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0564 - Die Zeit mutiert

Titel: 0564 - Die Zeit mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Magenknurren. Er hätte seinen Hunger auch mit den stark konzentrierten Nahrungstabletten stillen können. Aber dann sagte er sich, daß die Nahrung der Kriech-Autoritärs auch nicht übler schmecken könnte als die Konzentratnahrung - und wer wußte, vielleicht stellte sie sich als wahre Gaumenfreude heraus!
    Kurz entschlossen nahm er den Schlauch des Nahrungsspenders in den Mund, drehte den Hahn auf und sog daran. Er tat nur einen Zug, dann spuckte er den Schlauch aus.
    Der Brei stank wie nach faulen Eiern und brannte wie Feuer in seiner Kehle. Um das Brennen zu löschen und den widerlichen Geschmack zu vertreiben, drehte er den Hahn mit der Aufschrift TRINKEN auf und sog gierig an dem Mundstück. Aber anstatt den Geschmack nach Faulem und das Brennen zu mildern, wurde beides durch die übelriechende Flüssigkeit noch verstärkt.
    Gucky sah seine letzte Rettung in dem dritten Hahn. Er drehte ihn bis zum Anschlag durch - und eine süßliche Duftwolke wurde in seinen Rachen gesprüht, die so intensiv war, daß es seine Sinne benebelte.
    Gucky sank auf die muschelförmige Liegestatt zurück.
    „Das Tabora für eine Mohrrübe", jammerte er.
    „Welchen Preis verlangst du, Varfa?" erklang von der Pendeltür her eine schrille Stimme.
    Gucky fuhr hoch und sah sich einem Kriech-Autoritär gegenüber, der ziemlich nervös zu sein schien, denn er fuhr ständig Pseudopodien aus und zog sie wieder ein. Hinter ihm erschien der Gehilfe Varfas und sagte entschuldigend: „Ich wollte, daß Torlof draußen wartet, aber..."
    „Verschwinde, Hayg!" unterbrach ihn der Kriech-Autoritär, und der Artefoker zog sich wie ein geprügelter Hund zurück. An Gucky gewandt, fuhr Torlof fort: „Hast du nicht eben gesagt, was du für die Urne haben möchtest, Varfa?"
    Gucky wollte berichtigen, daß er keineswegs von einer Urne gesprochen hatte, aber dann kombinierte er noch rechtzeitig: Das Tabora befindet sich in dieser ominösen Urne, die in Varfas Besitz ist!
    „Ich habe nur phantasiert", sagte Gucky ausweichend.
    Torlof kam auf drei Pseudobeinen heran, murmelte verstehend: „Aha!" und brachte die Schläuche der drei Hähne in Ordnung.
    Dann sagte er anklagend: „Du hast dich also wieder einmal gehen lassen. Wenn du so weiterschlemmst, wirst du noch einmal platzen."
    „Ja, ich habe ein ausgiebiges Schlemmermahl gehalten", meinte Gucky wehmütig und schüttelte sich, weil er immer noch den fauligen Geschmack des Breis und der Flüssigkeit im Mund hatte.
    „Ich bin gekommen, um dir zu sagen, daß wir uns nicht länger mehr hinhalten lassen", sagte Torlof. „Als wir dir die Urne übergaben, damit du sie bewachst, warst du noch gesund. Aber jetzt bist du halb gelähmt und könntest sie gegen eine Tabora-Gemeinschaft nicht verteidigen. Du mußt uns die Urne übergeben, damit wir sie in Sicherheit bringen."
    „Das ist ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für Verhandlungen, Torlof", jammerte Gucky und hielt sich den Magen.
    „Wir wollen nicht länger mehr warten", sagte der Kriech-Autoritär entschlossen. „Nimm doch endlich Vernunft an, Varfa.
    Du bist krank und gehörst in eine Klinik. Du mußt die Verantwortung an einen Jüngeren abgeben."
    Gucky erinnerte sich an Varfas Gedanken, aus denen die Angst, von den eigenen Artgenossen in eine Klinik eingeliefert zu werden, deutlich zu spüren gewesen war.
    „Lieber töte ich mich, ehe ich in eine Klinik gehe", rief Gucky.
    „Euch geht es weniger um das Tabora, sondern mehr um mein Geschäft. Wenn ihr mich noch lange quält, dann nehme ich mein Geheimnis mit in den Tod!"
    Torlof zog vor Schreck sämtliche Pseudopodien ein. Als er sie wieder ausfuhr, zuckten sie nervös.
    „Ich habe für die Verhandlungen mit dir alle Vollmachten bekommen, Varfa", sagte er dann. „Du brauchst in keine Klinik zu gehen. Wir sind bereit, dir deine Freiheit und das Geschäft zu lassen. Einzige Bedingung ist, daß du die Urne an mich übergibst."
    Gucky tat, als überlege er. Schließlich sagte er: „Komme in einer Stunde wieder, Torlof. Bis dahin habe ich die Urne beschafft. Ich werde sie dir übergeben. Aber du mußt dann zu deinem Wort stehen."
    „Ganz bestimmt, Varfa."
    Torlof ging.
    Gucky rief seinen artefokischen Gehilfen herbei.
    „Ich habe mich entschlossen, die Urne doch an Torlof zu verkaufen, Hayg", sagte er. „Er kommt in einer Stunde, um sie abzuholen. Du weißt, wo sie ist. Bringe sie mir sofort."
    Gucky konnte nur vermuten, daß Hayg den Aufbewahrungsort der Urne kannte, und wie sich zeigte,

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