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0562 - Die Zeit der Reptilien

0562 - Die Zeit der Reptilien

Titel: 0562 - Die Zeit der Reptilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Raubsaurier fällen konnte.
    Er erschoß den Alpha.
    ***
    Herbst des Jahres 1995 christlicher Zeitrechnung:
    In Zamorras Arbeitszimmer klingelte das Telefon. Nicole Duval, seine Lebensgefährtin, Kampfpartnerin und Sekretärin, nahm das Gespräch entgegen.
    »Mostache?« Überrascht sah sie zur Uhr und wechselte einen schnellen Blick mit Zamorra - schon um sich zu vergewissern, daß der geliebte Chef neben ihr an seinem hufeisenförmig gerundeten Arbeitspult saß und auf der Computertastatur klapperte und nicht in Mostaches Schankstube die Gläser klirren ließ. »Um diese frühe Tageszeit? Was ist passiert?«
    Früh konnte man es nicht unbedingt nennen; der Stundenzeiger hatte die abendliche 6 passiert und versuchte mit quarzgesteuertem Feuereifer, dem Minutenzeiger zu folgen.
    Aber für eine Gastwirtschaft war das natürlich noch früh, auch wenn in dem kleinen Dorf an der Loire die Uhren alle ein wenig anders gingen und es auch schon mal vorkam, daß jemand nachts um drei oder mittags um eins der Ansicht war, sich jetzt unbedingt besaufen zu müssen - und dies dann auch gewährt bekam.
    Aber daß Mostache, der Wirt, im Château Montagne anrief, nicht umgekehrt, war ungewöhnlich.
    Zamorra sah von seinem Computermonitor zu Nicole herüber. »Will er uns einladen, der alte Geizkragen? Wenn es auf seine Rechnung geht, kommen wir natürlich sofort, und er kann schon mal das Edelste vom Edelsten auf den Mon- tagne-Tisch stellen.«
    Nicole schaltete auf Freisprechen um, noch während Zamorra spöttelte.
    »Ihr werdet auch kommen, wenn’s nix umsonst gibt!« schrie Mostache. »Ihr müßt kommen! Ihr müßt mich retten! Ihr müßt die ganze Welt retten! Hier ist der Teufel los! Hiiilfeeäh…!«
    Dann klickte es in der Leitung; die Verbindung war unterbrochen, Zamorra und Nicole sahen sich an. Kannten sie diesen Tonfall in Mostaches Stimme nicht irgendwoher…?
    »Klingt ziemlich ernst, nicht?« fragte Nicole.
    »Klingt ziemlich ernst, ja«, bestätigte Zamorra. »Daß es nix umsonst gibt, hat er uns noch nie angedroht. Ich denke, wir sollten ihm klarmachen, daß das nicht geht. Schon gar nicht, wenn wir ihn und noch dazu die ganze Welt retten sollen.«
    Nicole zuckte mit den Schultern.
    »Ich sage William Bescheid. Wenn’s nix umsonst gibt, kann er das ja erledigen.«
    Das Telefon nervensägte erneut. Nicole hob ab und meldete sich mit einem gewaltigen, drohenden Werwolfknurren.
    Da das Gerät immer noch auf Freisprechen geschaltet war, vernahm auch Zamorra die Antwort - ein noch gewaltigeres, noch drohenderes Werwolfknurren. »Und wagt es ja nicht, euren Butler zu schicken! Verdammt noch mal, jetzt kommt endlich, und schafft mir dieses Ungeheuer vom Hals, ehe es mich umbringt!«
    Wieder war die Verbindung tot.
    »Er kennt uns«, seufzte Zamorra.
    »Das war eigentlich zu erwarten«, erwiderte Nicole, »nach all den Jahren.«
    »Er sollte eigentlich auch dieses Ungeheuer mittlerweile kennen. Warum müssen wir uns immer um so was kümmern? Er könnte ihm eine Bratpfanne um die Ohren hauen, und es wäre Ruhe.«
    »Mostache ist eben ein viel zu friedfertiger Mensch. Er würde höchstens die Fliegenklatsche nehmen.«
    Der Dämonenjäger seufzte abermals. »Ruf ihn an. Er soll wenigstens einen Schoppen Wein bereitstellen. Ich meine, wenn wir uns das schon antun, ihn zu retten…«
    »Wein? Ich habe heute meinen Baileys-Tag«, protestierte Nicole.
    »Ist mir zu gefährlich, das süße Teufelszeug. Wenn ich damit anfange, höre ich nicht wieder auf, ehe Mostaches Vorräte restlos niedergekämpft sind.«
    »Ich werde dir schon nichts übriglassen. William sage ich trotzdem Bescheid. Schließlich werden wir nicht mehr fahrtüchtig sein, wenn wir mit dem Baileys fertig sind.«
    »Vergiß nicht, daß wir vorher noch Mostache und die ganze Welt retten müssen«, erinnerte Zamorra.
    Energisch schüttelte Nicole den Kopf. »Erst das Vergnügen, dann die Arbeit«, entschied sie. »Also erst den Baileys.«
    Sie tastete die Direktwahl ein. Mostache schien in Erwartung des Rückrufes unmittelbar über dem Telefon gekauert zu haben.
    »Nun kommt endlich!« schrie er sofort los. »Rettet mich! Das verdammte Biest will mich rösten und auffressen!«
    »Nun reg dich nicht so auf, das schadet nur deiner Galle«, warnte Nicole. »Wie sieht es mit Bestechung aus? Baileys für mich und Wein für Zamorra?«
    »Wenn ihr noch lange wartet, bin ich tot!« kreischte Mostache.
    Nicole seufzte.
    »Ich hasse diese Übertreibungen«, sagte sie. »Wir

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