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0560 - Der Rattenmensch

0560 - Der Rattenmensch

Titel: 0560 - Der Rattenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den häßlichen Rattenschädel nach vorn gedrückt, die lange und auch breite Schnauze leicht geöffnet. Vor ihr dampfte Atem, und die kleinen Augen funkelten voller Heimtücke.
    Konnte er sprechen?
    Ich wußte es nicht und traute mich auch nicht, diese Kreatur zuerst anzureden. Ich wollte nichts machen, um die Ratten zu reizen, die auf meinem Körper hockten.
    Lorri übernahm für mich die Ansprache. »Du bist also gekommen, Janos. Du bist hier.«
    »Ich sagte es dir.«
    »Weshalb bist du hier?«
    Die Mutation ging noch einen Schritt vor. Dann drehte sie den Kopf und starrte mich an. »Er ist es, ich bin seinetwegen gekommen. Ich werde ihn zerreißen.«
    Diesmal gab ich eine Antwort. »Das hättest du früher haben können. Wir lagen in der Zelle und…«
    »Ich wollte es nicht. Ich wollte dich raushaben, dich in Sicherheit wiegen, um dich zerfetzen zu können. Man kann vieles mit mir anstellen, aber man darf mich nicht für dumm verkaufen wollen. Ich habe sehr genau gemerkt, wer in meine Zelle gekommen ist. Man schickte mir jemand, der mich unter Kontrolle halten und mich töten sollte. Vielleicht hättest du es längst tun sollen. Jetzt ist es zu spät. Das ist meine Stunde. Ich bin an der Reihe. Meine Ratten werden mich beschützen. Sie schauen zu, wie ich dich zerreiße!« Er schüttelte seinen widerlichen Schädel. »Niemand kann mich stellen und stoppen. Sie haben es immer wieder versucht, aber ich bin ihnen stets entkommen. Niemals ist jemand auf den Gedanken gekommen, daß der Killer aus dem Zuchthaus stammt.«
    »Bis auf eine Person«, sagte Lorri.
    Der Rattenschädel zuckte. Torday starrte seine Mutter an. Ob er inzwischen wußte, daß sie seine Mutter war. »Du?« fragte er.
    »Ja, ich.« Sie nickte. »Ich wußte, daß nur du der Mörder sein kannst. Es deutete alles darauf hin.«
    »Woher?« knurrte er.
    »Weil ich deine Mutter bin!«
    Der Rattenkopf flog zurück. Es sah tatsächlich so aus, als würde er von den Schultern kippen, so heftig hatte der Mutant seinen Schädel bewegt. »Neiiinnn!« kreischte er. »Du lügst, du…«
    »Ich bin deine Mutter! Ich konnte deine Taten nicht länger mit ansehen und handelte so, wie ich es einfach tun mußte. Ich gab den Behörden einige Tips, und sie schickten diesen Mann her, um den Mordterror zu stoppen.«
    Diese Tatsache mußte Janos Torday erst einmal verdauen. Er war durcheinander. Ich hätte mich gern bewegt. Die Chance, ihn anzugreifen kam, doch auf meinem Körper und dem Kopf verteilten sich die verfluchten Nager.
    Wie würde er handeln?
    »Verraten!« quetschte er hervor. »Du hast mich, deinen Sohn, verraten, Mutter.«
    »Das mußte ich.«
    »Nie brauchtest du das…«
    »Du bist ein Mörder! Du tötest Menschen. Dir muß das Handwerk gelegt werden.«
    »Dir nicht auch?«
    »Was heißt das?«
    »Wenn du meine Mutter bist, trägst du daran die Schuld, daß ich so geworden bin. Wieso konnte ich als Mutation geboren werden? Weshalb bin ich so…?« Er quälte sich, er schrie und sah so aus, als wollte er in die Knie sinken.
    Unruhe erfaßte die meisten der Ratten. Auch die auf meinem Kopf bewegte ihre Pfoten, schabte durch die Haare und kratzte auch leicht über die Kopfhaut.
    »Es war der Rattenzauber, den ich durchführte, als ich in den Wehen lag. Es war eine schlimme Zeit. Dein Vater hatte mich verlassen. Niemand half mir, ich habe dich allein zur Welt gebracht. Ich wollte Unterstützung haben, die ich von den Menschen nicht bekommen konnte. Deshalb mußte ich den Rattenzauber anwenden. Er gab mir Kraft und Sicherheit, aber er hat auch etwas Fürchterliches in Bewegung gesetzt und grausames Leben erschaffen, das es nicht geben soll. Ja, Janos, diesen Namen gab ich dir, so hieß auch dein Vater, ich fühlte mich schuldig. Ich fühle mich mitschuldig an all den grausamen Taten, die durch deine Hand begangen wurden. Deshalb mußte ich etwas tun, weil mich mein Gewissen plagte. Ich habe ein Gewissen, im Gegensatz zu dir.«
    Der Rattenmensch konnte es noch immer nicht fassen. Er stieß unartikulierte Laute aus, bückte sich dabei, als wollte er zwischen den Rattenkörpern auf die Knie fallen.
    »Ich habe mir vorgenommen, diesen Mann, der mein Feind ist, zu töten. Aber ich habe meine Pläne geändert. Ich werde auch auf dich keine Rücksicht nehmen. Ich darf es nicht. Du trägst daran die Schuld. Ich mochte dich leiden. Ich wußte, daß es zwischen uns etwas gab, das ich als Band sah, aber ich wußte nicht, daß du meine Mutter bist und mich geboren hast. Du

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