0526 - Söldner der Galaxis
ich ihm ein Mittel gegen seine Neurose verabreichen wollte.
„ln Ordnung" meinte Polata. ,.Wenn es nicht helfen sollte, rufen Sie mich. Ich bin schließlich auch Psychologe. Vielleicht muß ich unserem Rauhbein eine Hypnobehandlung verpassen."
Ich nickte ihm zu und verließ die Kabine wieder. Als ich auf dem Mannschaftsdeck angelangt war, entfernte ich die Sperre des Schotts an der Nottreppe mit dem Kodegeber.
Auf dem Korridor standen mehrere Frauen und Männer in kleinen Gruppen beisammen. Ihre Gespräche erstarben, als sie mich erblickten. Langsam kamen sie auf mich zu.
Ich sperrte das Schott hinter mir ab und sagte: „Bitte, halten Sie mich jetzt nicht auf. Ich muß zu einem Patienten."
Urovia Deimogh, ihres Zeichens Virologin und Programmanalytikerin, drängte sich vor und sagte: „Ich bin auch krank, Captain „ Sie streckte mir die Hände mit den Handflächen nach oben entgegen. Ich konnte einige nässende Wunden sehen, offenbar hatte sie sich sie absichtlich beigebracht, mit einem Plastikbesteck vielleicht.
„Ich komme anschIießend zu Ihnen", antwortete ich. „Bitte, gehen Sie in Ihre Kabine, Dr. Deimogh."
Sie wandte sich folgsam um und ging davon. Dafür bedrängten mich die anderen Personen mit allen möglichen Anliegen.
Ich mußte einige Minuten auf sie einreden, bevor sie mich durchließen.
Sorgenvoll überlegte ich, wie das weitergehen sollte.
Diese bedauernswerten Menschen litten an ihrem Zustand und an der erzwungenen Untätigkeit.
Als ich Selchenins Kabine betrat, hockte der Professor zusammengekauert auf der Tischplatte. Er hatte sich völlig entkleidet. Sein Körper war mit einem rötlichen Ausschlag und blutenden Kratzwunden bedeckt.
Ich sperrte das Impulsschloß des Schottes ab, legte den Medokoffer auf einen Sessel und ging zu Selchenin, der mich mit verschleiertem Blick anstarrte Wie es aussah, würde er doch noch ein Fall für Mincos Polata werden.
„Tja", sagte ich kopfschüttelnd, „da müssen wir wohl zuerst etwas gegen den Ausschlag unternehmen."
„Ich brauche nur frische Luft, das ist alles, Captain", erklärte Selchenin.
„Natürlich brauchen Sie auch frische Luft, aber zuerst müssen wir den Ausschlag beseitigen, sonst bekommen Sie noch eine Infektion. Bitte, stellen Sie sich neben den Tisch. Ich klebe Ihnen ein kleines Injektionspilaster auf."
Ich öffnete den Medokoffer und suchte nach den Injektionspflastern gegen Neurosen. Plötzlich legten sich zwei Hände um meinen Hals. drückten fester und fester zu.
Ich war so überrascht, daß ich zu spät reagierte.
Anstatt sofort nach den Daumen Selchenins zu greifen und sie umzuknicken. versuchte ich erst ihm gut zuzureden, was mir jedoch mit zugeschnürter Kehle nicht gelang. Selchenin war schon immer ein kräftiger Mann gewesen; jetzt aber entwickelte er beinahe die Kraft eines Ertrusers. Bevor ich mich befreien konnte, schwanden mir die Sinne ...
Als ich zu mir kam, lag ich gefesselt auf dem Boden der Duschkammer. Selchenin war also vorausdenkend genug gewesen, um mich nicht im Erfassungsbereich der Monitorkamera liegen zu lassen, die - wie in allen Kabinen außer meiner und Polatas - auch in Selchenins Kabine installiert war.
Ich versuchte, mich von meinen Fesseln zu befreien. Der Verdummte hatte dazu Bioplaststreifen aus dem Medokoffer verwendet, aber nicht die Abdeckungsfolie entfernt, sonst hätte ich mich niemals aus eigener Kraft befreien können. So dauerte es nur zwanzig Minuten.
Bei dem Gedanken, was Dawidow Selchenin in der Zwischenzeit alles anstellen könnte. brach mir der kalte Schweiß aus. Ich hoffte nur, daß er meinen Kodegeber nicht mitgenommen hatte.
Leider erfüllte sich diese Hoffnung nicht. Als ich mich befreit hatte, entdeckte ich, daß das Plastiketui des Kodegebers an meinem Gürtel leer war. Auch der Medokoffer war verschwunden.
Ich eilte zum Interkom und schaltete ihn ein, um Major Polata anzurufen. Doch der Kommandant meldete sich nicht. Da sich die Rundrufanlage von der Kabine aus nicht aktivieren ließ, eilte ich hinaus, um allein nach Selchenin zu suchen.
DiesmaI traf ich niemanden auf dem Flur an Das war ungewöhnlich, denn die Korridore des Mannschaftsdecks waren stets ein beliebter Aufenthaltsort für die kommunikationsfreudigen Verdummten gewesen.
Kurz entschlossen, begab ich mich zu Wangemus Kabine und legte die Hand auf das Thermoschloß. Das Schott öffnete sich sofort. Ich entdeckte Ossuti Wangemu. Er lag auf der Couch und schien zu schlafen, aber als ich seine Lider
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