0526 - Söldner der Galaxis
anhob, mußte ich feststellen, daß er unter der Wirkung eines starken Betäubungsmittels stand.
Dawidow Selchenin war mit einer Raffinesse vorgegangen, die ich einem Verdummten niemals zugetraut hatte. Ich rechnete nicht mehr damit, ihn auf dem Mannschaftsdeck zu finden.
Abermals versuchte ich, Major Polata über Interkom zu erreichen, und abermals meldete sich der Kommandant nicht.
Leider trug ich meinen Armband-Telekom nicht bei mir, aber ich ahnte, daß ich ihn auch damit nicht erreicht hätte. Selchenin mußte Polata ebenfalls ausgeschaltet haben, um ungehindert das Schiff verlassen zu können.
Ich verließ Wangemus Kabine und lief zur nächsten Nottreppe.
Zwar konnte ich mir nicht vorstellen, daß Selchenin ohne Hilfe bis zur Bodenschleuse vordringen und sie auch öffnen würde, doch sein bisheriges Verhalten hätte ich mir früher auch nicht vorstellen konnen.
Glücklicherweise war das Schott vor der Nottreppe nicht abgesperrt, sonst hätte ich festgesessen. Ich eilte die gewendelte Stahlplastiktreppe hinauf, stieg im nächsthöheren Deck wieder aus, benutzte.das hier oben funktionierende Transportband, um schneller zur Kommandozentrale zu gelangen. Um Polata konnte ich mich spfiter kümmern. Jetzt galt es, das Schiff mit der Monitoranlage der Zentrale nach Selchenin abzusuchen, bevor der Ausbrecher größeren Schaden anrichten konnte.
In der Kommandozentrale angekommen, begann ich meine Suche beim Schott der Bodenschleuse. Ich stieß eine Verwünschung aus, als ich feststellte, daß das Außenschott offenstand. Selchenin war also bereits außerhalb des Schiffes.
Ich aktivierte die Rundsichtgalerie.
Eine halbe Minute später hatte ich Dawidow Selchenin entdeckt. Er war etwa anderthalb Kilometer vom Schiff entfernt und marschierte in Richtung auf das Pilzraumschiff.
Ich überlegte fieberhaft.
Der Ausbrecher würde niemals bis zum Pilzraumschiff kommen.
Vorher hätte ich ihn längst mit einern Gleiter eingeholt. Es konnte aber auch sein, daß die Plostas ihn entdeckten. In dem Falle war ihre Reaktion nicht vorherzusehen. Vielleicht ignorierten sie ihn, vielleicht jagten sie ihn zurück, möglicherweise brachten sie ihn auch um.
Dennoch durfte ich ihm nicht sofort folgen. Zuerst mußte ich mich um den Major kümmern und dafür sorgen, daß er auf die übrigen Verdummten aufpaßte.
Ich fand Major Polata auf dem Boden seiner Kabine. Er war ebenfalls mit Bioplaststreifen gefesselt, und eine Schwellung über dem linken Ohr verriet die Methode, mit der Selchenin ihn ausgeschaltet hatte.
Nachdem ich seine Fesseln durchschnitten hatte, schüttete ich Polata einen Becher kalten Wassers über den Kopf. Er atmete tief ein, schlug die Augen auf und stöhnte.
„Können Sie mich verstehen, Major?" fragte ich.
Er blinzelte.
„Selchenin! Sie müssen Selchenin suchen, Captain! Wie konnte er überhaupt entkommen?"
Ich deutete auf meinen schmerzenden Hals. An Polatas Reaktion ersah ich daß sich die Druckstellen bereits verfärbt hatten.
„Er hatte mir die Luft abgeschnürt. Jetzt befindet er sich außerhalb des Schiffes."
Der Major stemmte sich ächzend hoch.
Ich half ihm dabei. Er betastete die Schwellung an seinem Kopf.
„Der Bursche hat einen Schlag wie ein Ertruser. Los, nehmen Sie einen Gleiter und holen Sie ihn zurück, Captain!"
„Sofort", erwiderte ich. „Erst müssen Sie noch erfahren, daß Selchenin wahrscheinlich einen Teil der Verdummten mit Betäubungsmitteln vollgepumpt und die übrgen in ihren Kabinen ein geschlossen hat. Jedenfalls sind die Korridore leer, und Wangemu liegt betäubt in seiner Kabine."
„Darum kümmere ich mich. Sie fliegen jetzt Selchenin nach."
Ich nickte dem Major zu, dann lief ich aus der Kabine und begab mich zum nächsten Gleiterhangar. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, daß der Paralysator griffbereit in seiner Magnethalterung steckte, startete ich.
Da ich mir die Fluchtrichtung gemerkt hatte. entdeckte ich Dawidow Selchenin schon nach wenigen Sekunden. Er war nicht mehr allein. Etwa hundert Plostas hatten ihn umringt.
Die Insektenwesen wollten mit Selchenin kämpfen. Ich erkannte es aus den rituellen Bewegungen, mit denen sie ihn umkreisten und daran, daß sie ihm kleine Holzspieße ins Fleisch trieben, um ihn zu reizen. So gingen sie stets vor, wenn sie einen Kampf erzwingen wollten.
Während ich den Gleiter zu der Gruppe steuerte, zerbrach ich mir den Kopf darüber, wie ich die Plostas von ihrem Vorhaben abbringen könnte. Aber mir fiel keine
Weitere Kostenlose Bücher