0542 - Die Stunde des Zentauren
zersplitterten, als wären sie aus dünnem Glas. Doch seine bewußte Aufmerksamkeit war ganz auf die fremdartigen Bauten gerichtet - und auf die eigenartigen Lebewesen, die ganz in der Nähe reglos auf der unbewegten glatten Fläche eines kleinen Sees lagen.
Im nächsten Moment erstarrte der Asdise ebenfalls zu völliger Regungslosigkeit.
Nur der Voon, der wie ein hellblauer fingerdicker Schlauch Scanters langes Haar im Nacken zusammenhielt, zuckte vor Erregung.
Scanter Thordos wußte was das bedeutete.
Der Teleport-Aktivator hatte ein verwandtes Wesen entdeckt - ein Wesen, das ebenfalls psionischer Aktivitäten fähig war.
Und das konnte innerhalb des Großen Gefängnisses nur bedeuten, daß jemand sich anschickte, den Asdisen zu jagen...
Lordadmiral Atlan nickte dem Emotionauten zu. Mentro Kosum, dessen Frisur an die löwenähnlichen Mähnen der Gurrads erinnerte, verzog die Lippen zu einem schwachen Grinsen, dann spannte sich sein Gesicht in geistiger Konzentration.
Die Schwarzschild-Reaktoren der GEVARI dröhnten auf und übertönten die leise Unterhaltung, die zwischen Sandal Tolk und Tahonka-No geführt wurde. Kontrollsignale flackerten; ihr Lichtschein spiegelte sich zuckend auf der wie poliert wirkenden schwarzen Fläche von Tolots Schädel.
Dann baute der Waring-Konverter sein Kompensationsfeld auf, und das diskusförmige Spezialschiff verschwand aus dem vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum, das man nach einem klugen Terraner des präkosmischen Zeitalters „Einstein-Raum" nannte. Auf dem Reliefschirm erschien die blaßgelbe Sonne Intern-Alpha. Sie stellte allerdings nicht das Ziel der GEVARI dar, aber sie lag, vom Schiff aus gesehen, in der gleichen Richtung wie der Planet GEPLA I- und so wurde Intern-Alpha als Richtobjekt benutzt.
Atlan wandte den Kopf und blickte zu Gucky hinüber.
Der Mausbiber lag auf einem zurückgeklappten Konturlager und schien zu schlafen. Als er seinen großen Nagezahn entblößte, glaubte Atlan, er wäre wach, doch dann sah er an dem gleichmäßigen Heben und Senken der Brust, daß Gucky offenbar tatsächlich fest schlief.
Wahrscheinlich sonnt er sich träumend im Glänze seines Ruhmes, dachte der Arkonide.
Er lächelte.
Der kleine Ilt hatte allen Grund, stolz auf sich zu sein. Ohne ihn wäre ihnen allen wahrscheinlich die Flucht vom Kleinplaneten Portier nicht gelungen. Vielleicht würden sie sogar nicht mehr leben, wenn Gucky nicht in gewagtem Einsatz die Schaltstation für das Panikfeld und die Energieerzeuger für das Erlösungsauge sowie den Großtransmitter selbst zerstört hätte.
Das Dröhnen der Schwarzschild-Reaktoren verebbte. Der Geräuschpegel innerhalb der Steuerzentrale normalisierte sich.
Durch die transparente Kanzelwölbung sah Atlan, daß die GEVARI in den Einstein-Raum zurückgekehrt war.
Mentro Kosum drückte einen Knopf. Die SERT-Haube hob sich.
„Dreihundert Millionen Kilometer in Richtung Intern-Alpha", sagte der Emotionaut in Atlans Richtung. „Langsam schleichen wir uns an, wie der Fuchs an einen Gockelhahn."
„Darf ich lachen, Lordadmiral?" fragte Merkosh von seinem Platz aus. Der Gläserne bewegte die Lippen, als wollte er sie verstülpen, um aus ihnen einen Trichter zu formen.
Tahonka-No, der „Knöcherne", blickte irritiert zu dem seltsam aussehenden Mutanten hinüber.
Er schien sich nicht klar darüber zu sein, ob Merkosh seine Frage, ernst gemeint hatte oder nicht.
„Wenn, dann lachen Sie bitte außerhalb des Schiffes", erwiderte Atlan trocken. „Aber lachen Sie bitte kein Loch ins Universum, damit die Galaxien nicht herausfallen."
Der Gläserne schluckte, und Kosum brach in lautes Gelächter aus, das schlagartig verstummte, als eine unsichtbare Kraft den Mund des Emotionauten gewaltsam schloß. Kosums Zähne schlugen hart aufeinander.
„Ruhe, bitte, mahnte Gucky - und schlief abermals ein.
„Es tut mir sehr leid, Kleiner", sagte Atlan, „aber du darfst jetzt nicht mehr schlafen. Als einziger Telepath an Bord der GEVARI mußt du den Psi-Äther überwachen."
Der Ilt stöhnte, richtete sich auf und rieb sich die Augen.
„Immer ich!" murrte er.
„Eines Tages wird man dir den Titel .Retter des Universums verleihen, Gucky", sagte Kosum.
Der Mausbiber drückte voller Stolz die Brust heraus und versuchte, seinen Bauch einzuziehen.
„Danke, Mentro, du bist ein feiner Kerl." Er ließ die Rückenlehne seines Kontursessels hochgleiten, legte den Kopf an die Nackenstütze und schloß die Augen. „Dann will ich mal
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