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0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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heftigen Ruck, der ihn straucheln ließ. Nur mit Mühe konnte er einen Sturz abfangen und sich am Tisch festhalten. Pascal Lafitte begriff erst ein paar Sekunden später und erhob sich ebenfalls, um dem an ihn geketteten Zamorra etwas mehr »Auslauf« gewähren zu können. Aber noch ehe der die soeben hinter dem Bärtigen ins Schloß gefallene Tür erreichte, kam dieser ihm geradezu explosionsartig entgegengeflogen. Zamorra sprang zur Seite, riß Pascal mit sich.
    Ein wilder Feuerstrahl folgte der Tür, und dann wuchtete sich ein ungeheuerliches Etwas in den Raum, mit seiner Körpermasse den Türrahmen sprengend und das Holz und auch Teile des Mauerwerks mit sich reißend. Steine und Mörtel flogen, stäubten auf. Ein gewaltiger Echsenschädel pendelte hin und her. Ein abermaliger Feuerstrahl entfuhr dem riesigen Maul und fauchte direkt über Zamorra und Pascal hinweg, die sich zu Boden fallen ließen. Nicole kippte sich mit ihrem Stuhl zur Seite weg und stieß den Tisch als hölzerne Barriere um. Das Feuer brach sich an der Tischplatte, Innerhalb weniger Augenblicke war es glühendheiß im Raum geworden. Eine der Öllampen zerplatzte. Brennendes Öl floß über die Holzdielen. Schreie ertönten.
    Pascal zog den Degen; ein lächerliches Spielzeug gegen das Ungeheuer, das nach Zamorra schnappte und ihn nur knapp verfehlte. Stinkender Pestatem ließ den Professor würgen. Im nächsten Moment schoß etwas Kleines, Kreischendes auf den Drachen zu, verbiß sich in seinem Nacken. Der Drache brüllte und versuchte das wildgewordene Tier mit dem großen Schnabel abzuschütteln, aber es gelang ihm nicht. Mit markerschütterndem Gebrüll, das umgekippte Gläser klirren ließ, sank das riesige Ungeheuer in sich zusammen. Der Gavvroval ließ von ihm ab und produzierte flügelschlagend ein gellendes Triumphgeheul. Großonkel Isenbart, dieser unterarmlange Troll, wieselte heran und setzte in Siegerpose einen Fuß auf die Schnauze der Bestie.
    Langsam richtete Zamorra sich wieder auf. Er glaubte zu träumen. Das alles konnte es doch nicht wirklich geben!
    Bist du sicher? machte sich Merlins Stern bemerkbar. Alles ist gewissermaßen eine neue Variante der Realität.
    »Na, wunderbar«, brummte Zamorra sarkastisch. »Sonst hast du an Erkenntnissen nichts zu bieten?«
    »Mit wem redest du?« fragte Pascal und ließ den Degen vorsichtig wieder in der Zierscheide verschwinden. Er nestelte an dem Kettenverschluß herum und versuchte ihn zu öffnen. »Zum Teufel, dafür braucht man ja ’nen Schlüssel…«
    »… der sich garantiert in deiner Tasche befindet«, behauptete Zamorra. Unwillkürlich glitten Pascals Hände zu den Hüften, wo sich aber keine Hosentaschen mehr befanden! Dann entdeckte er eine Ledertasche an seinem Gürtel und wurde darin tatsächlich fündig.
    Inzwischen organisierten Mostache und seine Frau in aller Eile Decken, um sie über die sich ausbreitenden Flammen zu werfen und diese damit zu ersticken. Ein anfangs leichtsinnig über dem brennenden Öl ausgeschütteten Eimer Wasser hatte sich nicht nur als unwirksam, sondern gar als gefährlich erwiesen, weil das Feuer danach erst recht hochsprühte. Aber jetzt bekamen die Löschenden die Flammen rasch wieder in den Griff.
    Derweil versuchte Großonkel Isenbart den Gavvroval, der immer noch die stibitzte Mütze auf seinem seltsamen, kulleräugigen Raubvogelkopf trug, von dem Drachennacken zu pflücken. Fügelschlagend und einen Höllenspektakel von sich gebend, wehrte der Gavvroval sich.
    Die tote Bestie versperrte den Eingang; Zamorra schätzte das Hindernis auf gut dreißig Tonnen Lederhaut, Muskeln und Zähne. Das Biest beiseitezuräumen, dürfte einige Probleme bereiten.
    Neben ihnen zerklirrte Glas. Der bärtige Hüne hatte von außen her eine Fensterscheibe zerstoßen und streckte seinen mächtigen Kopf in die ruinierte Schankstube. »Fast hätte ich vergessen zu sagen: Wo ich herkomme, muß man sehr vorsichtig sein. Hin und wieder geschieht es, daß unversehens ein hungriger Drache zur Tür hereinspaziert. Dann ist es gut, wenn man einen Gavvroval zur Hand hat.« Er schnipste mit den Fingern. Der Gavvroval zischte durch die Luft und verschwand in seiner Hand. Großonkel Isenbart folgte ihm auf demselben Weg. Der Bärtige lachte vergnügt und trollte sich davon.
    »Ich bringe ihn um!« brüllte Mostache und schwang die Stachelkeule. »Den schneide ich in Streifen und schmeiß’ ihn in den Suppentopf! Frau, schreib die Speisekarte um! Morgen gibt’s Bärtiger in

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