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0501 - Der Biß der Kobra

0501 - Der Biß der Kobra

Titel: 0501 - Der Biß der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Alter?«
    Zamorra kauerte sich neben den Lord. »Du bist okay? Du weißt, was los ist?«
    »Natürlich! Falls kein Weißkittel in meiner Nähe herumlungert, kannst du mir einen Schluck Lebenswasser besorgen, ja? Der hilft mir wieder in die Vertikale. Bloß groß genug muß er sein, dieser Schluck, mein Sohn…«
    Das war ganz der alte Lord Saris ap Llewellyn. Nicht, daß es jetzt noch geschadet hätte - aber Zamorra hatte eine Hirnschädigung befürchtet, des Sauerstoffmangels wegen; immerhin hatte das Herz des Lords länger als sieben Minuten stillgestanden, und ebensolange war auch keine Hirndurchblutung erfolgt. Hinzu kam, daß Lord Saris’ Hirn durch den beschleunigten Alterungsprozeß ohnehin schon gelitten hatte… Aber die Phase des Herzstillstandes schien ihn im Gegenteil sogar wieder aufgebaut zu haben, was Zamorra äußerst verwunderte.
    Äußerlich hatte der Zerfall sich dagegen fortgesetzt. 265 Jahre alt war Sir Bryont, und bis vor ein paar Wochen hatte er wie ein Mann in der Blüte seines Lebens ausgesehen. Aber jetzt, kurz vor Ablauf seiner Lebensspanne, holte Mütterchen Natur alles nach. Die schneeweißen Haare fielen dem Lord inzwischen büschelweise aus, und daß er seine Zähne noch besaß, mußte als ein kleines Wunder betrachtet werden. Seine Haut war so runzlig und fleckig geworden, daß er eher einem Dreihundertjährigen als einem Zweihundertjährigen glich. Es ging dem Ende zu.
    Seit mehr als 30 000 Jahren lebte er. In jeder seiner Inkarnation wurde er um genau ein Jahr älter. Sein Vorfahre, Sir Rhoy, war 264 Jahre alt geworden, sein Sohn Rhett würde im Alter von 266 Jahren sterben. Und doch handelte es sich immer wieder um die gleiche Person, die sich nur unterschiedlicher Körper bediente. Die Llewellyn-Magie sorgte für diese seltsame Art der Unsterblichkeit. Jeder Llewellyn der magischen Erbfolge kannte von Geburt an das Datum seines Todes. Neun Monate vorher hatte er einen Sohn zu zeugen. Tod und Geburt mußten zusammenfallen, damit das Bewußtsein, die Seele, der Geist, oder wie auch immer man es nennen wollte, aus dem sterbenden Körper in den neu Geborenen schlüpfen konnte.
    »Zamorra, wirst du alt? Hast du mein Lebenswässerchen vergessen?« Die Worte des Lords rissen Zamorra aus seinen Gedanken. Er machte sich auf den-Weg. Lebenswasser, gälisch uisge beatha , woraus neukaledonisch das profane Wort »Whisky« entstanden war. Zamorra nahm gleich die ganze Flasche mit. Wenn Sir Bryont sich in den letzten Minuten seines derzeitigen Daseins abfüllen wollte, sollte er das doch tun. Schaden konnte es nichts.
    »Du bist ein wahrer Freund«, murmelte Saris, der es in der Zwischenzeit aus eigener Kraft fertiggebracht hatte, sich vom Boden zu erheben und in einem Sessel niederzulassen. »Was ist mit Mrs. McShield? Kommt der Arzt bald? Ich möchte nicht, daß sie bleibende Schäden davonträgt. Nebenan scheint deine Nicole ja völlig in ihrer Tätigkeit aufzugehen! Sag mal, hat sie eine Hebammenausbildung genossen? Als ich sie eben danach fragen wollte, hat sie mich praktisch ›rausgeschmissen‹, und wenn mein Gesichtserker einen halben Zentimeter länger wäre, müßte ich in Kürze mit einem häßlichen Nasenbruch in die Urne…«
    Zamorras Augen wurden groß. »Während ich den Whisky holte, warst du schon wieder da drin ?« Mit dem Daumen über die Schulter deutete er auf die Tür zu Patricias Zimmer.
    Saris grinste, nahm Zamorra die Flasche aus der Hand und schenkte nach, weil sein Glas oben ein großes Loch hatte, aus dem der Whisky zu schnell in Richtung Kehle entwich. »Hätte ich dich nicht losgeschickt, mein Sohn, hättest du rñich doch bestimmt davon abzuhalten versucht!«
    »Mußt du mich eigentlich alle paar Minuten daran erinnern, daß du mich in deinen Clan adoptiert hast?« fragte Zamorra.
    »Na klar, sonst wirst du noch respektloser. Himmel, was für einen Fingerhut hast du denn da angeschleppt? Der ist ja schon wieder leer bis zur Nagelprobe! Vergiß mal, daß du dich in dem Land befindest, in dem der Geiz erfunden wurde, und füll nach! Meine Hand zittert gerade!«
    Seufzend tat Zamorra ihm den Gefallen und wunderte sich, daß der Lord bei seiner geschwächten Konstitution nicht schon weiße Mäuse und rosa Elefanten sah. Während Zamorra nachfüllte, ging die andere Tür des Durchgangszimmers auf und ein junger Mann im sandbraunen Anzug, eine schwarze Arzttasche in der Hand, trat ein. »Mylord? Ihr Butler teilte mir mit, daß Sie…« Und dabei sah er Zamorra an, den

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