0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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es ihm von allen Seiten entgegen.
    Und sie stürzten sich mit aller Macht auf ihn, um ihn auszulöschen. Aber ihre Konzentrationsfähigkeit reichte dafür nicht aus. Der Störfaktor des Destruktiven war immer noch in der Nähe, und er wurde immer intensiver.
    ***
    »Jeanette?« entfuhr es Zamorra. »Sie sind das? Aber…«
    Aber Sie gehören doch gar nicht zu den Verschwundenen, wollte er im ersten Moment sagen, und dann: Aber wie kommen Sie in diesen Körper, der doch nur eine Illusion ist? Doch er verzichtete auf beide Fragen. Wie konnte er wissen, was in der Zwischenzeit alles geschehen war? »Wie ist das möglich?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Isenbart/Jeanette. »Sie glauben mir nicht?«
    Er lachte bitter auf. »Aufgrund der enormen Verhaltensänderung dieses Isenbarts glaube ich Ihnen so gut wie alles, Jeanette. Sie sind also auch verschwunden? Wissen Sie, wo wir hier sind?«
    »Ich hatte gehofft, Sie wüßten es, Professor«, erwiderte sie niedergeschlagen. »Sie sind also auch nur ein Opfer.«
    »Nicht direkt«, erwiderte er. »Ich habe versucht, diesem bärtigen Individuum zu folgen. Sie sind wohl schon länger hier. Warum nicht in Ihrem eigenen Körper? Wissen Sie, in welchem Körper Sie stecken?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Großonkel Isenbart.«
    »Ach du große Sch… öne Welt!« entfuhr es ihr. »Ausgerechnet! Dabei habe ich nur versucht, irgendwohin zu entkommen.«
    »Erzählen Sie«, verlangte er.
    So erfuhr er von dem großen Raum, von den Zombies, denen die Seelen geraubt wurden, um sie zu einem großen Kollektiv zusammenzufassen. »Vielleicht halten Sie mich für verrückt, Professor«, schloß die Studentin, »aber ich bin sicher, daß dieses Seelenkollektiv böse ist, abgrundtief böse, vielleicht das Böse an sich. Sie sind Mörder und Diktatoren. Wieso ich entkommen konnte, weiß ich nicht.«
    »Ihr Körper existiert aber noch?« vergewisserte sich Zamorra.
    »Auch die von Lafitte, Goadec und Mostache!«
    »Und Nicole und Raffael Bois?«
    »Die sind auch verschwunden?« Das Isenbart-Gesicht zeigte Entsetzen.
    Zamorra nickte.
    »Ich habe sie nicht gesehen. Aber vielleicht sind sie ja nach mir gekommen. Ich weiß es nicht. Hier verliert man sein Zeitgefühl, Professor.«
    »Das Gebilde, in dem wir uns befinden, wird Tempel genannt. Können Sie das bestätigen?«
    »Wie denn? Ich habe ja nur einen einzigen Raum wirklich gesehen. Aber ich bin nicht hier aufgetaucht. Ich war in einer Wüstenlandschaft. Da war ein… äh… halbnacktes Mädchen, das wissen wollte, ob ich richtig oder falsch sei. Und mitten in der Wüste ragte etwas auf, das wie ein hausgroßer steinerner Schädel aussah. Halten Sie es für möglich, daß wir uns in diesem Schädel befinden?«
    »Hausgroß?« Es gab kleine und große Häuser, und Zamorra mußte an den Schacht denken, auf dessen Boden er sich wiedergefunden hatte. Allerdings schien hier nichts wirklich unmöglich zu sein. »Vielleicht.«
    »Was können wir jetzt tun?«
    Zamorra wog den Dhyarra-Kristall in der Hand. Er entsann sich der Warnung Isenbarts, dessen Körper jetzt von Jeanette dominiert wurde.
    Zamorra warf den Kristall unternehmungslustig in die Luft und fing ihn mit der anderen Hand wieder auf.
    »Wir sehen uns um und versuchen, Sie wieder in Ihren Originalkörper zu bringen, Jeanette. Und die anderen Herrschaften ebenfalls.« Nur wie er das anstellen sollte, konnte er beim besten Willen noch nicht sagen. Aber er mußte die Studentin aufmuntern, und er war sicher, daß ihm eine Lösung einfallen würde. Ihm fehlten nur immer noch Fakten.
    ***
    Nicole stellte ihre Gegenwehr ein. Gewinnen konnte sie in diesem ungleichen Kampf sowieso nicht. Warum also ihre Kräfte vergeuden? Die Zombies wollten sie immerhin wohl zunächst nur ins Innere dieses Schädels verschleppen. Unmittelbare Todesgefahr bestand nicht. Zumindest konnte Merlins Stern keine erkennen, denn sonst hätte das für sein zuweilen recht selbstständiges Agieren berüchtigte Amulett bereits das grünlich leuchtende Schutzfeld um Nicole aufgebaut.
    Im gleichen Moment, als sie nicht mehr kämpfte, verloren auch die Seelenlosen einen Teil ihrer Aggressivität. Immerhin zerrten sie Nicole noch recht unsanft mit sich, gewillt, jeden neuerlichen Fluchtversuch zu verhindern. Aber sie waren immerhin nicht mehr bemüht, sie zu betäuben.
    Sie war gespannt, worauf sie im Inneren des Riesenschädels stoßen würde. Dort konnte sie immer noch das Amulett einsetzen. Und vielleicht gab es dort endlich die