0523 - Tod dem Vampir!
unschädlich machen, ansonsten konnte man vielleicht erst miteinander reden. Möglicherweise bot sich dann eine ganz unerwartete Lösung…
Auf jeden Fall machte er sich aber kampfbereit. Als er um die Hauskante herum zum Nachthimmel aufschaute, sah er sie auf ihrem Besen durch die Luft heranreiten…
***
Der Vampir sah sich nicht um. Er versuchte nur so schnell wie möglich heim zu kommen, um die Kraft der Heimaterde zu spüren. Er fühlte, wie die Hexe mehrmals versuchte, ihre Magie auf ihn wirken zu lassen, und einmal hätte sie es fast geschafft. Aber sein zäher Wille kämpfte dagegen an. Dabei fühlte er sich sterbenseiend. Er wünschte sich nur, daß dieser grausige Spuk bald ein Ende finden würde - so oder so.
Er atmete auf, als er seinen Unterschlupf sah. Blindlings setzte er zur Landung an und kam vor dem Gebäude auf. Einen letzten Teil seiner Kraft verwendete er dazu, die Rückverwandlung in die Menschengestalt durchzuführen. Es dauerte, und er fürchtete schon, die Verwandlung nicht ganz zu schaffen und zu einem Zwittergeschöpf zu werden. Aber dann gelang es ihm doch noch. Erleichtert atmete er auf. Doch im gleichen Moment stellte er fest, daß mit »seinem« Haus etwas nicht stimmte. Jemand hatte sich in seiner Abwesenheit daran zu schaffen gemacht!
Erschrocken sah er, daß die Fensterlöcher, die er selbst verrammelt hatte, offenstanden; die Bretter waren entfernt!
Der Vampirjäger! durchzuckte es ihn. Er hat mich schon wieder aufgespürt…
Jetzt konnte er auch schon die Aura eines menschlichen Wesens spüren - nein, sogar zweier Wesen - oder waren des drei ? Er verlor den Überblick…
Beklommen trat er in die Türöffnung - und sah den aus den Scharnieren gebrochenen Sargdeckel, sah die verstreute Erde. Unter ihm schien sich ein tiefer Abgrund zu öffnen, in den er zu stürzen drohte. Ein blonder Mann im Jeansanzug schälte sich aus dem Hintergrund. Der Jäger! Er hielt Pflock und Hammer bereit, schritt langsam auf den Vampir zu.
»Das Ende der Jagd«, sagte der blonde Jäger. »Diesmal habe ich dich, Langzahn.«
Der Vampir wandte sich zur Flucht.
Wenn er stärker gewesen wäre, hätte er sich vielleicht zum Kampf gestellt. Aber die mehrmaligen Versuche der Hexe, ihn während seines Fluges wieder in ihre Gewalt zu bekommen, hatten ihm den größten Teil der vor kurzem erworbenen neuen Kraft wieder geraubt. Er war kränker denn je zuvor.
Er trat wieder ins Freie.
Und sah die Hexe.
Sie war ihm gefolgt, jagte jetzt auf ihrem Besen im Sturzflug herunter und schien ihn mit dem Besenstiel durchbohren zu wollen.
Gegen zwei Gegner zugleich konnte er erst recht nicht kämpfen. Er wußte, daß dies das Ende war. Aber vielleicht gerieten nach seinem Tod der Jäger und die Hexe aneinander?
Fieberhaft überlegte er, wie er die beiden gegeneinander ausspielen konnte. Aber er hatte die Zeit dazu nicht mehr.
Denn in diesem Moment trat noch ein weiterer Mann neben dem Haus hervor. In seiner rechten Hand glühte in hellem blauen Licht ein Sternenstein.
»Tiffany Villiers!« schrie der Mann mit dem Zauberkristall. »Sieh hierher!«
Und dann ging alles blitzschnell.
Hexe und Besen trennten sich in der Luft voneinander. Während die Hexe abdrehte, raste der Besen weiter auf den Vampir zu - oder etwa nicht auf ihn, sondern auf… den Jäger? Blaues Licht flirrte aus dem Sternenstein, tastete nach der fliehenden Hexe, verfehlte sie aber und fiel wieder in sich zusammen. Der Vampir streckte die Hand aus. Er bekam den wie eine Rakete heranjagenden Besen in der Luft zu fassen, kreiselte mit ihm herum und setzte ihn wie eine Lanze gegen seinen Jäger ein. Aber er strauchelte dabei und verfehlte seinen Gegner um Haaresbreite. Im nächsten Moment war der blonde Vampirjäger über ihm und warf ihn zu Boden.
Der Vampir fauchte wild und versuchte noch einmal hochzuschnellen und seine Fänge in den Hals des Todfeindes zu bohren. Aber im gleichen Moment drang das spitze, harte Eichenholz durch sein Herz, und seine Existenz verwehte ihm Nichts.
***
Eine Stunde später tauchten Zamorra, Gryf und der Wolf wieder bei Madame Picard auf, die noch nicht zu Bett gegangen war, weil die Aufregung sie wachhielt. Nicht besonders erfreut über das Erscheinen des ungewöhnlichen Trios, berichtete sie von der fürchterlich großen Fledermaus, die zuerst auf sie zugerast war, als habe sie Marie Picard angreifen wollen, dann aber abdrehte und wieder in der Nacht verschwand. Mehrfach beteuerte sie, daß dieses Erlebnis keine
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