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0506 - Die Spur der Ratte

0506 - Die Spur der Ratte

Titel: 0506 - Die Spur der Ratte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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in der Nacht so etwas tut. Ich denke, wir sind der Ratte auf der Spur!«
    »Sie sind ja verrückt«, murmelte Robin. Aber da war Nicole schon ausgestiegen. »Möchten Sie nicht Kavalier spielen und mir helfen, den Deckel anzuheben?«
    »Höchst ungern«, brummte Robin. »Körperliche Anstrengungen außerhalb meiner Dienstzeit sind mir verhaßt.« Gemeinsam wuchteten sie den großen Deckel zur Seite. Nicole ließ sich vorsichtig hinab. »Passen Sie auf!« warnte Robin.
    Nicoles Stiefel tauchten in Flüssigkeit. Sie tastete den Schacht ab; das Kanalrohr durchmaß offensichtlich tatsächlich kaum mehr als einen Meter. Nicht gerade ideal für eine längere Suche.
    Aber da war noch etwas. Einer der Eisenstege, die das Klettern erleichterten, war beweglich. Er ließ sich hochklappen.
    Im gleichen Moment öffnete sich ein Durchgang, der gerade mal anderthalb Meter hoch und so breit war, daß Nicole hindurchschlüpfen konnte -oder eine menschengroße Ratte…
    Lichtschimmer fiel aus dem dahinterliegenden Gang.
    »Was ist da unten?« rief Robin von oben.
    »Eine Treppe scheint abwärts zu führen«, sagte Nicole. »Hier brennt eine Fackel. Ich gehe mal hinab.«
    »Lassen Sie mich das machen«, verlangte Robin unbehaglich.
    »Sie bleiben da oben und passen auf, daß keiner das Auto klaut oder in den Gully fällt«, ordnete Nicole an. »Außerdem werden Sie gebraucht, um einen amtlichen Bericht über mein Verschwinden zu schreiben, wenn ich nicht wieder auftauche, und Sie verfügen über die polizeiliche Autorität, einen Sucheinsatz anzuordnen. Aber ich glaube nicht, daß das nötig wird. Ich bin hier richtig, und ich werde mit diesen Dingen schon zurechtkommen.«
    »Ich möchte Sie nicht von Rattenbissen getötet auf Doktor Mathieus Tisch wiederfinden«, brummte Robin.
    Nicole lachte leise. »Eher liefere ich ihm die Riesenratte«, sagte sie. »Halten Sie mir da oben den Rücken frei. Wenn ich mich in einer Stunde nicht wieder gemeldet habe, können Sie davon ausgehen, daß mir etwas zugestoßen ist. Aber ich glaube nicht daran. Deshalb können Sie die Stunde ruhig etwas großzügig auslegen.«
    »Mir gefällt das ganz und gar nicht«, sagte Robin unruhig.
    Aber Nicole reagierte nicht mehr darauf. Sie bewegte sich die Treppe hinunter, Stufe um Stufe. Irgendwo pfiff eine Ratte. Der Treppengang wurde größer. Etwa fünf Meter unter der Erdoberfläche endete er in einem grob gemauerten Gang. Auch hier brannte eine Fackel in ihrer Halterung.
    Der Gang machte schon nach wenigen Metern einen rechtwinkligen Knick. Nicole näherte sich ihm vorsichtig, die Hand an der Waffe.
    Als sie um die Ecke bog, prallte sie gegen ein nachgiebiges Hindernis, das sofort nach ihr griff. Sie wollte die Waffe hochreißen und sich damit wehren. Aber dann hörte sie die Stimme…
    ***
    Irgendwie hatte Zamorra das Gefühl, das etwas mit ihm nicht stimmte. Er sah Bilder. Es war, als erlebte er das, was er sah, wirklich, dabei kam es ihm vor wie ein Traum. Er wußte, daß er nicht wach wahr, und trotzdem sah er die Realität um sich herum. Er erinnerte sich, daß er vor Erschöpfung zusammengebrochen war. Dann war er erwacht, als ein seltsames Wesen ihn aus dem Auto zerrte - wie war er in den Wagen hineingekommen? Hatten Nicole und der Polizist ihn von der Straße aufgelesen? -, und im nächsten Moment wechselte seine Umgebung. Er befand sich nicht mehr in der Lyoner Slum-Straße. Es gab niedrige Einzelhäuser und Vorgärten, am Straßenrand geparkte Autos, die wesentlich neuer und gepflegter aussahen als die sparsam verteilten Rostbomber, zwischen denen der BMW auffiel wie ein Elefant unter Mäusen. Aber er schaffte es nicht, sich aufzurichten. Er lag nach wie vor, seine Muskeln gehorchten den Befehlen des Gehirns nicht. Er konnte nicht einmal die Augen öffnen. Trotzdem konnte er auf eine Weise, die er nicht begriff, sehen. Er hatte es mit einer menschengroßen Ratte zu tun. Sie zerrte an ihm, schleifte ihn über den Boden. Zamorra wäre gern aufgestanden, hätte sich gern auf eigenen Füßen bewegt, um der Ratte diese Anstrengung zu ersparen. Aber er wachte aus dem eigenartigen Traum einfach nicht auf.
    Er fragte sich, weshalb er dieses Ungetüm so nüchtern »betrachten« konnte. Es war unnatürlich. Eine Ratte in dieser Größe durfte es nicht geben. Es konnte höchstens ein dämonisches Wesen sein, aber das Amulett sprach nicht an. Es hätte auch ohne Zamorras Eingreifen aktiv werden müssen, wenn es sich wirklich um einen Dämon gehandelt

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