0529 - Die letzten Tage der Amazonen
Süden bereits die Stadtgrenze erreicht."
„Wohin gehen wir? Und was ist aus Gaby, Bolanda und Cynthia geworden?" fragte der MANN.
Vanilla erklärte: „Die Schmerzensreiche Mutter ist einem Attentat zum Opfer gefallen. Wir können nicht warten bis sich die Bedingungen für eine natürliche Nachfolge erfüllen. Wir müssen zum Allerweiblichsten pilgern. Dort soll die Nachfolgerin der Schmerzensreichen Mutter bestimmt werden. Gaby, Bolanda und Cynthia kommen selbstverständlich mit. Es ist alles vorbereitet."
5.
Zu Beginn dieses Krieges kämpften wir noch mit primitiven Waffen. Heute hat das Maschinengewehr den Vorderlader ersetzt, statt der Kavallerie kommen Panzerbrigaden zum Einsatz, die Meere werden nicht mehr von zerbrechlichen Segelund Ruderschiffen, sondern von U-Booten, Flugzeugträgern und Schlachtschiffen beherrscht, der Luftraum gehört den Überschall-Düsenjägern und den schweren Bombern. Aber wir bedienen uns auch des unsichtbaren, lautlosen Todes - Giftgase und Bakterien ersetzen uns menschliche Millionenheere. So gesehen, hat der Krieg unsere Entwicklung beschleunigt. Doch können wir uns dieser aufwärts führenden Tendenz nicht erfreuen, denn irgendwann in naher Zukunft ist der Höhepunkt erreicht, dann geht es abwärts mit uns.
Und nun standen die Dianen am Vorabend des Unterganges.
War es die Strafe dafür, weil sie wider die Naturgesetze gehandelt hatten?
Der MANN verscheuchte die Frage, es stand ihm nicht zu, zu urteilen oder gar zu richten. Er konnte nicht sagen, was falsch war oder richtig. Selbst, wenn der Mann dazu geschaffen war, an der Seite der Frau die Zukunft der Menschheit zu gestalten, konnte er, der einzelne MANN, seine Meinung dazu nicht äußern.
Er mußte den Dianen dankbar für die gute Behandlung sein.
Außerdem fühlte er sich in seiner Rolle wohl. Er gehörte dem schwachen Geschlecht an, er konnte den Lauf der Welt nicht ändern.
Dennoch dachte er bei sich, daß die Verdummung vielleicht ein Prüfstein des Schicksals für die Dianen war.
Vanilla hatte ihn mit einem Panzerfahrzeug in die nördlichen Randbezirke von Gournee gebracht, wo sich die Truppen der Virilistinnen formierten. Er trug eine Uniform und hatte sich Hände und Gesicht mit Erde beschmieren müssen, um nicht als MANN erkannt zu werden.
Vanilla hatte gesagt: „Ein männliches Wesen hat es in diesen Zeiten schwer. Selbst unsere eigenen Dianen könnten bei deinem Anblick zu Furien werden. Deshalb ist es besser, wir geben dich als Frau aus."
Kaum im Soldatenlager eingetroffen, wurde er von Vanilla sofort zu Gaby, Bolanda und Cynthia gebracht. Sie befanden sich in der Nähe eines kleinen, geländegängigen Lastwagens.
„Es ist alles für unsere Flucht vorbereitet", empfing Gaby ihn und küßte ihn auf die Wange. Dabei flüsterte sie ihm zu: „Ich muß dich unbedingt allein sprechen, Liebling."
Er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoß. Aber glücklicherweise war er so verschmutzt, daß es die anderen nicht merkten. Es war das erstemal in seinem Leben, daß er von einer Diane mit einem Namen bedacht wurde.
Liebling ...
„Aufsitzen!" befahl Vanilla.
Gaby schaute ihn noch einmal mit einem rätselhaften Ausdruck in ihren Augen an, dann nahm sie zusammen mit Cynthia in der Fahrerkabine des Lastwagens Platz. Vanilla, Bolanda und der MANN begaben sich auf die mit einer Plane überdachte Ladefläche.
Gleich darauf ruckte der Wagen an, und sie fuhren in nördlicher Richtung aus dem Lager. Er sah. durch die offene Rückseite, daß zwei Panzerfahrzeuge und ein weiterer, mit Kämpferinnen besetzter Lastwagen ihnen folgten.
„Wann werden wir das Allerweiblichste erreichen?" fragte der MANN.
„Das hängt davon ab", sagte Vanilla ausweichend. „Wir haben zwar unseren Weg genau festgelegt, aber in diesen unsicheren Zeiten weiß man nie, was dazwischenkommen kann." .
Sie blickte ihm voll in die Augen und fuhr fort: „Du mußt mir jetzt gut zuhören, denn ich werde dir alle Phasen unseres Planes erklären."
„Ihr habt unsere Flucht in allen Einzelheiten geplant?" fragte er hoffnungsvoll. „Dann - dann habt ihr eure frühere Kapazität wiedererlangt?"
„Was soll diese Anspielung", fuhr Vanilla ihn an. In ihren Augen funkelte es böse. „Halst du dich vielleicht für klüger als wir?"
„Nein, nein, Vanilla", sagte er rasch. Ihr Verhalten zeigte ihm, daß sie immer noch verdummt war. Seine aufkeimende Hoffnung verflog schnell. „Du wolltest mir etwas erklären, Vanilla."
Sie schien
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