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0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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muß doch einen Weg geben, dieses Feld unwirksam zu machen. Aber mit reiner Vorstellungskraft geht es nicht, das habe ich schon versucht. Vielleicht müßten wir uns alle einer Hypnose-Therapie unterziehen, um die Dinge wieder so sehen zu können, wie sie wirklich sind?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Zamorra. »Aber ich werde zunächst einmal etwas anderes ausprobieren.«
    »Und was?«
    Zamorra lachte leise. »Das kann ich Ihnen nicht mit zwei Worten erklären. Am besten sehen Sie einfach nur zu… experimentell nachvollziehen können Sie es vermutlich ohnehin nicht. Außer mir besitzt niemand die entsprechenden Hilfsmittel.«
    Er wandte sich um und suchte Pascal. Erst jetzt fiel ihm auf, daß er den jungen Mann nicht mehr gesehen hatte, seit er von draußen wieder hereingekommen war. Auch Nicole zeigte sich überrascht. »Stimmt… er war plötzlich nicht mehr da!«
    Pascal Lafitte war verschwunden.
    Und niemand hatte gesehen, wie er das Lokal verlassen - daß er es überhaupt verlassen hatte…!
    ***
    Ein Schatten fiel über das Mädchen, das sich langsam erhob und sich umwandte. Da stand, wie aus dem Boden gewachsen, ein junger Mann in der flirrenden Mittagshitze. Er machte einen verwirrten Eindruck.
    Das Mädchen trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn prüfend, um dann bedauernd den Kopf zu schütteln.
    »Du bist es nicht«, sagte sie leise. »Nun bist auch du verloren.«
    Ihr ausgestreckter Arm wies auf den Schädel und die aufklaffende Eingangsöffnung zwischen den gewaltigen Zähnen. Der junge Mann sah von der Braunhaarigen zum Schädel und wieder zurück. Das Mädchen verstärkte die Geste.
    »Du mußt gehen. Rasch!«
    Kopfschüttelnd und vorsichtig setzte er sich in Bewegung. Das Schädelmaul nahm ihn auf.
    ***
    Pascal verschwunden! Die Angelegenheit wurde immer mysteriöser -und durch sein spurloses Verschwinden auch noch bedrohlich. Jeder im Raum war bereit zu beschwören, daß Pascal die Schankstube nicht verlassen hatte, aber alle mußten ihn gleichzeitig aus den Augen verloren haben, ohne daß es ihnen bewußt geworden war. Zamorra nahm an, daß es zu der Zeit geschehen war, als der Bärtige sich mit seinem Reitdrachen in die Luft erhoben hatte, um davonzufliegen.
    Aber wie hatte er es fertiggebracht, Pascal verschwinden zu lassen? Während der ganzen Zeit, in der er seine seltsamen Zauberkunststückchen vorgeführt hatte, war er jedesmal in der Nähe eines sich verändernden Objektes oder Menschen gewesen und hatte dabei mit der Hand darauf gezeigt. Das hatte er jetzt aber auf gar keinen Fall tun können, und Zamorra konnte sich auch nicht erinnern, daß der Bärtige gewissermaßen durch die Haus wand hindurch auf den jungen Mann gedeutet haben könnte.
    Zeigte sich hier eine neue Variante seiner Kunst?
    Es war nicht ruhig genug, als daß Zamorra mit Hilfe des Amuletts einen Blick in die Vergangenheit hätte werfen können. Er versuchte es, aber er konnte sich nicht genügend darauf konzentrieren. Dieser Blick hätte ihm verraten, wie Pascal verschwunden war - ob zufällig doch unbemerkt auf eigenen Füßen oder durch Magie. So beschloß er, diesen Versuch auf später zu verschieben. Vielleicht tat Mostache ihm ja auch ganz von selbst den Gefallen und warf die Gäste raus, um selbst etwas Ruhe zu bekommen…
    Um einen anderen Gefallen mußte Zamorra ihn erst bitten: von seinem Wohnzimmertelefon aus bei den Lafittes anrufen zu dürfen. Zamorra konnte sich zwar nicht vorstellen, daß Pascal sich nach Hause verdrückt hatte, aber ehe er sich selbst die Pferde scheu machte, wollte er zumindest diese Möglichkeit nicht außer acht lassen. Nadine konnte dadurch nicht beunruhigt werden, weil sie sich ja mit den Kindern im Château Montagne befand. Aber wie nicht anders zu erwarten, ging in Lafittes Wohnung niemand an den Apparat.
    Nach einer Weile tauchte Raffael Bois mit Zamorras BMW auf. Zamorra winkte ihn zum Hintereingang. Als der alte Diener die Schankstube betrat, blieb er stehen, als habe ihn der Schlag getroffen. »Grundgütige Götter! Was, wenn es mir erlaubt ist, meinem grenzenlosen Erstaunen durch eine Frage Ausdruck zu verleihen, ist denn hier geschehen?«
    Entgeistert betrachtete er die Szenerie, von den barbarisch gekleideten Gästen über die Einrichtung bis zu dem toten Drachen. Zamorra sprach ihn darauf an. »Haben Sie den denn nicht von draußen schon gesehen, oder den Eselskarren?«
    Raffael hob die Brauen.
    »Mit Verlaub, Monsieur, aber nichts dergleichen fiel mir auf. Dort

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