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0527 - Der Tag der Kobra

0527 - Der Tag der Kobra

Titel: 0527 - Der Tag der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eingestellt hatte, ahnte nicht, wer sich hinter diesem Namen und dieser Person wirklich verbarg…
    Zamorra kämpfte mit sich. Sollte er ob dieser Äußerung über Sam Dios reden? Andererseits: Wenn Dios nicht in den Kampf um den Thron des ERHABENEN eingegriffen hätte, exisitierte Zamorra jetzt vermutlich gar nicht mehr. Er verdankte Sid Amos sein Leben. Wem gegenüber sollte er ehrlich sein: zu seinem Lebensretter oder zu seinem alten Freund?
    Aber Sid Amos hatte selbst behauptet, sie seien jetzt quitt…
    »Vielleicht.«, begann Zamorra zögernd, »liegen Wunsch und Wirklichkeit gar nicht…«
    …gar nicht so weit auseinander, hatte er beginnen wollen. Aber er kam nicht dazu. Denn in diesem Moment trat eine junge Frau an den Frühstückstisch. »Bitte, entschuldigen Sie, wenn ich Sie störe«, wandte sie sich nach einem überraschten Blick auf Tendyke an Zamorra. »Aber man sagte mir am Empfang, daß ich Sie hier finden würde. Ich bin Rani Rajnee.«
    Zamorra starrte sie verblüfft an. Es war die Frau von gestern abend, die er aus Indien zu kennen sicher war! »Mich?« stieß er hervor. »Verzeihung… aber was kann ich für Sie tun?«
    »Wir sind miteinander verabredet, Mister Tendyke!«
    Tendyke hob die Hand. »Sorry, Lady… ich fürchte, Sie unterliegen einem kleinen Irrtum. Ich bin Robert Tendyke. Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Ihre Augen wurden groß. Er lachte leise. Es war immer wieder dasselbe. Hinter seinem Aussehen vermutete niemand den großen Geschäftsmann. Man suchte nach Nadelstreifenanzügen, nicht aber nach fransenbesetzter Lederkleidung und einem breitrandigen Cowboyhut. »Es stimmt, Lady«, versuchte er sie zu beruhigen. »Muß ich Ihnen erst meinen Ausweis zeigen?«
    Sie ließ sich stumm und etwas ratlos auf einem der Stühle nieder.
    »Wir haben uns doch gestern abend schon gesehen«, erinnerte sich Zamorra. »Sie saßen uns in diesem kleinen Lokal gegenüber, wie heißt es noch gleich…«
    »Stimmt. Sie haben mich sehr eigenartig angeschaut«, sagte die Reporterin.
    »He«, warf Tendyke ein. »Mit wem ist das Interview denn nun verabredet? Mit mir oder mit dir, Zamorra? Du wirst uns sicher entschuldigen. Kommen Sie, Miß Iiajnee. Wir suchen uns einen Platz, der nicht ganz so publikumswirksam ist wie dieser Frühstückssaal, der wohl in Kürze fürs Mittagessen neu eingedeckt wird. Meine Suite zu empfehlen, ist wohl nicht schicklich, die Bar hat noch nicht geöffnet… schlagen Sie etwas vor. Sie kennen sich in Sidney bestimmt besser aus als ich.«
    »Oh, ich lebe auch noch nicht lange hier…«
    »Na schön. Wir werden schon etwas finden. Zamorra, wir sehen uns später, okay?«
    Zamorra sah den beiden nach, wie sie den Raum verließen. Dann griff er wieder nach der von Tendyke mitgebrachten Zeitung und las den Artikel. Gezeichnet war er mit R.R.
    Wie hatte die junge Inderin sich noch gleich vorgestellt? Rani Rajnee!
    Abgekürzt R.R. ...?
    Aber das alles, fand Zamorra, war ja nicht seine Sache. Er fühlte sich nur plötzlich etwas überflüssig. Nicole und Ted waren mit Shado unterwegs, Tendyke mit der Reporterin, und er saß hier und drehte Däumchen.
    Sicher, er konnte einen Flug nach Paris oder Lyon buchen und heimkehren, um im Château Montagne auf Nicole zu warten. Aber irgendwie hatte er dazu im Moment keine Lust.
    Aber er wäre nicht er selbst gewesen, wenn er sich irgendwo auf der Welt auch nur eine Stunde gelangweilt hätte. Er brauchte nur nach einer Beschäftigung zu suchen…
    ***
    Ben Nevis hatte es nicht mehr geschafft, seine Wohnung aufzusuchen. Die Zeit hatte gerade noch ausgereicht, mit dem Taxi seinen Arbeitsplatz zu erreichen. Seufzend stellte er die Messing-Kobra auf seinem Arbeitspult ab. Die Skulptur machte sich da sogar echt gut und fiel natürlich prompt den lieben Kollegen auf, die spekulierten, ob Nevis jetzt unter die Kitsch- und Kunstsammler gegangen sei. »Sieh zu, daß sie dich nicht beißt«, gaben ein paar Spötter von sich, denen auffiel, wie perfekt die Figur modelliert war - von der Ausformung winzigster Hautschuppen bis hin zu den Zähnen, bei denen sogar die Giftkanäle angedeutet waren. Schließlich wurde es Nevis zuviel, und er dekorierte um - die Messing-Kobra verschwand vom Arbeitspult in den Fußraum desselben, wo sie niemandem mehr auffiel.
    Als Nevis von der Mittagspause an seinen Radarschirm zurückkehrte, stellte er fest, daß die Figur verschwunden war.
    ***
    Rani stellte fest, daß sie unkonzentriert war. Die vergangene Nacht machte sich

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