Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
stand fest, daß sich die Ratten in Bewegung gesetzt hatten.
    Und sie kamen.
    Um diese Tür zu öffnen, bedurfte es einer gewissen Kraftanstrengung. Eine einzelne Ratte hätte dies bestimmt nicht geschafft. In der Masse aber waren sie stark.
    Gemeinsam mußten sie hochgesprungen sein, um sich von außen gegen die Tür zu wuchten.
    Sie schafften es.
    Der Eingang hielt dem Druck nicht stand. Die Aufprallwucht der Körper schleuderte die Tür so hart nach innen, als sollte sie dabei aus den Angeln gerissen werden.
    Sie blieb schief hängen, aber die Ratten hatten freie Bahn bekommen und strömten als graue, sich zuckend bewegende Masse in das kleine Haus, um es zu besetzen…
    ***
    Ich hatte mich so hingestellt, daß ich die Tür als auch Lorri im Auge behalten konnte. Beide schauten wir aus unbewegten Gesichtern der Invasion zu, ohne uns nur um einen Deut zu bewegen. Wir konnten die Rattenplage nicht stoppen, das Schicksal hatte es vorgeschrieben, und ich machte nicht den Fehler, mich zu bewegen.
    Das gesamte Haus schien zu schwanken, zu zittern. Die Ratten waren überall. Innerhalb von Sekunden hielten sie die Hütte besetzt.
    Ich sah sie vor dem Kamin; sie drückten sich in die Ecken und Winkel. Sie hockten auf den Fellen, auf dem Tisch, dem Hocker, und sie sprangen auch in die Regale, wo Töpfe, Schalen und Tiegel standen, die durch ihre Körper umgestoßen wurden und zu Boden fielen.
    Dabei landeten sie auf den Rattenkörpern, ohne zu zerbrechen.
    Der Inhalt aber verteilte sich auf den Rücken der Nager.
    Ich hatte meine provisorische Falle längst wieder abgegeben und in die Flammen geworfen. Mich interessierten allein die Ratten. Als sie ihre Positionen eingenommen hatten, blieben sie auch dort, ohne zu zucken oder sich anderweitig zu rühren. Lauernd warteten sie ab. Das aus dem offenen Kamin fallende Licht malte Muster und Zeichen über ihre grauen Körper und verzerrte sie zu kleinen Ungeheuern.
    Lorri war von ihnen ebenso umkreist wie ich. Sie preßten sich gegen unsere Beine. Ihre kleinen Knopfaugen zeigten ein tückisches Funkeln, ansonsten taten sie nichts.
    Ich hatte bisher geschwiegen, wollte aber von der Zigeunerin wissen, wie es weiterlief. »Was ist mit deinem Sohn?« fragte ich leise.
    »Wann kommt er her?«
    »Er ist schon da, John Sinclair. Du siehst ihn nur nicht.«
    »Im Haus?«
    Er befand sich nicht in der Hütte, das hörten wir Sekunden später, als von draußen her zwei kurz hintereinander ausgestoßene Pfiffe unsere Ohren erreichten.
    Ein Zeichen für die Ratten. Besonders für diejenigen Nager dicht neben mir.
    Sie sprangen plötzlich in die Höhe. Nicht weg von mir, sondern auf mich zu.
    Der unerwartete Anprall riß mich fast um. Ich hielt mühsam das Gleichgewicht, war deshalb abgelenkt worden, und schon hatten ein halbes Dutzend Ratten die Chance genutzt und hielten meinen Körper besetzt, wobei es sie nicht störte, daß ich das Kreuz offen vor der Brust trug, denn sie waren keine magischen Geschöpfe, sondern normale Tiere.
    Auf den Schultern krallten sie sich fest, auf meinem Kopf auch, an den Beinen, der Hüfte.
    Ich schluckte meinen Ekel und meine Angst so gut hinab wie eben möglich, hütete mich, auch nur mit der Wimper zu zucken, da ich die Nager nicht reizen wollte.
    Die Ratten an meinen Füßen hatten ihre Haltung verändert und sich halb aufgerichtet. Sie waren sprungbereit und würden mich anspringen, wenn ich versuchte, die anderen Ratten von meinem Körper zu schleudern.
    Lorri hatte es besser. Sie war nur von den grauen Pelztieren umringt. Keine hatte sich an ihrer Kleidung festgeklammert.
    Die Zeit kam mir lang vor, die Stille drückte, denn kein Tier gab einen Laut von sich.
    Er kam.
    Wir hörten ihn, wie er sich draußen vor dem Haus bewegte. Seine Schritte mußte er bewußt hart aufgesetzt haben, damit der Klang auch in die Hütte dringen konnte.
    Die Tür stand offen, ich schaute in die Finsternis und sah eine Gestalt. Mindestens so groß wie ich.
    Ein Mensch?
    Den Eindruck konnte man beim ersten flüchtigen Hinschauen bekommen. Dabei blieb es nicht, denn die Gestalt trat näher, überschritt die Schwelle, das Licht erreichte sie, und ich sah zum erstenmal, wer Janos tatsächlich war.
    Der Rattenmensch!
    ***
    Selbst ich, der viele schreckliche Anblicke gewohnt war, bekam einen nicht gelinden Schauer, als ich die Mischung aus Mann und Ratte ansah. Der untere Teil seines Körpers war menschlich, der obere besaß den Schädel einer Riesenratte.
    Er hatte sich geduckt,

Weitere Kostenlose Bücher