0527 - Der Tag der Kobra
bemerkbar. Hinzu kam das ungewohnt frühe Aufstehen. So wunderbar es gewesen war, von Ben geweckt und zwischen den Frühstückshäppchen noch einmal geliebt zu werden, so fehlte ihr doch jetzt Schlaf. Sie hatte sich durch die Arbeit bei der Zeitung darauf eingestellt, oft erst nach Mitternacht von der Redaktion nach Hause zu kommen und entsprechend bis in den späten Vormittag zu schlafen. Diesmal war aber alles restlos durcheinandergeraten.
Sie wich immer wieder von ihrem Konzept ab, stellte Fragen ohne Bedeutung, dachte dabei an Ben. Und sie war müde. Hinzu kam ihre Verwirrung über Tendykes Aussehen. Dann der Zufall, daß sie gestern abend im selben Lokal praktisch Tisch an Tisch gesessen hatten… und da war noch dieser andere Mann, den sie zuerst für den Industriellen gehalten hatte…
Sie fragte Tendyke danach.
»Gehört das auch mit zu Ihrem Interview?« wollte er lächelnd wissen. »Zamorra ist ein guter, alter Freund. Ein französischer Professor für Parapsychologie. Zufall, daß wir uns hier über den Weg gelaufen sind…«
Und Zufall gestern abend? dachte Rani. Sie spürte, daß es Zusammenhänge gab, die sie nicht verstand, aber sie schaffte es auch nicht, die richtigen Fragen zu formulieren. Das, was angeblich den Leser interessieren sollte, war schon schlimm genug. Wenn sie daran dachte, das alles später vom Recorder in lesbaren Text übertragen und ordnen zu müssen, damit eine saubere Reportage dabei herauskam, brach ihr der Schweiß aus.
Aber irgendwie schaffte sie es, das Gespräch hinter sich zu bringen und eine Fotoserie zu knipsen. »Die Verträge wurden bereits gestern früh unterzeichnet«, sagte Tendyke schließlich. »Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen noch die Büros zeigen, in denen die Firma künftig arbeiten wird. Es ist bereits alles soweit unter Dach und Fach, mir fehlt nur noch das Personal, mit dem sich der hiesige Geschäftsführer wird auseinandersetzen müssen. Wie und wo er dann produziert, ist seine Sache - Hauptsache, die Werft wirft Gewinne ab. Sie können dort auch fotografieren.« Er schmunzelte. »Ich schätze, das wird ‘ne wunderschöne Promotion für die Tendyke-Hedgeson-Werft…«
»Gern«, sagte sie. Ein paar Bilder mehr, das sparte ihr eine Menge Text und vereinfachte die Arbeit. Natürlich würde der Chef kaum mehr als drei Fotos auf die Seite bringen, vermutlich nur zwei, aber wenn sie dafür sorgte, daß die Bilder erstens interessant und aussagekräftig genug waren, um zweitens nicht zu klein abgedruckt werden zu können, ließ sich da schon einiges machen…
Sie war froh, daß Tendyke von sich aus eine Menge über die frisch gegründete Firma referiert hatte, ohne daß sie Zwischenfragen stellen mußte. Aber er schien Erfahrung im Umgang mit der Presse zu haben.
Tendyke ließ ein Taxi kommen.
Sie fuhren zu den T-H-Büros. Und Rani erlebte eine Überraschung…
***
Verärgert sah Nevis seine Kollegen an. »Sagt mal, was soll der Blödsinn? Reicht es nicht, daß ihr eure Witze über die Kobra reißt? Müßt ihr sie mir auch noch klauen?«
»Hier klaut keiner!« fuhr Rowlings ihn an. »Und schon gar nicht dieses verdammte Blechbiest, mit dem du den ganzen Vormittag über schon die Kollegen verrückt gemacht hast!«
»Aber das Ding ist weg, und wenn du noch einmal behauptest, Boß, ich würde Kollegen verrückt machen, regeln wir das draußen auf dem Flur! Verdammt, da unten hab’ ich die Schlange hingelegt, und da ist sie jetzt nicht mehr!«
»Vielleicht ist sie ja heimlich davongekrochen«, grinste jemand im Hintergrund. Nevis sah ihn böse an.
»Schluß jetzt!« verlangte Rowlings. »Geklaut wird hier nicht. Wenn jemand einen dummen Streich gemacht hat, ist’s hiermit genug. Bei Feierabend ist das Kriechtier wieder an seinem Platz. Verstanden? Und jetzt kümmert euch um eure Arbeit! Die Fluglotsen warten auf eure Daten!«
***
Zamorra fuhr per öffentlichem Verkehrsmittel zum Airport hinaus. So, wie er die Sache einschätzte, würden Shado, Nicole und Ted in Kürze hier auftauchen, um ins Outback zu fliegen, dorthin, wo sich Shados Clan derzeit aufhielt. In der Tat wurde Shados Flugzeug bereits startfertig gemacht, wie Zamorra erfuhr. Niemand hinderte ihn daran, die Hangars der Privatmaschinen aufzusuchen und sich das Flugzeug des Aborigine anzusehen. Eine kleine Maschine; für drei Personen würde es recht eng werden. Aber es war nicht unmöglich… und auf dem 5. Kontinent gingen manche Uhren ganz anders…
Zamorra war gespannt darauf, was
Weitere Kostenlose Bücher