0554 - Kidnapper im Weltraum
den Antigravantrieb aus. Sein Gesicht glich einer Maske. Die ganze Situation war ihm offensichtlich unangenehm und peinlich. Ein Blick, den er Gucky heimlich zuwarf, enthüllte Atlan die Wahrheit: Der Mausbiber hatte darauf bestanden, daß Ribald ihn begleitete, und Atlan konnte sich auch denken, warum Gucky bei ihm auf getaucht war.
„Freut mich, euch zu sehen", sagte er ruhig. „Was darf ich euch anbieten?"
„Wir haben gerade am Goshunsee im Bungalow etwas getrunken", erklärte Gucky. „Wir wollten mit dir reden."
„Also gut, dann reden wir eben trocken", meinte Atlan. Er wirkte trotz seiner Selbstvorwürfe gelassen. „Ich kenne alle Argumente und muß sie anerkennen. Auf der anderen Seite bin ich absolut sicher und damit übrigens Rhodans Meinung, daß die Fremden früher oder später ohnehin hinter unser Geheimnis gekommen wären. Wir haben die Entwicklung lediglich beschleunigt, das ist alles. Deshalb brauchst du nicht gleich so zu tun, Gucky, als hätte ich euch alle verraten."
„Wenn ich dabei gewesen wäre, Atlan, wäre das nicht passiert!"
Atlan lächelte nachsichtig.
„Mein Kleiner, du hast ein kurzes Gedächtnis. Darf ich dich daran erinnern, daß du schon sehr oft durch dein Temperament und durch deine Voreiligkeit mich oder Rhodan in schwierige Situationen hineinmanövriert hast? Sicherlich hast du es niemals böse gemeint, aber es passierte eben. Hat dir jemand daraus jemals einen ernsthaften Vorwurf gemacht?" Als der Mausbiber zögernd den Kopf schüttelte, fuhr Atlan fort: „Siehst du, was ich meine?
Ich habe leider einen Fehler begangen, aber statt mir zu helfen, tust du genau das Gegenteil, wenn du dauernd mit Vorwürfen kommst. Das Vergangene ist nicht mehr zu korrigieren. Hilf mir dabei, das bringt uns alle weiter, und verzichte darauf, die Voreiligkeit deiner Mutantenkollegen regelrecht auskosten zu wollen, um dich selbst hochzuspielen."
Gucky sah Atlan verwundert an. Dann schüttelte er den Kopf.
„Für was hältst du mich eigentlich? Für einen Terraner mit Minderwertigkeitskomplexen? Ich will dir doch helfen ..."
„Schön, dann vergiß das, was geschehen ist!" Atlans Stimme wurde um eine Nuance schärfer. „Ich habe meinen Fehler zugegeben und eingesehen. Als mein Freund solltest du mir keine Vorwürfe mehr machen, sondern überlegen, wie wir der Menschheit helfen können. Wir tragen eine große Verantwortung, denn vergiß nicht, daß damals fast jeder gegen Rhodans Plan war, das Sonnensystem von dem Schwarm einfangen zu lassen. Wenn es nun schiefgeht, wird man ihn und uns verantwortlich machen. Wir müssen das verhindern!"
„Atlan hat recht!" Zum ersten Mal griff nun Ribald Corello in die Debatte ein. „Gucky, er hat wirklich recht! Es ist eine Unvorsichtigkeit begangen worden, zugegeben. Dadurch werden die Ereignisse beschleunigt, auch zugegeben. Aber sind wir nicht darauf vorbereitet? Die Erde befindet sich bereits seit sechs Wochen innerhalb des sogenannten Schwarms, und es gibt sie noch immer. Es wird sie trotz des Fehlers auch in Zukunft geben, dafür sorgen wir alle, und zwar gemeinsam! Atlan hat von seinem Sondereinsatz wertvolle Erkenntnisse mitgebracht, die er mit dem Fehler seiner ihn begleitenden Mutanten bezahlen mußte, aber ich bin überzeugt, sie wurden billig bezahlt. Der Gegner weiß nun, daß wir stärker sind, als er ursprünglich angenommen hatte, aber er kennt noch immer nicht unsere wahre Stärke. Es wird an uns liegen, ihn ein zweites Mal zu täuschen und diesmal noch nachhaltiger."
Gucky nickte. Er wirkte versöhnlicher.
„Sicher, das stimmt, Ribald." Er sah Atlan an. „Du darfst mich nicht mißverstehen, alter Freund. Aber du sagst mir ja auch die Wahrheit, wenn ich mal danebenhaue!" Er grinste. „Deiner Meinung nach geschieht das ja auch oft genug. Gut, diesmal bist du der Pechvogel gewesen. Ich will dir keine Vorwürfe mehr machen - und vielleicht bist du jetzt so freundlich, uns einen gekühlten Saft servieren zu lassen. Wir haben einen mächtigen Durst."
Atlan gab dem stumm in einer Ecke stehenden Dienstrobot eine entsprechende Anweisung. Wenig später standen die Gläser auf dem Tisch. Atlan selbst stand auf und half Ribald, der naturgemäß in seinem Spezialstuhl etwas behindert war.
„Es ist vorauszusehen, daß dieser Götze namens Corkt Y'Xamterre alles daransetzen wird, uns als Aufrührer zu bestrafen, denn das ist er seinem Ruf schuldig. Er wollte damit protzen, ein besonders nützliches Hilfsvolk eingefangen zu haben, und
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