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0511 - Der Fluch der Baba Yaga

0511 - Der Fluch der Baba Yaga

Titel: 0511 - Der Fluch der Baba Yaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fenster, stellte fest, daß es draußen taghell war und sowohl Kerzen als auch Kaminfeuer längst erloschen waren. Neben ihm lag Nicole auf den Fellen, und er fragte sich, warum sie schlafen sollte, wenn er wach war. Also begann er, sie sanft wachzuküssen und zu streicheln, wobei es dann natürlich nicht blieb.
    »Wir sind verrückt«, stellte Zamorra fest. »Wofür haben wir eigentlich Schlafzimmer und Betten? Statt dessen finden wir uns hier wieder…«
    »Abwechslung muß sein, sprach der Teufel und aß die Suppe mit der Forke«, stellte Nicole trocken fest. »Was Schlafzimmer und Betten angeht - die stehen uns ja trotzdem immer noch zur Verfügung.« Spitzbübisch lächelte sie Zamorra an.
    »Pause«, ächzte der. »Erbarmen. Ohne Dusche und Frühstück geht erst einmal gar nichts mehr.«
    Etwas später, mit noch von der Dusche feuchtem Haar, tauchte sie mit nur einem engen T-Shirt bekleidet am Frühstückstisch auf. Der alte Raffael, der auftrug, hatte sich schon vor Jahren abgewöhnt, sich über derlei spärliche Bekleidung zu wundern. Er wunderte sich nur darüber, seine Herrschaft zu so ungewohnt früher Stunde vorzufinden, wußte er doch, daß sowohl Zamorra als auch Nicole eher Nachtmenschen waren - vielleicht bedingt durch ihre Anpassung an den Lebensrhythmus der dämonischen Kreaturen, die sie bekämpften und die sich vorzugsweise nachts ihren Aktivitäten hingaben. Dafür wurde normalerweise dann bis in den späten Mittag geschlafen.
    »Es liegt vielleicht an der - ähem -etwas ungewohnten Wahl unseres diesnächtlichen Schlafplatzes«, brummte Zamorra, verschmähte Honig und Marmelade und lud sich statt dessen schichtweise Wurst und Schinken aufs Frühstücksbrötchen; er brauchte etwas Handfestes zwischen den Zähnen und spülte mit mehreren Tassen Kaffee nach.
    Zwischendurch ließ sich auch Lady Patricia sehen. »Kann ich einen der Wagen haben?« fragte sie. »Ich muß nach Lyon, neue Sachen für Rhett kaufen. Der wächst in einem Tempo aus den Klamotten raus, daß es mir fast unheimlich wird.«
    »Aber nicht schneller als jedes andere Baby«, sagte Nicole.
    »Das meint Nadine Lafitte auch. Trotzdem könnte er sich etwas mehr Zeit damit lassen. Vielleicht schaue ich auf dem Rückweg erst bei den Lafittes rein.«
    »Du weißt, daß du den BMW jederzeit nehmen kannst«, sagte Zamorra.
    »Sicher, während eurer Abwesenheit. Aber jetzt seid ihr ja wieder hier, und da frage ich lieber extra…«
    Zamorra winkte ab. Patricia erhob sich vom Frühstückstisch und küßte ihn auf die Wange. »Danke, Adoptivsohn«, sagte sie und huschte davon. Zamorra sah ihr kopfschüttelnd nach.
    »Was war eigentlich heute nacht los?« fragte Nicole unvermittelt. »Du bist plötzlich sehr unruhig geworden, gerade so, als hättest du gegen einen unsichtbaren Feind gekämpft.«
    »Ja?« wunderte sich Zamorra. »Habe ich dich gestört?«
    »Nicht der Rede wert. Aber du warst wirklich sehr unruhig, und…«
    »Und was?« hakte er nach, als sie zögerte.
    »Es war wohl ein Traum. Ich bilde mir ein, ein Gesicht und eine Hand im Kaminfeuer gesehen zu haben.«
    Zamorra stutzte.
    »Daran erinnere ich mich«, sagte er. »Nicht an deine Reaktion, aber an das Bild. Vielleicht war das der Grund für meine Unruhe. Ich habe davon geträumt, und es war kein schöner Traum, auch wenn ich von den Details nichts mehr weiß. Seltsam, nicht wahr?«
    Das fand Nicole in der Tat auch…
    ***
    Die alte Hexe näherte sich ihrem Ofen. Ihre Hand strich fast zärtlich über das heiße Gußeisen, ohne dabei zu verbrennen. »Es ist wieder soweit«, sagte sie. »Wir werden einen Ausritt unternehmen. Darauf hast du lange gewartet, nicht wahr? Vielleicht jahrhundertelang!«
    Sie schwang sich auf den Kohleofen, als sei er ein Reittier, und in gewisser Hinsicht war er das auch. Sie griff nach den Zügeln, trieb den Ofen an. Auf seinen vier Hühnerbeinen setzte er sich gehorsam in Bewegung. Die Tür der Hütte, die vorhin noch stark geklemmt hatte, öffnete sich jetzt von selbst. Der Ofen stakste hinaus. Die alte Hexe trieb ihn vorwärts. Rauch stieg aus dem Ofenrohr hoch, das Feuer flackerte stärker. Immer schneller wurde der Ofen.
    Die Hexe lenkte ihn. Sie spürte, wohin sie sich zu wenden hatte.
    Eine Spur der Verwüstung blieb hinter dem Ofen zurück. Sumpfgras verdorrte, verbrannte zu Asche. Der Boden vertrocknete, wurde steinhart. Und weit hinter der rasch vorwärts reitenden Hexe erhob sich auch ihr Haus. Es folgte, wenn auch wesentlicher langsamer und

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