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0515 - Der mordende Wald

0515 - Der mordende Wald

Titel: 0515 - Der mordende Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wir uns beraten.« Er deutete auf den Barden. »Deine wie immer hervorragenden Gedanken werden dazu hochwillkommen sein.«
    Der Barde seufzte. Er schnitzte an einem kurzen Weidenstab, den er bereits ausgehöhlt hatte. »Warum immer ich? Reicht es nicht, wenn ich euch besinge? Muß ich immer wieder Dinge mitbeschließen, die mir zutiefst zuwider sind? Centorix und du mit deiner großen Weisheit, Druide, ihr werdet schon beschließen, was richtig ist.«
    »Was richtig ist, wissen wir alle. Wie wir es tun, dazu bedürfen wir auch deines Rates«, sagte der Druide und schritt davon.
    Kendan grinste.
    »Du hättest Bauer werden sollen, nicht Barde.«
    »Gesänge dichten ist das, was ich am besten kann«, widersprach der Barde verdrossen. »Nun, ich denke, ich werde tatsächlich ein paar Römerköpfe nehmen. Hoffentlich laufen mir nicht nur Feiglinge vors Schwert.«
    Kendan lachte. »Wenn du singst, wird das Heer der Römer nur noch aus Feiglingen bestehen«, spottete er gutmütig. »Mit deiner Unterstützung können wir nur siegen - auch wenn alle Vernunft dagegen spricht. Die Römer sind wie eine Pest. Sie sind schlimmer als die Sueben. Die haben wenigstens nur unser Land genommen, so wie wir das Land anderer nehmen werden, wenn Dumnorix es uns gibt - was er ja oft genug bekundet hat. Aber die Römer werden damit nicht zufrieden sein. Sie wollen alles. Das Land, die Menschen, unser Gold. Und sie werden sich ausbreiten bis ans Ende der Welt, und niemand kann sie aufhalten.«
    »Wir werden sie aufhalten«, versprach der Barde. »Du wirst es sehen. Es wäre nicht das erste Mal, daß sie schreiend vor uns die Flucht ergreifen.«
    »Wir werden sehen«, murmelte Kendan, erhob sich und schritt davon. Der Barde schnitzte weiter an seinem Weidenstab.
    Eine Flöte sollte daraus werden.
    Er war schon auf ihren zierlichen Klang gespannt. Und darauf, wie viele Köpfe er bei der bevorstehenden Schlacht nehmen konnte. Daran, daß er selbst sterben könnte, verschwendete er keine Gedanken. Warum auch? Er wurde ja wiedergeboren, wie jeder seines Volkes.
    Nur die Römer nicht.
    Wenn die starben, blieben sie tot. Und das würde ihnen eines Tages zum Verhängnis werden.
    ***
    Don Cristofero hielt es nicht für nötig, sich aus dem Sessel zu erheben, in den er sich gefläzt hatte. Er hob nur lässig grüßend die Hand.
    »Seid mir gegrüßt, Nachfahre«, ächzte er. »Mir ist bewußt, daß Ihr nicht sonderlich begeistert über meinen Besuch seid, doch laßt Euch sagen, meine Anwesenheit ist unumgänglich. Nebenbei bemerkt - wollt Ihr nicht so freundlich sein, die Dienerschaft anzuweisen, daß mir ein Gläschen Eures vorzüglichen Cognacs kredenzt wird?«
    »Hier werden keine Sauforgien abgehalten, Señor Fuego«, fuhr Zamorra ihn grob an. Er hatte es sich schon vor einiger Zeit abgewöhnt, dem Grande den Respekt zu erweisen, den er von jedem zu erwarten schien. Fossile Anredeformen waren Fehl am Platz. Zwei Jahre mußten reichen, sich der Gegenwart und ihren Gepflogenheiten anzupassen. Aber bisher hatte Don Cristofero das nicht einmal versucht - weder in Wort, noch in Tat.
    »Aber, mein Bester, wer spricht denn von Sauforgien?« protestierte der Grande. »Ich will mit Euch doch nur auf das Gelingen anstoßen. Von Besaufen kann keine Rede sein; wir trinken jeder nur einen winzigen Schluck. Sonst steigt’s zu Kopfe.«
    »Schön, daß Sie das einsehen«, bemerkte Zamorra und fragte sich, wo der Dicke diese Redewendung herhatte. Dumpf entsann er sich, daß in Spooky-Castle auch als unabdingbares Wahrzeichen menschlicher Zivilisation ein Fernsehgerät aufgestellt worden war; nachdem Cristofero, neugierig wie er von Natur aus war, das Gerät erst einmal auseinandergenommen hatte, um es zu untersuchen, und nach der anschließenden Reparatur durch einen dabei fast verzweifelnden Fernsehtechniker, schien dem TV-Konsum nichts mehr im Wege gestanden zu haben. Mittlerweile fragte Zamorra sich, ob Don Cristofero sich jemals in seiner eigenen Zeit wieder zurechtfinden würde, wenn er dorthin zurückkehrte. So sehr er sich seinen Standesdünkel und seine persönlichen Gewohnheiten - eher Unarten - bewahrt hatte, so sehr hatte er sich mittlerweile auch an die Annehmlichkeiten der modernen Technik gewöhnt.
    Offenbar hatte er nun auch die »Feuerzangenbowle« gesehen…
    »Wegen der alkoholischen Gärung beziehungsweise der Gärung des Alkohols«, fuhr Don Cristofero unverdrossen fort und bestätigte damit Zamorras Verdacht. Der Parapsychologe hoffte

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