althena, und er sah, wie sie bereits wieder davonlief. Justus wollte hoch, ihr helfen, doch schon war der Verfolger zur Stelle. Mit einem harten Ellenbogenstoß warf er Justus nieder. Ein heftiger Schmerz fuhr durch Justus’ Brust. Ihm blieb die Luft weg, und er wand sich am Boden. Geistesgegenwärtig trat Peter einen Schritt nach vorne und stellte dem Mann ein Bein. Der Verfolger kam ins Stolpern und knallte
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