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0506 - Die Spur der Ratte

0506 - Die Spur der Ratte

Titel: 0506 - Die Spur der Ratte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vielleicht ein Kleidungsstück trug, das der Chefinspektor im schlechten Licht für ein Fell gehalten hatte. Aber irgendwie glaubte sie nicht daran. Sie tauchte in den schmalen Durchgang und schaltete die Taschenlampe aus. Vor den letzten zwei Metern bis zur beiderseitigen Häuserkante stoppte sie und lauschte.
    »Mademoiselle Duval…!« kam es von hinten.
    Wenn er doch bloß ruhig wäre! Nicole wollte Schritte oder Atemzüge hören. Aber zum zweitenmal übertönte Robin mit seinem fragenden Ruf jegliches eventuelle Geräusch.
    Sie jagte ihm einen Blasterschuß vor die Füße, so schwach dosiert, daß der Asphalt nicht schmolz. Da verstummte er endlich, begriff, daß sie Ruhe brauchte.
    Abermals lauschte Nicole. Lautlos bewegte sie sich bis zur Hausecke. Von dem fremden Beobachter war nichts zu sehen und auch nichts zu hören. Es war, als habe der Erdboden ihn verschluckt. Oder als sei er in einem Rattenloch verschwunden. Plötzlich spürte Nicole einen Atemhauch hinter sich. Sie wirbelte herum - und erblickte den Chefinspektor dicht neben ihr. Zum Teufel, der Bursche verstand es, sich lautlos anzuschleichen! Bevor er etwas flüstern konnte, berührte sie seine Lippen mit zwei Fingern.
    Warum war er nicht bei Zamorra und am Auto geblieben?
    Nicole bewegte sich in den Hinterhof hinaus. Mit einer leichten Daumenbewegung schaltete sie die Strahlwaffe auf Betäubung um. Sie versuchte sich zu orientieren. Es gab ein paar Bretterschuppen, Wäscheleinen, eine Menge herumstehenden Gerümpels, dessen seltsamstes Teil aus dem Stahlgerippe eines ausgebrannten und ausgeschlachteten Kleinsthubschraubers bestand - mochte der Himmel wissen, wie dieses Wrack in einen Lyoner Ghetto-Hinterhof gekommen war! Irgendwo war eine Bewegung. Etwas tappte drei-, viermal leise. Er befand sich hinter dem Hubschrauberwrack.
    Aus den Augenwinkeln sah Nicole Robins Hand neben sich auftauchen; der Zeigefinger krümmte sich in auffordernder Symbolik. Aber Nicole schüttelte den Kopf. Sie dachte nicht daran, zu schießen, solange sie ihrer Sache nicht hundertprozentig sicher war.
    Sie wartete darauf, daß sich hinter dem Hubschrauber wieder etwas bewegte.
    Im nächsten Augenblick stürzte etwas von oben herab! Ein unglaubliches, massiges Etwas ließ sich einfach auf sie und Robin fallen, schleuderte sie beide beim Aufprall zu Boden. Nicole feuerte den Blaster ab. Ein flirrender, zuckender Energiefächer blitzte erfolglos aus der Mündung, ohne ein Ziel zu erfassen. Robin brüllte eine Verwünschung, die nicht nach Lyon, sondern ins Marseiller Hafenviertel gehörte. Im nächsten Moment war das Unheimliche schon wieder verschwunden. Nicole hörte gut ein Dutzend Meter entfernt Schritte, die sich hastig entfernten. Sie sprang wieder auf. »Stehenbleiben!« rief sie und löste die Waffe aus, als die Schritte nicht stoppten. Wieder erfolglos. Hinter ihr stieß Robin einen gellenden Schrei aus. Nicole fuhr herum und sah, wie er sich gegen ein riesiges schattenhaftes Etwas wehrte. Er schleuderte es mit einem Judogriff über sich hinweg und auf Nicole zu. Aber mitten im Sturzflug löste es sich auf wie eine Illusion.
    Von diesem Moment an blieb alles ruhig.
    »Zum Teufel, was war das?« stieß Nicole hervor.
    »Ein Bär«, ächzte Robin. »Oder ein Büffel. Eine Ratte, glaube ich. So groß wie ein Mensch. Wo ist das verfluchte Biest jetzt?«
    »Ich glaube, es hat sich zurückgezogen«, überlegte Nicole. Sie sah an den Hauswänden empor. Der Lärm mußte gehört worden sein. Aber nirgendwo gingen Lichter an. Auch hinter dunklen Fenstern gab es keine Bewegung.
    Neugierde war hier absolut nicht in Mode.
    »Warum haben Sie das Biest nicht abgeschossen?« fragte Robin verdrossen. »Überhaupt, was ist das für eine komische Waffe, die Sie da benutzen? Was sind das für Lichteffekte? So was gibt’s doch nur im Kino.«
    Nicole ging nicht darauf ein. Sie schaltete jetzt die Taschenlampe wieder ein, leuchtete den Hinterhof aus, verweilte kurz und kopfschüttelnd bei dem bizarren Hubschrauberwrack. »Ich glaube, hier richten wir nichts mehr aus«, sagte sie leise und ging zurück zur Straße. Sie dachte an das seltsame blitzschnelle Auftauchen und Verschwinden des Unheimlichen. Ein wenig erinnerte sie das an den zeitlosen Sprung der Druiden, und es paßte auch zu dem Auftauchen und Verschwinden der Ratten im Château und des Mordungeheuers, das den Cyborg auf dem Gewissen hatte.
    Teleportation?
    Versetzung des Körpers von einer Stelle zur anderen durch bloße

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