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Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)

Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition)

Titel: Schlangenfluch 2: Ravens Gift (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.B. Sasori
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Ravens Gift
     
    Im Grunde genommen war es nur die Kopie eines Videos, die sie ohne Dr. Johannsons Erlaubnis erstellt und mitgenommen hatte. Vivienne balancierte die CD auf ihrer Zeigefingerkuppe, während ihr Laptop hochfuhr. Nur ein Stück Plastik, doch ihr gesamtes Gewissen befand sich darauf. Ihre Finger huschten über das Tastenfeld und endlich grinste sie ein animierter Yeti an.
    Sie könnte diese Plastikscheibe wegwerfen. Sie könnte aufhören, sich daran zu erinnern. Würde dadurch der Mann vom Seeufer aufhören zu existieren? Wenigstens für sie? Würde er aufhören, in ihrem Kopf nach Gerechtigkeit zu schreien? Nach Vergeltung? Sein Name war Samuel Mac Laman. Sie hatte in Morar nachgefragt.
    Vivienne fuhr den Schlitten aus, legte die CD ein und wartete. Die erste Hälfte des Videos war nicht von Belang. Die Nachtgeräusche des Loch Morar vermischten sich mit Hamburgs Straßenlärm. Sie schloss das Fenster. Für das, was kam, brauchte sie keine Zeugen. Sie hätte die Lautstärke regulieren können, sie hätte Kopfhörer benutzen können, sie hätte den verdammten Lautsprecher komplett ausschalten können. Aber das wäre Verrat an dem Mann mit den Schuppen gewesen. Sein Leid verdiente es, von ihr gehört zu werden.
    Der Steg, der Mann in der Reiterjacke, das Gewehr, mit dem er sein Opfer zum Bootsschuppen trieb. Dann Szenen, die trotz des Zwanges dermaßen lustvoll waren, dass sie sich schämte. Trotzdem starrte sie hin. Wegsehen ging nicht. Das hatte sie längst versucht.
    Samuel sank zusammen, sein Peiniger kniete sich vor ihn. Ihr Herz begann zu hämmern.
    Wieder wurden Samuels Beine auseinandergedrückt. Wieder verschwand der Kopf des anderen zwischen ihnen, wieder schrie Samuel sich die Seele aus dem Leib. Vivienne klappte den Laptop zu und starrte durchs Fenster auf die Alster. Was jetzt kam, wollte sie nicht sehen. In den letzten Wochen hatte sie das zu oft. Dieser Bastard in der Reiterjacke gehörte eingesperrt. An einen Ort ohne Sonne.
    Die Leute in diesem schottischen Dorf hatten ihre Fragen nur widerwillig beantwortet. Samuel war selten in Mhorags Manor, nur, wenn er seine verrückte Mutter besuchte. Den anderen Sohn hatte seit Jahren niemand gesehen. Seltsame Söhne hatte Mia Mac Laman. Nur der Jüngste schien normal zu sein, aber der hatte einen anderen Vater. David Wilson. Den Mann in der Reiterjacke.
    Woher sollten die Leute aus Morar auch wissen, was David Wilson nachts am Ufer des Sees tat? Die Gegend war einsam. Vielleicht hatte niemand je Samuels Schreie gehört. Was für ein trostloser Gedanke.
    Der Bistro-Mann hatte sich über die Schulter gespuckt, bevor er weiter geredet hatte. Ob sie nicht die Gerüchte kenne, die um die Familie Mac Laman kreisten? Nein, kannte sie nicht. Sie wollte die Gerüchte über David Wilson hören, um ihm die Polizei auf den Hals zu hetzen.
    Wilson? Ein netter Mensch, nur leider zu selten da. Immer höflich. Warum Mia nicht seinen Namen angenommen hatte, wusste niemand. Aber die Mac Lamans waren eine alte Familie. Traditionsbewusst. Schottisches Urgestein. Ein Jammer, dass ausgerechnet Mia nicht alle Tassen im Schrank hatte. Als junges Mädchen sei sie normal gewesen und zum Sterben schön. Aber dann … Nun ja, wer sich mit Dämonen einließ, setzte nicht nur seine Seele, sondern auch seinen Geist aufs Spiel.
    Dämonen?
    Der Mann hatte mit betrübter Miene genickt, allerdings vergessen, sich die Sensationsgier aus den Augen zu wischen. Mia Mac Laman sei von dem Wesen Mhorag höchst selbst verführt worden. Ihren Zwillingssöhnen sähe man das an. Wenigstens dem einen, dem mit der Glatze. Der Briefträger hätte den Jungen ohne Sonnenbrille gesehen. Teufelsaugen! Natürlich sei das ein Gerücht, aber wo Qualm war, war Feuer, und die Mac Laman Zwillinge waren unheimlich. Das bestritt im Ort niemand.
    Der Mann hatte sicherheitshalber noch einmal ausgespuckt. Der andere Zwilling lebe zurückgezogen. Es hieß, er hätte eine verunstaltete Hand, daher der Handschuh. Nun ja, der Teufel hinterließ an seinen Kindern immer Zeichen. Das wüsste hier jeder.
    Kein Teufel. Eine Chimäre. Halb Mensch, halb Wasserwesen. Oder, was wissenschaftlicher klang, ein Hybrid. Oder beides gleichzeitig? Vivienne raufte sich die Haare. Geschissen auf den Terminus. Der Kerl hatte gelebt, hatte Kinder gezeugt, die jetzt an ihrem Erbe zu leiden hatten. Woher kamen die Gene, die sich in sein Erbgut geschlichen hatten? Johannson vermutete, sie seien prähistorischen Ursprungs. Jedenfalls

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